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„Cyberpunk ist tot“<br />
Leitartikel von Judith Madera<br />
Wenn die Frage nach meinen<br />
Lieblingsgenres aufkommt und<br />
ich, wie aus der Pistole geschossen,<br />
antworte „Cyberpunk (!)“,<br />
kommen grob zusammengefasst<br />
drei unterschiedliche Reaktionen:<br />
„Hä? Was ist das denn?“,<br />
„Ja man, Cyberpunk ist geil!“<br />
und „Pfff, Cyberpunk ist tot!“.<br />
Dieser Artikel richtet sich vor<br />
allem an Leute, die die dreckigneonfarbenen<br />
Dystopien (noch)<br />
nicht kennen, und an all jene, die<br />
(teilweise zu Recht) behaupten,<br />
dass der Cyberpunk im 21. Jahrhundert<br />
überholt und tot ist.<br />
Hä? Was ist das denn?<br />
Cyberpunk gehört zu den dystopischen<br />
Strömungen der Science<br />
Fiction und stellt mitunter die<br />
dreckigste und gleichzeitig bunteste<br />
Variante dar. Zu Recht wird<br />
er von vielen als Film noir der SF<br />
bezeichnet, da seine Weltsicht<br />
trotz aller Begeisterung für die<br />
technologischen Möglichkeiten<br />
pessimistisch und zynisch ist.<br />
Was das (Sub-)Genre vor allem<br />
auszeichnet, ist der starke Kontrast<br />
zwischen High-Tech und<br />
Low-Life, Reichtum und Armut,<br />
Cyberspace und Realität.<br />
Diese Kontraste finden sich auch<br />
in der Sprache wieder, die zwischen<br />
technologischer Metaphorik<br />
und derber Gossensprache<br />
changiert.<br />
Typische Cyberpunkhelden sind<br />
die Verlierer der Zukunft, abgewrackte<br />
Hacker, gescheiterte<br />
Rebellen, depressive Cops und<br />
Privatdetektive, Prostituierte,<br />
Fahrradkuriere, Bandenmitglieder,<br />
Junkies oder reiche Kids, die<br />
nach dem „echten“ Leben suchen<br />
und ordentlich eins auf die Fresse<br />
kriegen. Sie haben Ecken und<br />
Kanten und sind meistens ziemlich<br />
egoistisch – und trotzdem<br />
mag man sie irgendwie. Weil sie<br />
anders sind. Und weil sie im<br />
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