Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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Die nachfolgende Grundbodenbearbeitung wird mit<br />
dem Pflug vorgenommen.<br />
Je nach Intensität der Distel-Verunkrautung werden<br />
unterschiedliche Strategien zur Distelregulierung<br />
angewendet. Bei geringem Distelbesatz ist eine dreimalige<br />
Bearbeitung mit dem Flügelschargrubber ausreichend.<br />
Bei starkem Distelbesatz erfolgt ein mehrjähriger<br />
Kleegrasanbau; wahlweise wird in einer alternativ<br />
verwendeten einjährigen Regulierungsvariante<br />
die Bodenbearbeitung intensiviert: Gleichzeitig<br />
erfolgt hierbei nach einer tiefen Frühjahrsfurche (Mai)<br />
die Aussaat konkurrenzstarker Leguminosen (z. B.<br />
Peluschken). Die Peluschken werden ab Mitte Juli<br />
gemulcht und mit einer Scheibenegge und einem<br />
doppelten Grubberstrich eingearbeitet. Anschließend<br />
folgt eine tiefe Herbstfurche und die Aussaat einer gut<br />
deckenden Winterfrucht (z. B. Triticale mit Luzernegras-Untersaat<br />
oder Winterraps). Bei Bedarf werden<br />
diese Maßnahmen auf stark verunkrauteten Flächen<br />
nach zwei Rotationen wiederholt.<br />
Beispielbetrieb B ist im Thüringer Becken angesiedelt.<br />
Zwei Drittel der Ackerflächen bestehen aus tiefgründigen<br />
Lössböden mit Ackerzahlen zwischen 65<br />
und 85. Die übrigen Flächen sind vergleichsweise<br />
schwere Tonböden mit Ackerzahlen zwischen 30 und<br />
45. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt<br />
in dieser Region etwa 500 mm. Die vielfältigen<br />
Fruchtfolgen des Betriebes beinhalten Getreide, Körnerleguminosen,<br />
Kartoffeln und mehrere Sonderkulturen<br />
(Gemüse, Gewürzpflanzen). Die Stoppelbearbeitung<br />
wird mit einem Flügelschargrubber vorgenommen.<br />
Alternativ wird eine Scheibenegge verwendet.<br />
Die Grundbodenbearbeitung erfolgt wendend.<br />
Beispielbetrieb B verwendet ähnlich wie Beispielbetrieb<br />
A eine einjährige Strategie zur Distelregulierung.<br />
Nach einer tiefen Herbstfurche wird im Frühjahr die<br />
Aussaat eines Ackerbohnen-Sommerwicken-<br />
Gemenges vorgenommen. Um die Voraussetzungen<br />
für einen konkurrenzstarken und dicht deckenden<br />
Bestand zu schaffen, wird die Aussaatstärke im Vergleich<br />
zur ortsüblichen Saatstärke leicht erhöht. Der<br />
Aufwuchs wird Anfang Juli gemulcht und kurze Zeit<br />
später tief untergepflügt. Anschließend erfolgt eine<br />
dreimalige Bodenbearbeitung mit einem Flügelschargrubber.<br />
Um der Distel den Neuaustrieb zu ermöglichen<br />
und sie somit wirkungsvoll schwächen zu können,<br />
werden die Bearbeitungsgänge in dreiwöchigem<br />
Abstand vorgenommen. Anschließend wird eine gut<br />
deckende Winterzwischenfrucht ausgesät (z. B. Ölrettich).<br />
Bei sehr starkem Distelbesatz wird diese Maßnahme<br />
nach zwei Rotationen wiederholt.<br />
Nachfolgend wurden die wesentlichen Elemente der<br />
erfolgreichen Regulierungsstrategien herausgestellt<br />
und vom Auditorium diskutiert. Hierzu gehörten der<br />
mehrjährige Kleegrasanbau, eine intensive Stoppelbearbeitung<br />
(mehrfaches Grubbern), eine tiefe Pflugfurche<br />
(Herbst bzw. Frühjahr) und das Mulchen <strong>von</strong><br />
Leguminosen im Sommer mit dem nachfolgenden<br />
Anbau konkurrenzstarker Kulturen.<br />
Die Diskussion des Betriebes A wurde dominiert <strong>von</strong><br />
Beiträgen zum Kleegrasanbau. So wurde zum einen<br />
betont, dass neben der Dauer der Begrünung auch auf<br />
eine günstige Bestandeszusammensetzung zu achten<br />
ist. Weiterhin wurde bei Ackerfutternutzung eine<br />
zweijährige Standzeit als optimal angesehen, während<br />
bei ausschließlichem Mulchen eine einjährige Nutzung<br />
empfehlenswert ist. Letzteres wurde durch zu<br />
erwartende Stickstoffverluste im zweiten Nutzungsjahr<br />
begründet. Aufgrund der Betriebslage im ostdeutschen<br />
Trockengebiet wurde ein einjähriger Kleegras-<br />
oder Peluschkenanbau empfohlen. Von mehrjährigem<br />
Kleegrasanbau wurde aufgrund der geringen Wasserreserven<br />
abgeraten. In solchen Fällen kommt der<br />
Bodenbearbeitung bei der Distelregulierung die größte<br />
Bedeutung zu. Die Wahl des Gerätes und der Zeitpunkt<br />
des Einsatzes sind hierbei für den Bekämpfungserfolg<br />
entscheidend.<br />
Die Fruchtfolge der Sanierungsmaßnahme des Betriebes<br />
B wurde kontrovers diskutiert. Der Mischfruchtanbau<br />
<strong>von</strong> Ackerbohne und Sommerwicke wurde<br />
allgemein als Kompromiss zwischen Ausnutzung <strong>von</strong><br />
Prämienzahlungen und optimaler Distelregulierung<br />
angesehen, aber grundsätzlich nicht in Frage gestellt.<br />
Die Nachhaltigkeit der beschriebenen Strategie wurde<br />
allerdings als unzureichend bewertet, da diese nur in<br />
jedem 5. Jahr angewendet wird. Die Integration <strong>von</strong><br />
Kleegras in die Fruchtfolge wurde daher als sehr<br />
wichtig angesehen.<br />
Abschließend wurde festgehalten, dass zu einer effektiven<br />
Distelregulierung intensive acker- und pflanzenbauliche<br />
Maßnahmen erforderlich sind. In diesem<br />
Zusammenhang wurde die Etablierung konkurrenzstarker<br />
Kulturpflanzenbestände hervorgehoben, die<br />
die Distel durch Wasser-, Nährstoff- und Lichtentzug<br />
nachhaltig unterdrücken. Oftmals stehen diese intensiven<br />
Anbausysteme aber im Gegensatz zu einer bodenschonenden<br />
und kostenminimierenden Landbewirtschaftung.<br />
3.2 Ampfer-Arten (Rumex spp.)<br />
3.2.1 Vorstellung und Diskussion <strong>von</strong><br />
Beispielbetrieben<br />
Einführend wurden dem Auditorium die betrieblichen<br />
Kenndaten der nachfolgend beschriebenen Beispielbetriebe<br />
vorgestellt. Bei den Betrieben handelt es sich<br />
um Grünlandbetriebe, auf deren Grünlandflächen<br />
unterschiedlich stark Ampfer auftritt. Anhand der<br />
betrieblichen Kenndaten wurde versucht, die Ursachen<br />
des unterschiedlich starken Ampfer-Besatzes zu<br />
ergründen und Verbesserungsvorschläge für eine<br />
Ampferregulierung zu erarbeiten.