Dieter Kochheim, Verdeckte Ermittlungen im Internet - Cyberfahnder
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<strong>Kochhe<strong>im</strong></strong>, <strong>Verdeckte</strong> <strong>Ermittlungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Internet</strong>, S. 68<br />
304 . Neben der üblichen Aufnahmegebühr für jedes<br />
Mitglied (zum Beispiel 10 € per PaySafeCard)<br />
konnten 2009 noch zwei verschiedene Arten von<br />
Verkaufslizenzen in den Boards erworben werden:<br />
Monopollizenz (Patent); berechtigte zum exklusiven<br />
Verkauf einer Warengruppe (zum Beispiel gehackte<br />
Kreditkarten) und kostete mehrere Hundert<br />
Euro.<br />
Shop-Lizenz; berechtigte zum Verkauf beliebiger<br />
Leistungen mit Ausnahme der Monopol-Dienste<br />
und war günstiger zu bekommen.<br />
Seit 2010 gibt es nur noch normale Händlerlizenzen.<br />
Die so genannten Verkaufspatente wurden<br />
abgeschafft. Nun muss jeder Verkäufer einen Betrag<br />
zahlen, um die Verkaufsberechtigung zu erhalten.<br />
Das Prinzip spült Geld in die Board-Kasse<br />
und soll vor internen Scammern, Betrügern,<br />
schützen.<br />
Daneben seien neue Webshops entstanden,<br />
schreiben die Autoren, und einige "etablierte" seien<br />
weiterhin tätig. Ihre Betreiber könnten die Betreiber<br />
der Boards selber oder jedenfalls in deren<br />
Umfeld angesiedelt sein.<br />
Am Fall des „1337 Crew“ Forums haben viele Mitglieder<br />
<strong>im</strong> Untergrund erkannt, dass sie nicht so<br />
sicher sind, wie es wohl viele von ihnen gedacht<br />
hatten. Viele Onlinekr<strong>im</strong>inelle haben sich auch<br />
aus dem Untergrund-Tagesgeschäft zurück gezogen,<br />
vielleicht nur temporär, um nicht „mit laufendem<br />
Rechner“ von der Polizei erwischt zu werden.<br />
Eine der tiefsten Auseinandersetzungen mit der internationalen<br />
Cybercr<strong>im</strong>e-Szene stammt von<br />
François Paget, dem Leiter der McAfee Labs in<br />
Frankreich 305 , die ich mit eigenen Worten nacherzählt<br />
habe 306 . Er widmet sich besonders dem<br />
304 Marc-Aurél Ester, Ralf Benzmüller, Whitepaper<br />
04/2010. Underground Economy - Update<br />
04/2010, G Data 22.04.2010<br />
305 François Paget, Cybercr<strong>im</strong>e and Hacktivism,<br />
McAfee Labs 15.03.2010<br />
306 <strong>Dieter</strong> <strong>Kochhe<strong>im</strong></strong>, Cybercr<strong>im</strong>e und politisch<br />
motiviertes Hacking. Über ein Whitepaper von<br />
François Paget von den McAfee Labs,<br />
20.10.2010. Daraus entstand: <strong>Dieter</strong> <strong>Kochhe<strong>im</strong></strong>,<br />
2001 in Odessa gegründeten Carding-Board CarderPlanet<br />
und berichtet über dessen diversen<br />
Nachfolgeveranstaltungen . Die<br />
Carding-Boards sind eine besondere Ausgestaltung<br />
der Hacker-Boards. „Carding“ bezeichnet<br />
den Umgang mit Kredit- und anderen Zahlungskarten,<br />
genauer: Den Diebstahl, den Handel und<br />
den Missbrauch von Kartendaten. In der Zeit nach<br />
2001 entstanden vor allem in den USA andere<br />
Boards, in denen vermehrt auch gefälschte Personalpapiere<br />
und Universitätsabschlüsse angeboten<br />
wurden. Der „Datenhandel“ qualifizierte sich in der<br />
Zwischenzeit. Seit mehreren Jahren werden nicht<br />
nur einfache Kontozugangsdaten, sondern ganze<br />
Identitäten samt Ausweispapiere, persönlichen Vitae<br />
und mit den in den USA besonders wichtigen<br />
Sozialversicherungsnummern gehandelt. Die<br />
„1337 Crew“ und das heute noch aktive Board carders.cc<br />
307 widmen sich hingegen der ganzen Palette<br />
kr<strong>im</strong>ineller Erscheinungsformen <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit dem <strong>Internet</strong>, neben dem klassischen<br />
„Datenhandel“ besonders dem Verkauf von<br />
Malware und technischen Geräten zum Sk<strong>im</strong>ming,<br />
dem Vermieten von Botnetzen und geschütztem<br />
Speicherplatz 308 und Hilfen zur Beutesicherung.<br />
Das sind in erster Linie die Vermittlung von Finanz-<br />
und Warenagenten, unter falschen Identitäten<br />
eingerichtete Packstationen und der Transfer<br />
der inzwischen besonders favorisierten Zahlungsmittel,<br />
Spielkasinos <strong>im</strong> <strong>Internet</strong> und Verrechnungssysteme<br />
309 , also webmoney, PaysafeCard, ukash<br />
und schließlich Kreditkarten auf Guthabenbasis<br />
Eine kurze Geschichte der Cybercr<strong>im</strong>e,<br />
03.11.2010.<br />
307 .cc ist das Namenskürzel für die Top Level<br />
Domain der Kokosinseln. Der Namensraum wird<br />
von einem Subunternehmen von VeriSign<br />
verwaltet (USA). Eine nationale Zuordnung lässt<br />
sich daraus nicht zwingend schließen.<br />
308 Dazu gehören die schon genannten Bulletproof<br />
Hoster, die ich Schurkenprovider nenne:<br />
<strong>Kochhe<strong>im</strong></strong>, Schurken-Provider und organisierte<br />
Cybercr<strong>im</strong>e, 13.07.2008.<br />
Siehe auch: <strong>Kochhe<strong>im</strong></strong>, Basar für tatgeneigte<br />
Täter, 11.04.2010 (Schurkenprovider).<br />
309 Siehe: CF, Graue Bezahlsysteme, 08.12.2010.