Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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nahmen zeigte der Fuchsschwanz, Alopecurus pratensis,<br />
das Flecht-Straußgras, die Gundelrebe, Glechoma<br />
hederacea und auch die Gewöhnliche Rispe.<br />
Vergleichende Untersuchungen der Bewurzelung des<br />
Stumpfblatt-Ampfers zeigen, dass auf der weit-gehend<br />
wie bisher bewirtschafteten Fläche (3 - 6 m<br />
Abstand <strong>von</strong> der ungenutzten Fläche) die Ampfer-<br />
Pflanzen zahlreiche Sprosswurzeln in den verschiedensten<br />
Altersstufen besitzen, vor allem auch zahlreiche<br />
junge weiße Spitzen. Auf der ungenutzten<br />
Fläche hingegen bildeten die Pflanzen kaum junge<br />
Wurzeln und bei den wenigen älteren Wurzeln waren<br />
zum Teil nur noch Reste der bereits abgestorbenen<br />
Verzweigungen zu sehen (Abb. 13). Die Wurzelmassen,<br />
genommen aus dem dichten Flechtgras-<br />
Bestand erreichten in 0 - 5 cm Tiefe auf der normal<br />
genutzten Fläche mehr als den doppelten Wert <strong>von</strong><br />
jener der ungenutzten Fläche. In 20 - 25 cm Bodentiefe<br />
waren die Unterschiede nur noch geringfügig, da<br />
ein viel geringerer Anteil der Graswurzeln in diese<br />
Tiefen vordringen.<br />
Ein weiterer erstaunlicher Befund war, dass im Oktober<br />
2001 trotz der lange stehen gebliebenen Samenträger<br />
weder Jungpflanzen zu finden waren, noch<br />
Samen in Bohrkernproben. Die Wirkung der Brache<br />
auf eine Verminderung der Deckungswerte des<br />
Stumpfblatt-Ampfers beobachteten auch Bockholt<br />
und Kannewurf (2001).<br />
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />
Aus der geographischen Verbreitung ist abzulesen,<br />
dass der Stumpfblatt-Ampfer gegenüber Extremen<br />
hinsichtlich Wärme und Kälte empfindlich ist. Die<br />
deutlichen Unterschiede der Areale der beiden Unterarten<br />
R. obtusifolius ssp. sylvestris und R. o. ssp. obtusifolius<br />
könnten sich auch in unterschiedlichen<br />
Reaktionsmustern verschiedener Maßnahmen zeigen.<br />
Es könnte daher für die Beurteilung <strong>von</strong> Regulierungsmaßnahmen<br />
sehr wertvoll sein, wenn auch in<br />
der Landwirtschaft diese beiden Unterarten unterschieden<br />
würden. Von besonderem Wert wäre dies in<br />
der Überschneidungszone dieser beiden Unterarten.<br />
Für die große Vitalität des Stumpfblatt-Ampfers liegen<br />
eine Reihe günstiger morphologischer und anatomischer<br />
Voraussetzungen vor. Das üppige Tiefenstreben,<br />
gepaart mit üppiger früher Blattentwicklung<br />
und somit hoher Assimilatebildung führt zu einer<br />
hohen Reservestoffeinlagerung. Mit der Fähigkeit zur<br />
Aerenchymbildung wird eine ausreichende Sauerstoffversorgung<br />
auch in feuchten und wechselfeuchten,<br />
verdichteten Böden gewährleistet. Durch das<br />
Vorkommen <strong>von</strong> Gerbstoffidioblasten, sowohl im<br />
primären Zustand wie auch im Holz, Bast und Abschlussgewebe,<br />
liegt ein guter Fäulnisschutz vor.<br />
Die Ergebnisse der vergleichenden Vegetationsaufnahmen<br />
zeigen, dass der Stumpfblatt-Ampfer in manchen<br />
Gesellschaften auftritt und andere meidet. Im<br />
vorliegenden Beispiel mied er das Schlankseggenried,<br />
die Fadenbinsenwiese und den Trespenrasen und kam<br />
bevorzugt in der Weißklee-Gewöhnlichen Rispengras-Gesellschaft<br />
und in der Weißkleeweide vor. Aus<br />
den Beispielen lässt sich ableiten, dass der Ampfer<br />
nährstoffreiche Standorte bevorzugt und magere<br />
Standorte, ob nass oder trocken, meidet. Das Vorkommen<br />
des Ampfers in der Weißklee-Gewöhnlichen<br />
Rispengras-Gesellschaft ist allerdings auch nicht<br />
zwangsläufig. So kommt beispielsweise der Stumpfblatt-Ampfer<br />
in 49 % der Vegetationsaufnahmen<br />
dieser Gesellschaft im Mittleren Ennstal nicht vor.<br />
Die Wirkung des Ampferblattkäferbefraßes auf eine<br />
Verminderung der Ampferdeckung war in den Versuchen<br />
der Landwirtschaftlichen Fachschule in Hohenlehen<br />
dort am größten, wo die Nutzung unterlassen<br />
wurde. Dort war eine Verringerung der Ampferdeckung<br />
<strong>von</strong> 65 % auf 5 % festzustellen. Diese und auch<br />
die Erfahrung, dass auf 3 m der unmittelbar benachbarten<br />
Fläche der Parzelle, der wie bisher bewirtschafteten<br />
Fläche, eine Verringerung der Ampferdeckung<br />
<strong>von</strong> 45 auf 2 % festzustellen war, sind Anlass<br />
diese Wechselwirkungen noch weiter zu untersuchen.<br />
Die beobachteten Absterbeprozesse der Wurzeln,<br />
die der Verringerung der Blattmassen voraus<br />
gehen, sind bereits beim bloßen Ausstechen der Pflanzen<br />
zu beobachten. Dabei fällt besonders die dunklere<br />
Färbung der Wurzeln auf. Auch sind deutliche Nekrosen<br />
an den Wurzeln feststellbar. Somit wird deutlich,<br />
dass es sich lohnt die Bewurzelung zu beobachten, um<br />
die Wirksamkeit <strong>von</strong> Regulierungsmaßnahmen bereits<br />
nach kürzeren Abständen der gesetzten Regulierungsmaßnahmen<br />
zu überprüfen.<br />
Literatur<br />
Adler W, Oswald K, Fischer R (1994) Exkursionsflora<br />
<strong>von</strong> Österreich, Ulmer Verlag, 1180 p<br />
Bockholt R, Kannewurf B (2001) Rumex obtusifolius<br />
auf Niedermoor in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Bericht der 45. Jahrestagung der<br />
AG Grünland und Futterbau in der Ges. für<br />
Pflanzenbauwissenschaften in Gumpenstein<br />
vom 23.-25.8.2001. Giessen: Wissenschaftlicher<br />
Verlag, 49-51<br />
Bohner A (2001) Physiologie und futterbaulicher<br />
Wert des Ampfers. Bericht „7. Alpenländisches<br />
Expertenforum zum Thema Bestandesführung<br />
und Unkrautregulierung im Grünland-<br />
Schwerpunkt Ampfer“. BAL Gumpenstein,<br />
Irdning, 39-44<br />
Bohner A, Sobotik M (2000) Das Wirtschaftsgrünland<br />
im Mittleren Steirischen Ennstal aus<br />
vegetationsökologischer Sicht. MAB Forschungsbericht<br />
„Landschaft und Landwirtschaft<br />
im Wandel“, Akademie der Wissenschaften,<br />
22.-23.9.2000 Wien, 15-50<br />
Braun-Blanquet J (1964) Pflanzensoziologie, 3.<br />
Auflage. Wien-New-York: Springer, 865 p