Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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W. Opitz <strong>von</strong> Boberfeld / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:49-52 51<br />
Abbildung 2:<br />
Keimungsverlauf der jeweils besten Faktorenkombination im zweiten Beobachtungsjahr, zusammengestellt nach<br />
Ziron (2000)<br />
1961). Der zweitgrößte Effekt geht entsprechend Tab.<br />
2 vom Faktor Medium aus. Diese Wirkung wird vor<br />
allem durch die Stufe Nitrat, vgl. Tab. 1, ausgelöst.<br />
Besonders unter Filter und Dunkelheit, vgl. Abb. 1, ist<br />
das ausgeprägt, da unter den Bedingungen die Keimung<br />
bei den restlichen Stufen des Faktors Medium<br />
weitestgehend unterbleibt. Mit steigender Wasserspannung<br />
kommt es zur verminderten Keimung, vgl.<br />
Abb. 1. Die <strong>von</strong> Evans und Etherington (1990) beschriebene<br />
Verzögerung der Keimung bei steigender<br />
Wasserspannung verschiedener Bodenarten kann hier<br />
im Klimakammer-Versuch nachvollzogen werden,<br />
wobei es erst ab pF 3,3 zu einer Verzögerung der<br />
Keimung kommt. Die rasche Etablierung der Rumex-<br />
Arten aus Samen auch unter relativ trockenen Bedingungen<br />
bedeutet einen Vorteil gegenüber anderen<br />
Arten (Opitz v. Boberfeld et al. 2001). Entsprechend<br />
Tab. 2 und Abb. 1 ist der Effekt der gewählten Wechseltemperaturen<br />
<strong>von</strong> untergeordneter Bedeutung.<br />
Zu den Wechselwirkungen ist zu bemerken, dass die<br />
Interaktionen Licht x Stratifikation und Licht x Temperatur<br />
einen größeren Einfluss haben; bei vor allem<br />
R. obtusifolius werden durch die Stratifikation die<br />
Keimraten in Dunkelheit erhöht. Stratifikation bricht<br />
hier die primäre Dominanz und ermöglicht so eine<br />
lichtunabhängigere Keimung (Totteldell & Roberts<br />
1979).<br />
In Abb. 2 sind die Keimraten der günstigsten Faktorenkombination<br />
in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Zeit für ein<br />
Beobachtungsjahr dargestellt. Die Geschwindigkeit<br />
der Keimung charakterisieren Grime et al. (1988) mit<br />
dem Wert t50 (= Tage, die für Keimraten <strong>von</strong> 50 %<br />
erforderlich sind); unter günstigen Verhältnissen wird<br />
der Wert t50 bereits nach zwei Tagen erreicht. Die<br />
schnelle und gleichmäßige Keimung erlaubt es beiden<br />
Arten, sich unter nur kurzfristig optimalen Bedingungen<br />
zu etablieren. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung<br />
<strong>von</strong> Weideland - ausgerichtet auf die Kontrolle<br />
großblättriger Rumex-Arten - lässt sich aus dem Datenmaterial<br />
der vorgestellten Untersuchungen zur<br />
Keimungsbiologie folgern, dass eine hohe Nutzungsfrequenz<br />
und die Pflegemaßnahme Nachsaat wirkungsvolle<br />
Regulative darstellen.<br />
Zusammenfassung<br />
Rumex crispus L. (= Krauser Ampfer) und Rumex<br />
obtusifolius L. (= Stumpfblättriger Ampfer) sind eng<br />
vergesellschaftet, sind polyploid, <strong>von</strong> stark begrenztem<br />
Futterwert und breiten sich überwiegend generativ<br />
aus. Für eine nachhaltige Kontrolle sind daher<br />
Informationen zu den Ansprüchen an die Umwelt für<br />
eine zügige Keimung <strong>von</strong> Bedeutung; erst so lassen<br />
sich Maßnahmen der Bewirtschaftung, wie Nutzungsfrequenz,<br />
Nachsaat, N-Gaben, zielgerichtet organisieren,<br />
um letztendlich die Ertragsanteile dieser beiden<br />
Arten zu begrenzen. Die unter standardisierten Bedingungen<br />
mehrjährig durchgeführten Untersuchungen<br />
zu den Ansprüchen an die Umwelt für eine zügige<br />
Keimung haben folgende Ergebnisse gebracht:<br />
1. Beide Rumex-Arten haben recht ähnliche Ansprüche<br />
an die Umwelt für die Keimung. Von<br />
dominierendem Einfluss ist das Licht. Die ausgeprägte<br />
Lichtempfindlichkeit ist als Überlebensstrategie<br />
zu deuten, denn es werden artunabhängig<br />
viele kleine Samen produziert, die lange<br />
im Boden überdauern können.