Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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M. Elsässer / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:69-72 69<br />
2.2.2.2 Überlegungen zur nachhaltigen Unterdrückung und Bekämpfung <strong>von</strong> Stumpfblättrigem<br />
Ampfer<br />
<strong>von</strong> Martin Elsässer<br />
Einleitung<br />
Bereits William Shakespeare (in <strong>Heinrich</strong> V.) beklagte<br />
den geringen Wert <strong>von</strong> Wurzelunkräutern mit den<br />
Worten: „Nichts trägt mehr Früchte außer hassenswertem<br />
Ampfer, rauen Disteln, Kletten – dahin sind<br />
Schönheit und Nützlichkeit!“. Wir können da<strong>von</strong><br />
ausgehen, dass der Landbau zu damaliger Zeit weder<br />
ein Problem durch übermäßige Nährstoffzufuhr oder<br />
den Einsatz <strong>von</strong> Chemie zu beklagen hatte und wohl<br />
bereits unbemerkt <strong>von</strong> der damaligen Öffentlichkeit<br />
wesentliche Prinzipien des ökologischen Landbaus<br />
berücksichtigte. Allerdings war die Intention der<br />
Landbewirtschaftung damals sicher nicht die gleiche<br />
wie heute – allein das Unkrautproblem war ähnlich.<br />
Stumpfblättriger Ampfer wurde und wird nicht oder<br />
nur in geringem Maße <strong>von</strong> Nutztieren verzehrt, er ist<br />
ein Platzräuber und besiedelt Lücken in Grünlandbeständen.<br />
Wir schließen daraus:<br />
• Die Ampferthematik ist nicht neu<br />
• Ampfer ist keine seltene Pflanzenfamilie<br />
• Das Unkrautproblem ist immer noch nicht gelöst.<br />
Der folgende Beitrag soll einige Überlegungen zur<br />
nachhaltigen Unterdrückung und Bekämpfung <strong>von</strong><br />
Stumpfblättrigem Ampfer liefern, wobei „nachhaltig“<br />
im Sinne <strong>von</strong> möglichst langdauernder Absenz <strong>von</strong><br />
Rumex obtusifolius auf Grünland verstanden werden<br />
soll. Hierzu werden eigene Erfahrungen (Elsässer<br />
1995, 2002), Ergebnisse anderer Autoren und eigene<br />
Untersuchungen zu einer zielführenden Strategie<br />
zusammengeführt.<br />
Material und Methoden<br />
Experiment zur Verminderung <strong>von</strong> Stumpfblättrigem<br />
Ampfer auf Weiden durch Vorweide mit Schafen<br />
An der Lehr- und Versuchsanstalt (LVVG) Aulendorf<br />
wird derzeit ein Versuch durchgeführt, bei dem der<br />
Ampferbesatz durch gezielte Beweidung mit Schafen<br />
reduziert werden soll. Das Experiment geht auf Beobachtungen<br />
<strong>von</strong> Praktikern zurück, wonach Schafe<br />
Ampfer in jungem Stadium nicht nur fressen, sondern<br />
gezielt zum Verzehr aufsuchen. Der Versuch wurde<br />
im Jahr 2001 <strong>von</strong> Briemle und Weidinger an der<br />
LVVG Aulendorf installiert.<br />
Verglichen werden zwei Koppelhälften einer Schaf-<br />
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung und Grünlandwirtschaft,<br />
D-88326 Aulendorf<br />
weide <strong>von</strong> je 13 ar Größe. Auf jeder dieser beiden<br />
Teilflächen wurden fünf Dauerbeobachtungsflächen<br />
zu je 25 m² Größe eingerichtet. Grundlage der quantitativen<br />
Erfassung des Ampfers ist eine exakte Zählung<br />
im Frühjahr bei einer Bestandeshöhe <strong>von</strong> etwa<br />
10 cm (Ende März) mit Hilfe eines Netzes <strong>von</strong> 100<br />
Einzelquadraten (50 x 50 cm Maschenweite). Diese<br />
Zählung wird vor der letzten Nutzung im Herbst wiederholt.<br />
Zusätzlich erfolgt einmal jährlich im April<br />
eine vollständige Vegetationsaufnahme (Ertragsanteilschätzung<br />
nach Klapp). Da auf der Dauerquadratfläche<br />
durchaus über 300 Ampferpflanzen (12<br />
– 15 Individuen pro m²) vorkommen können, ist eine<br />
Zählung schon zu diesem sehr frühen Wuchsstadium<br />
erforderlich. Dann nämlich sind die Blätter dieses<br />
„vorwüchsigen“ Krautes schon 10 – 15 cm lang. Ist<br />
die volle Weidereife bei einer Bestandeshöhe <strong>von</strong><br />
20 cm erreicht, wäre wegen des dichten Bestandesschlusses<br />
ein zahlenmäßiges Erfassen kaum mehr<br />
möglich.<br />
Nutzungen: sechs mal pro Jahr (Aufwuchshöhe ca.<br />
15 – 20 cm)<br />
Die N-Düngung wird auf die N-Rücklieferung der<br />
Schafe reduziert<br />
Besatzzeit je Hauptnutzung: 1,5 bis max. 2 Tage<br />
Besatzdichte: 50 Mutterschafe plus Nachzucht<br />
Versuchsvarianten:<br />
a) Vorweide = Beweiden zwei halbe Tage sobald die<br />
Ampferpflanzen eine Wuchshöhe <strong>von</strong> etwa 10 cm<br />
und eine Blattlänge <strong>von</strong> ca. 12 cm erreicht haben<br />
zu Vegetationsbeginn und nach jeder Hauptnutzung,<br />
sobald der Bestand wieder auf 10 cm nachgeschoben<br />
hat.<br />
b) ohne Vorweide<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Erfahrungen, die die LVVG Aulendorf im Verlaufe<br />
vieler Jahre bei der Bekämpfung des Stumpfblättrigen<br />
Ampfers gemacht hat, sind im Merkblatt<br />
zur umweltgerechten Landnutzung (Nr. 22) (Elsässer<br />
2002) zusammengefasst und es wird an dieser Stelle<br />
auf dieses Merkblatt hingewiesen.<br />
Die große Kampfkraft <strong>von</strong> Ampfer beruht neben dem<br />
hohen Vermehrungspotential und der langen Keimfähigkeit<br />
der im Boden ruhenden Samen auf der konsequenten<br />
Verwendung seiner gebildeten Assimilate<br />
für die Neubildung <strong>von</strong> Blattmasse. Seine Wachstumsstrategie<br />
ist auf ein hohes N-Angebot angewie-