Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
noch so komplizierte Frage nonchalant
pariert. Der langjährige Ministerpräsident
Edmund Stoiber und der ehemalige
Bundesfinanzminister Theo Waigel sind
ebenfalls grandiose Gesprächspartner,
weil sie deutsche Zeitgeschichte mit
geprägt haben. Aber es gibt auch unter
den Sozialdemokraten hochinteressante
Persönlichkeiten, wie Christian Ude, den
früheren Münchner Oberbürgermeister.
Der war selbst Journalist und weiß, wie
man spannende Stories erzählt.
LiM: Gibt es auch spannende Stories, die
Sie nicht schreiben dürfen?
C. Hagen: Ja, leider ist das so. Politiker
lassen ihre Interviews heutzutage immer
autorisieren. Entweder tun sie dies
selbst oder ihre Pressesprecher. Oft wird
dann aus einem bemerkenswert offenen
Gespräch glattgebügeltes PR-Blabla.
Schade, dass es hier nicht so ist wie in
den USA oder Großbritannien. Dort gilt
bei Interviews traditionell das gesprochene
Wort.
LiM: Deutschland hat seit 14 Jahren
eine Kanzlerin und Europa jetzt eine
EU-Kommissionspräsidentin. Sind Politikerinnen
offener als die Männer, weniger
eitel vielleicht?
C. Hagen: Eitel sind Politiker, egal welchen
Geschlechts, alle bis zu einem
gewissen Grad. Sonst würden sie sich
einen dermaßen fordernden Job nicht
antun. Meine Erfahrung generell: Je
wichtiger sie sind oder einmal waren,
desto nahbarer sind sie im Gespräch.
Verkrampfter sind die weniger Routinierten.
Neulinge sorgen sich oft um die
richtige Garderobe und darum, dass der
Fotograf sie von der Schokoladenseite
ablichtet.
LiM: Auch Sie müssen mal ausspannen.
Können Sie uns Tipps geben, wo man das
in München besonders gut kann?
C. Hagen: Gerne. Ich möchte drei Plätze
nennen, die man von diesem Hotel
bequem zu Fuß erreichen kann. Da wäre
erst einmal der Italiener „H‘ugo‘s“ am
Promenadeplatz – die beste Pizza der
Stadt und die schönsten Frauen. Auch
die FC Bayern-Stars schauen hier gern
vorbei. Dann der „Augustinerkeller“ in
der Arnulfstraße – ein echter Bilderbuch-Biergarten.
Unbedingt das Hendl
probieren! Und falls das Wetter einmal
nicht so toll ist: Direkt am Bahnhofsplatz
gibt es das „Neni“ – beste orientalische
Küche in entzückender Atmosphäre.
Auch cool: Über dem Restaurant ist
gleich die „Boilerman Bar“, perfekt für
einen Cocktail nach dem Essen.
LiM: Wenn Sie Politiker wären, wie
würden Sie München noch lebenswerter
machen?
C. Hagen: Ich würde versuchen, das Verkehrschaos
in den Griff zu bekommen
– eine echte Herkulesaufgabe! Dann die
Mietpreise halbieren – aber selbst dann
wären sie immer noch viel zu hoch. Und
schließlich würde ich den Bierpreis auf
dem Oktoberfest für immer deckeln.
Würde mir das alles gelingen, hätte ich
gute Chancen, nächster Oberbürgermeister
zu werden.
Dieter Morjan,
Chefredakteur
„Life is Magnifique!“
Als Kind der ehemaligen Bundeshauptstadt
Bonn wehte mir der politische
Wind täglich um die Ohren.
Meine Mutter war Zugehfrau eines
bekannten Politikers, meine Schwester
diente Willy Brand. Ich wollte
schon immer mal mit einem Politjournalisten
ein Interview führen. DANKE
Clemens Hagen!
As a child in the former German capital, Bonn, I was exposed
to politics on a daily basis. My mother was a cleaner for a
well-known politician and my sister worked for Willy Brand.
I’ve always wanted to conduct an interview with a political
journalist. THANK YOU Clemens Hagen!
C. Hagen: Politicians are all vain to a certain
extent, whether male or female. Otherwise
they wouldn’t do such a demanding job. From
my experience, in general: the more important
they are or once were, the more approachable
they are in the interview. The less experienced
ones are more uptight. Newbies are often
concerned about wearing the right clothes and
whether the photograph shows them from their
best side.
LiM: You too have to unwind sometimes. Can
you give us tips on where’s particularly good to
unwind in Munich?
C. Hagen: With pleasure. I’d like to name three
places which you can easily reach on foot
from this hotel. First of all, there’s the Italian
“H‘ugo‘s” in Promenadenplatz – for the best
pizza in town and the prettiest women. The FC
Bayern Munich stars also like to drop by here.
Then there’s the “Augustinerkeller” in Arnulfstraße
– a real picture book beer garden. Don’t
leave before trying the Hendl! And if the weather’s
not very good: right at the station square,
there’s “Neni” – the best oriental cuisine in
a charming atmosphere. Also: the “Boilerman
Bar” is right above the restaurant, perfect for a
post-dinner cocktail.
Foto: Viviane Simon
Gestenreiches AZ-Interview: Ska Keller, Vorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament.
AZ interview with much gesturing: Ska Keller, Chair of the Greens/EFA group in the European Parliament.
LiM: If you were a politician, how would you
make Munich even better to live in?
C. Hagen: I’d try to get to grips with the traffic
chaos – a truly monumental task! Then cut
the rent prices by half – but even then, they’d
still be too high. And finally, I’d permanently
cap the price of beer at Oktoberfest. If I could
achieve all that, I’d have a good chance of becoming
the next mayor.
51