phantast14
phantast14
phantast14
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
_______________________________________________________________________________________________<br />
Du gern über Friedhöfe und<br />
durch verlassene Gemäuer<br />
streifst. Ist das ein Ausgleich für<br />
Dich zu den apokalyptischen<br />
Welten in Deinem Kopf? Oder<br />
dient es der Ideenfindung?<br />
Frank Hebben: Ha! Tatsächlich<br />
war ich letzte Woche noch auf<br />
dem Johannisfriedhof in Bielefeld,<br />
bewaffnet mit Kamera und<br />
Stativ, um die holden Grabstatuen<br />
zu fotografieren. Graues<br />
Wetter, leider. Wenn ich fotografiere,<br />
bin ich ‚ganz bei der Sache‘,<br />
ohne zu denken – anders beim<br />
Marsch durch den Teutoburger<br />
Wald: Da kommen die Ideen<br />
automatisch. Vielleicht auch zu<br />
viel Sauerstoff.<br />
PHANTAST: In Deinen Dark-<br />
Industrial- und Cyberpunk-<br />
Geschichten schickst Du zumeist<br />
gebrochene Figuren in verwüstete<br />
und menschenfeindliche Welten,<br />
in ein Abenteuer mit ungewissem,<br />
meist üblen Ende. Könntest<br />
Du trotzdem eine Welt nennen,<br />
in der Du gern mal einen<br />
Tag verbringen würdest? Oder<br />
eine Figur, in deren Haut (sofern<br />
vorhanden) Du mal schlüpfen<br />
würdest?<br />
Frank Hebben: Ich habe – als<br />
Kontrapunkt – den „Algorithmus<br />
des Meeres“ geschrieben:<br />
eine Dystopie, die, für mich, aber<br />
eine Utopie ist: eine Kommune<br />
aus schrägen Typen, die ein gemeinsames<br />
Schicksal teilen,<br />
künstlerisch oder handwerklich<br />
begabt sind, aufeinander achtgeben.<br />
Obwohl es kein fließendes<br />
Wasser gibt. Und alles verfällt.<br />
Da würde ich sehr gerne leben.<br />
Denke ich wohl.<br />
PHANTAST: Die Story<br />
„Schwarz-Weiß“ ist recht deutlich<br />
als Parabel zum Thema Rassismus<br />
erkennbar. Die Gründe<br />
für Rassismus sucht man ja oft in<br />
Emotionen wie Angst oder Neid.<br />
Nun hast du dieses Thema auf<br />
Roboter übertragen und bewusst<br />
darauf geachtet, ihnen keine<br />
Emotionen anzudichten. Sollte<br />
eine Message der Story sein, dass<br />
Rassismus einfach die Folge eines<br />
fehlerhaften Denkprozesses<br />
ist?<br />
Frank Hebben: Es gibt einen<br />
coolen Spruch hierzu: „Ich bin<br />
kein Rassist, ich hasse alle Menschen.“<br />
Das ist ehrlich. Warum?<br />
Weil es alle Menschen auf eine<br />
Linie setzt. Genauso könnte man<br />
sich bewusst machen, dass alle<br />
Menschen – oder eben Roboter<br />
als ihr Spiegelbild – körperlich<br />
und geistig soweit gleich sind,<br />
ohne jetzt die ehernen Menschenrechte<br />
daraus ableiten zu<br />
wollen – hier: „Die Abweichung<br />
lag an der hastig programmierten<br />
Konstruktionsmatrix, spielte<br />
aber für die Funktionalität der<br />
Roboter keine Rolle; ihr Innenleben,<br />
Lichtgehirn und Mechanik,<br />
war absolut identisch.“<br />
Somit, ja: Es ist ein fehlerhafter<br />
Denkprozess, der Gleiches verschieden<br />
macht. Oder, auch ein<br />
schönes Zitat: „Gesetzt den Fall,<br />
wir würden eines Morgens aufwachen<br />
und feststellen, dass<br />
_______________________________________________________________________________________________<br />
53