phantast14
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tisch befand, um den herum sich<br />
eine Gruppe gepflegt gekleideter<br />
Japaner versammelt hatte.<br />
Erste verschlossene Blicke musterten<br />
ihn, als er sich der Loge<br />
näherte und keine Anstalten<br />
machte stehenzubleiben. Unter<br />
treibendem Zigarettennebel<br />
starrten ihn die Japaner an, und<br />
ihre Körper schienen bis zum<br />
Zerreißen angespannt zu sein,<br />
obwohl sie immer noch ruhig auf<br />
dem Boden saßen und sich in<br />
lautstarkem Japanisch miteinander<br />
unterhielten. Ohne zu zögern,<br />
stellte sich Cross vor den<br />
Tisch. „Konnichiwa“, grüßte er<br />
auf Japanisch und deutete eine<br />
leichte Verbeugung an. Schwitzende,<br />
in Falten gelegte Gesichter<br />
starrten ihn an. Die meisten<br />
davon zierte mehr als nur eine<br />
Narbe, und dass, obwohl es<br />
heutzutage bereits Routine war,<br />
ganze Gesichtsabschnitte praktisch<br />
nach Belieben verändern zu<br />
können. Bei einem der Männer<br />
konnte Cross die kunstvolle,<br />
animierte Tätowierung eines<br />
asiatischen Drachen erkennen,<br />
der sich in einem wilden Farbensturm<br />
vom Halsansatz abwärts<br />
auf der Haut des Japaners bewegte.<br />
Stille. Die Yakuza hatten ihre<br />
Gespräche verklingen lassen,<br />
aber niemand schien auf Cross<br />
eingehen zu wollen. Also redete<br />
er einfach weiter.<br />
„Stacy. Ich suche Stacy. Ich glaube,<br />
dass sie hier war ... sie ...“,<br />
krampfhaft versuchte sich Cross<br />
daran zu erinnern, wie seine<br />
Schwester ausgesehen hatte.<br />
Schwarzes Haar? Nein, es muss<br />
blond gewesen sein. Groß und<br />
schlank war sie sicher auch und<br />
natürlich im neuesten Hype gekleidet.<br />
Aber auf wen traf das hier<br />
nicht zu? „Blond. Sie hat blondes<br />
Haar. Sehr hübsch. Von der Ostküste.<br />
Sie kommt von der Ostküste.“<br />
Keine Reaktion. Nur die<br />
schwitzenden Gesichter und der<br />
treibende Rauch der Zigaretten.<br />
Mittlerweile spürte auch Cross<br />
den Schweiß an seinem Gesicht<br />
herablaufen, aber er dachte gar<br />
nicht daran, jetzt noch aufzugeben.<br />
„Seid ihr taub, ihr Wichser, oder<br />
wollt ihr nur nicht mit mir reden?<br />
Ich suche Stacy, verdammt,<br />
meine kleine Schwester. Und<br />
sollte ich erfahren, dass ihr etwas<br />
angetan wurde, dann werde ich<br />
euch eure kleinen, dreckigen<br />
japanischen Ärsche aufreißen ...“<br />
Mittlerweile hatte Cross seine<br />
Hände starr zu Fäusten geballt,<br />
und die letzten Worte kamen<br />
ihm so bitter über die Lippen,<br />
dass er die Japaner dabei fast<br />
angespuckt hätte.<br />
Dann kam Bewegung in die Szenerie.<br />
Na ja, zumindest etwas,<br />
dachte sich Cross, der im Augenwinkel<br />
wahrnahm, wie einer<br />
der Japaner seine Hand langsam<br />
und kontrolliert zu dem Katana<br />
neben seinem Sitzkissen gleiten<br />
ließ. Ihm blieb nicht mehr viel<br />
Zeit. Anscheinend waren die<br />
Yaks nicht kooperationswillig.<br />
Wenn ich hier jetzt noch lebend raus<br />
will, sagte sich Cross, dann muss<br />
ich handeln. Einfach mal schauen,<br />
was geschieht. So oder so. Eine Wahl<br />
habe ich jetzt nicht mehr. Blitzschnell<br />
stürzte Cross zur Seite,<br />
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