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Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut

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14<br />

tion, welche sich nur langsam dem Nullwert annähert.<br />

So wurde auch in 52,5 m Entfernung <strong>von</strong> der Ausbreitungsquelle<br />

noch ein Niederschlag <strong>von</strong> 145 Diasporen/m²<br />

festgestellt.<br />

Untersuchungen <strong>von</strong> Mayer (2000) sollten zeigen, ob<br />

sich dieser Kurvenverlauf auch auf größere Ausbreitungsdistanzen,<br />

die für die Neubesiedlung <strong>von</strong> Ackerflächen<br />

entscheidende Bedeutung haben können,<br />

extrapolieren lässt. In Abb. 4 sind die Fangergebnisse<br />

aus einem <strong>von</strong> vier Freilandexperimenten zu sehen.<br />

Wie bei den anderen drei Versuchen konnten auch<br />

hier keine Gesetzmäßigkeiten zum Niederschlag fernverbreiteter<br />

Diasporen gefunden werden. Im Gegenteil:<br />

Bei Experiment 4 wurde sogar in einer mit 139 m<br />

besonders weit entfernten Falle der höchste Diasporeneintrag<br />

festgestellt.<br />

Derartige Samenfallenexperimente im Freiland sind<br />

mit sehr komplexen äußeren Bedingungen verbunden,<br />

die in ihrer Gesamtheit kaum erfassbar sind. Sie sind<br />

somit als Grundlage für eine Modellierung des Ausbreitungsvorgangs<br />

schlecht geeignet. Deshalb wurde<br />

<strong>von</strong> Mayer (2000) zusätzlich die Sinkgeschwindigkeit<br />

der Diasporen gemessen und ein Windkanalexperiment<br />

durchgeführt, bei dem sämtliche Einflussfaktoren<br />

kontrolliert wurden. Die Windkanalflüge<br />

zeigten, dass die Sinkgeschwindigkeit der Diasporen<br />

durch die horizontale Anströmung – vertikale Luftbewegungen<br />

wurden völlig ausgeschlossen – vermindert<br />

wird. Die Erkenntnisse aus dem Windkanal wurden<br />

zur Erklärung der Samenfallenergebnisse herangezogen,<br />

was Aufschluss darüber geben sollte, in-<br />

Anteil gefundener Diasporen<br />

und Pappi (%)<br />

0.12<br />

0.10<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0.00<br />

wieweit sie zur Modellierung der Ausbreitung geeignet<br />

sind. Die unter windstillen Bedingungen gemessene<br />

Sinkgeschwindigkeit (c) lag bei 0,2 ms -1 (Standardabweichung:<br />

0,03ms -1 ). Bei einer Windgeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 2,1 ms -1 verringerte sich die Sinkgeschwindigkeit<br />

auf 0,18 ms -1 .<br />

Bezogen auf die im Samenfallenversuch gemessene<br />

Windgeschwindigkeit u = 2,25 ms -1 und eine Abflughöhe<br />

h = 1,50 m ergibt sich mit Hilfe des einfachen<br />

linearen Modells x = (h*u)/c eine Flugdistanz <strong>von</strong> x =<br />

18,75 m. Dieses Beispiel zeigt, dass mit einem solchen<br />

linearen Modell Ausbreitungsdistanzen <strong>von</strong><br />

139 m nicht zu erklären sind. Deshalb wurden in<br />

einem weiteren Modell parabolische Flugbahnen nach<br />

Rombakis (1947; in Geiger 1961) berechnet, die über<br />

den turbulenten Diffusionskoeffizient (A) auch Aufwinde<br />

mit einbezieht. Wie Abb. 5 zeigt, müssten die<br />

Diasporen in diesem Fall nach dem Abflug durch<br />

Aufwinde fast 2,3 m vom Blütenköpfchen emporgehoben<br />

werden, um eine Distanz <strong>von</strong> 139 m zu überwinden.<br />

Wahrscheinlicher als ein einmaliges Anheben<br />

am Start ist allerdings ein wiederholtes Aufsteigen der<br />

Diasporen im Laufe ihres Fluges.<br />

5 Keimung und Etablierung<br />

Da C. arvense ein Lichtkeimer ist (Heimann und<br />

Coussans 1996), können sich ihre Keimlinge nur an<br />

besonders einstrahlungsbegünstigten Standorten wie<br />

abgeernteten Feldern, Narbenverletzungen in Weiden<br />

oder an besonnten Uferböschungen etablieren. Im<br />

Gegensatz zum Gewächshaus, wo bei guter Ressour-<br />

Diasporen<br />

Pappi<br />

60 70 80 90 100 110 120 130 140 150<br />

Entfernung <strong>von</strong> der Diasporenquelle (m)<br />

Abbildung 4:<br />

Fernausbreitung (50 – 150 m) <strong>von</strong> Achänen und Pappi in einem Freilandexperiment <strong>von</strong> Mayer (2000). Der Diasporenniederschlag<br />

zeigt keine Regelmäßigkeiten; in der 139 m entfernten Falle werden sogar die höchsten Achäneneinträge<br />

gemessen

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