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phantast14

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Du gern über Friedhöfe und<br />

durch verlassene Gemäuer<br />

streifst. Ist das ein Ausgleich für<br />

Dich zu den apokalyptischen<br />

Welten in Deinem Kopf? Oder<br />

dient es der Ideenfindung?<br />

Frank Hebben: Ha! Tatsächlich<br />

war ich letzte Woche noch auf<br />

dem Johannisfriedhof in Bielefeld,<br />

bewaffnet mit Kamera und<br />

Stativ, um die holden Grabstatuen<br />

zu fotografieren. Graues<br />

Wetter, leider. Wenn ich fotografiere,<br />

bin ich ‚ganz bei der Sache‘,<br />

ohne zu denken – anders beim<br />

Marsch durch den Teutoburger<br />

Wald: Da kommen die Ideen<br />

automatisch. Vielleicht auch zu<br />

viel Sauerstoff.<br />

PHANTAST: In Deinen Dark-<br />

Industrial- und Cyberpunk-<br />

Geschichten schickst Du zumeist<br />

gebrochene Figuren in verwüstete<br />

und menschenfeindliche Welten,<br />

in ein Abenteuer mit ungewissem,<br />

meist üblen Ende. Könntest<br />

Du trotzdem eine Welt nennen,<br />

in der Du gern mal einen<br />

Tag verbringen würdest? Oder<br />

eine Figur, in deren Haut (sofern<br />

vorhanden) Du mal schlüpfen<br />

würdest?<br />

Frank Hebben: Ich habe – als<br />

Kontrapunkt – den „Algorithmus<br />

des Meeres“ geschrieben:<br />

eine Dystopie, die, für mich, aber<br />

eine Utopie ist: eine Kommune<br />

aus schrägen Typen, die ein gemeinsames<br />

Schicksal teilen,<br />

künstlerisch oder handwerklich<br />

begabt sind, aufeinander achtgeben.<br />

Obwohl es kein fließendes<br />

Wasser gibt. Und alles verfällt.<br />

Da würde ich sehr gerne leben.<br />

Denke ich wohl.<br />

PHANTAST: Die Story<br />

„Schwarz-Weiß“ ist recht deutlich<br />

als Parabel zum Thema Rassismus<br />

erkennbar. Die Gründe<br />

für Rassismus sucht man ja oft in<br />

Emotionen wie Angst oder Neid.<br />

Nun hast du dieses Thema auf<br />

Roboter übertragen und bewusst<br />

darauf geachtet, ihnen keine<br />

Emotionen anzudichten. Sollte<br />

eine Message der Story sein, dass<br />

Rassismus einfach die Folge eines<br />

fehlerhaften Denkprozesses<br />

ist?<br />

Frank Hebben: Es gibt einen<br />

coolen Spruch hierzu: „Ich bin<br />

kein Rassist, ich hasse alle Menschen.“<br />

Das ist ehrlich. Warum?<br />

Weil es alle Menschen auf eine<br />

Linie setzt. Genauso könnte man<br />

sich bewusst machen, dass alle<br />

Menschen – oder eben Roboter<br />

als ihr Spiegelbild – körperlich<br />

und geistig soweit gleich sind,<br />

ohne jetzt die ehernen Menschenrechte<br />

daraus ableiten zu<br />

wollen – hier: „Die Abweichung<br />

lag an der hastig programmierten<br />

Konstruktionsmatrix, spielte<br />

aber für die Funktionalität der<br />

Roboter keine Rolle; ihr Innenleben,<br />

Lichtgehirn und Mechanik,<br />

war absolut identisch.“<br />

Somit, ja: Es ist ein fehlerhafter<br />

Denkprozess, der Gleiches verschieden<br />

macht. Oder, auch ein<br />

schönes Zitat: „Gesetzt den Fall,<br />

wir würden eines Morgens aufwachen<br />

und feststellen, dass<br />

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