B_rgerprogramm_2013-vorl_ufige_Fassung
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dahingehend, ob rechtsstaatliche Sicherungen wirkungsvoll verankert sind und sich<br />
auch im Alltag der Strafverfolgung zum Schutz der Bürgerrechte bewähren.<br />
• Wir setzen uns dafür ein, die Praxis der sogenannten Funkzellenabfragen genau zu beobachten<br />
und gegebenenfalls die gesetzlichen Anforderungen an das Verhältnismäßigkeitsprinzip<br />
gesetzlich zu konkretisieren. Keinesfalls darf es zu unkontrollierten Massenabfragen<br />
– etwa bei grundrechtlich geschützten Versammlungen – kommen.<br />
• Die Rechte der Menschen bei freiwilligen DNA-Reihenuntersuchungen wollen wir stärken.<br />
Ansonsten droht eine Aushöhlung des Zeugnisverweigerungsrechts. Deshalb werden<br />
wir die Belehrungspflichten ausbauen und weitere verfahrensrechtliche Sicherungen<br />
zur Voraussetzung solcher Reihenuntersuchungen machen.<br />
• Den Kernbereich privater Lebensführung wollen wir stärker schützen. Die Aufnahme eines<br />
sogenannten Spähangriffs in die Strafprozessordnung lehnen wir ab. Der sogenannte<br />
Große Lauschangriff ist vor dem Hintergrund der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />
und im Hinblick auf den Nutzen für erfolgreiche Verbrechensbekämpfung<br />
auf den Prüfstand zu stellen.<br />
• Der „Deal“ im Strafprozess soll gemäß den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts<br />
überprüft werden. Sollte diese Überprüfung zeigen, dass sich die Grundsätze des fairen<br />
Verfahrens und der schuldangemessenen Strafe nicht ausreichend sicherstellen lassen,<br />
so soll der „Deal“ notfalls gesetzlich ausgeschlossen werden.<br />
• Weiterhin wollen wir den Schutz von Berufsgeheimnisträgern – zum Beispiel Ärzten,<br />
Anwälten, Geistlichen, Sozialarbeitern – weiter stärken und die Strafprozessordnung<br />
überprüfen, ob weitere Berufsgeheimnisträger absoluten Schutz genießen sollten.<br />
• In Strafverfahren muss ein schonender Umgang mit Gewaltopfern selbstverständlich<br />
werden. Zivilcourage ist notwendige Voraussetzung der Bürgergesellschaft. Der Staat<br />
soll deshalb das Engagement und den Einsatz von Bürgern stärker honorieren, die sich<br />
den Straftätern in den Weg stellen, um den Opfern zu helfen. Auch Opfern von Justizirrtümern<br />
wollen wir besser helfen. Wir unterstützen deshalb die Einführung einer entsprechenden<br />
Anlaufstelle.<br />
• Wir setzen uns für ein modernes Familien- und Erbrecht ein, das die Dispositionsmöglichkeiten<br />
der Bürger erweitert. Dazu gehören für uns mehr Testierfreiheit des Erblassers<br />
sowie der zusätzliche Güterstand der sogenannten Errungenschaftsgemeinschaft<br />
für Ehegatten und eingetragene Lebenspartner. Die familien- und erbrechtliche Situation<br />
wollen wir den Gegebenheiten moderner Reproduktionsmedizin (zum Beispiel Samenspenden)<br />
anpassen. Wir setzen uns weiter für die Europäische Privatgesellschaft, also<br />
die Europa-GmbH, ein, um dem exportstarken deutschen Mittelstand eine Rechtsform<br />
zur Verfügung zu stellen, mit der sich kostengünstig in ganz Europa operieren lässt.<br />
• Für den liberalen Rechtsstaat ist eine leistungsfähige und unabhängige Justiz unentbehrlich.<br />
Zur Stärkung der Selbstverwaltung der Justiz ist das externe Weisungsrecht der<br />
Landesjustizverwaltung gegenüber den Staatsanwaltschaften abzuschaffen, um jeden<br />
Anschein einer politischen Beeinflussung der Justiz vorzubeugen. Notwendig ist auch eine<br />
Verkürzung der Verfahrensdauer vor den Gerichten. Die Justiz wollen wir fit machen<br />
für die moderne Informationsgesellschaft und die Globalisierung. Vor den Kammern für<br />
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