Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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Für die Unterscheidung der verschiedenen Rumex-<br />
Arten ist vor allem die Form und Größe der drei inneren<br />
Perigonblätter (= Valven) entscheidend (Abb. 3).<br />
Typisch für bestimmte Arten sind auch die Schwielen,<br />
die an den Valven ausgebildet sind (s. Abb. 3, Fig. H).<br />
Die Ausbildung der Valven ist für die Art der<br />
Verbreitung entscheidend, ob die Früchte besonders<br />
gut durch Wind, Wasser oder Tiere verbreitet werden.<br />
Mit zunehmender Größe der Valven gewinnt die<br />
Windverbreitung (Abb. 3, Fig. A) und mit der Zunahme<br />
der Größe der Schwielen (s. Abb. 3, Fig. F, G<br />
und H) nimmt die Verbreitung über das Wasser an<br />
Bedeutung zu. Günstige Bedingungen für die Verbreitung<br />
über die Tiere zeigen alle jene Arten, die sich<br />
durch Ausbildung <strong>von</strong> Widerhaken gut in den Fellen<br />
verschiedener Tiere festhalten können (Abb. 3, Fig. R,<br />
O und S).<br />
R. obtusifolius und R. crispus fallen weder durch<br />
besondere Vergrößerung der Valven, noch durch<br />
besondere Schwielen oder Widerhaken an den Valven<br />
auf. Bei R. alpinus fehlt sogar die Ausbildung <strong>von</strong><br />
Schwielen. R. obtusifolius und R. crispus sind sehr<br />
formenreich. Von R. obtusifolius lassen sich drei<br />
Unterarten deutlich unterscheiden, nämlich R. obtusifolius<br />
ssp. obtusifolius, R. o. ssp. sylvestris und R. o.<br />
ssp. transiens. In Tab. 1 sind die unterschiedlichen<br />
Merkmale der Unterarten <strong>von</strong> R. obtusifolius sowie R.<br />
crispus und R. alpinus angeführt.<br />
Geographische Verbreitung<br />
Das Hauptvorkommen der Rumex-Arten liegt in der<br />
temperierten Zone beider Hemispheren (Engler 1964).<br />
Nach Meusel et al. (1965) liegen wichtige Entfaltungszentren<br />
in Ostasien und im pazifischen Nordamerika.<br />
Nach der Verbreitungskarte (Meusel et al.<br />
1965) wird das Gesamtareal <strong>von</strong> R. obtusifolius in<br />
Europa deutlich (Abb. 4).<br />
Bemerkenswert ist die Übereinstimmung der Abgrenzung<br />
des Hauptverbreitungsgebietes nach Norden mit<br />
dem Auslaufen der temperierten Zone. Im Norden, in<br />
der borealen Zone, sind nur noch vereinzelte Vorkommen<br />
festzustellen. Wie ebenfalls aus der Arealkarte<br />
hervorgeht, fehlt der Stumpfblatt-Ampfer in den<br />
Gebieten mit höherer Kontinentalität. Aus seinem<br />
Verbreitungsareal sowohl nach Norden, wie nach<br />
Süden und Osten wird ersichtlich, dass der Stumpfblatt-Ampfer<br />
Extreme hinsichtlich Kälte wie Wärme<br />
meidet. Rechinger gab bereits 1932 die Verbreitungs-<br />
Tabelle 1:<br />
Wichtige Unterscheidungsmerkmale der drei Unterarten <strong>von</strong> R. obtusifolius und <strong>von</strong> R. crispus und R. alpinus<br />
Arten Valvenrand<br />
Abbildung 2:<br />
Blüte, typisch für Rumex,<br />
am Beispiel <strong>von</strong><br />
Rumex maritimus, drei<br />
äußere und drei innere<br />
Perigonblätter (aus:<br />
Engler und Prantl 1894)<br />
Abbildung 3:<br />
Früchte mit Valven, gebildet aus den inneren Perigonblättern.<br />
J = R. alpinus (aus: Engler und Prantl<br />
1894)<br />
Schwielenausbildung<br />
der drei<br />
Valven<br />
Form der Laubblattspreite der<br />
Grund- und unteren Stängelblätter <br />
Bewurzelungstyp<br />
R. obtusifolius<br />
ssp. sylvestris<br />
ganzrandig oder mit kurzen<br />
undeutlichen Zähnen<br />
R. obtusifolius<br />
ssp. obtusifolius<br />
mehrere deutliche<br />
1mm lange Zähne<br />
eine mit alle mit herzförmigem Grund Polwurzelstaude<br />
R. obtusifolius<br />
ssp. transiens<br />
mehrere deutliche<br />
1mm lange Zähne<br />
alle drei mit alle mit herzförmigem Grund Polwurzelstaude<br />
R. crispus (fast) ganzrandig<br />
eine oder drei<br />
mit<br />
am Grund keilig verschmälert,<br />
Rand stark kraus<br />
Polwurzelstaude<br />
R. alpinus jedes mit 3 - 8 Zähnen fehlend mit tief herzförmigem Grund Sprosswurzelstaude<br />
alle drei mit alle mit herzförmigem Grund Polwurzelstaude