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Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut

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Fallanalysen / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:81-85 83<br />

Als erster Beispielbetrieb wurde ein Gemischtbetrieb<br />

vorgestellt, der seit 1997 als ökologisch wirtschaftender<br />

Betrieb des Anbauverbandes Biopark anerkannt<br />

ist. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt<br />

2000 ha; 530 ha da<strong>von</strong> werden als Ackerland bewirtschaftet,<br />

1400 ha als Grünland.<br />

Betriebsschwerpunkt ist die Tierproduktion. Insgesamt<br />

werden 1200 Mutterkühe und 145 Rinder als<br />

Nachzucht gehalten. Die Erzeugung <strong>von</strong> qualitativ<br />

hochwertigem Futter ist <strong>von</strong> zentraler Bedeutung.<br />

Starker Ampferbesatz mindert die Qualität deutlich.<br />

Die Höhenlage des Betriebs beträgt 1,5 - 3,5 m über<br />

NN, der durchschnittliche Jahresniederschlag 650 -<br />

800 mm. Vorherrschende Bodenarten sind Sand und<br />

sandiger Lehm mit einem Humusgehalt <strong>von</strong> 2 – 4 %.<br />

Die Grünlandzahl beträgt 20 – 30. Wegen der unterschiedlichen<br />

Bodenverhältnisse können die Flächen<br />

des Betriebs drei verschiedenen Kategorien zugeordnet<br />

werden: mineralische, anmoorige und staunasse<br />

Standorte. Auf anmoorigen und staunassen Standorten<br />

bestehen Bewirtschaftungsauflagen, da der Betrieb an<br />

verschiedenen Naturschutzprogrammen teilnimmt:<br />

Teilweise ist nur eine extensive Beweidung möglich,<br />

teilweise dürfen die Grünlandflächen im Zeitraum <strong>von</strong><br />

März bis Mai aus Gründen des Vogelschutzes nicht<br />

genutzt werden.<br />

Tabelle 1 gibt eine Übersicht der Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />

auf den Grünlandflächen, unterteilt nach<br />

Standorten wieder.<br />

Den ersten Diskussionspunkt bildete die Wechselwirkung<br />

zwischen Nutzungsintensität der Flächen und<br />

Ampferbesatz. So wurde aus dem Auditorium berichtet,<br />

dass durch die sehr extensive Nutzung des Grünlandes<br />

insbesondere auf den staunassen Standorten<br />

eine Verarmung des Bodens stattfindet. Da dem Boden<br />

über einen längeren Zeitraum keine Nährstoffe<br />

zugeführt werden, verlieren die Kulturpflanzen an<br />

Konkurrenzkraft. Ampfer kann dagegen wegen seiner<br />

Pfahlwurzel auch aus tieferen Bodenschichten Nährstoffe<br />

erschließen und sich somit verstärkt ausbreiten.<br />

Bei einer weiteren Aushagerung des Bodens sind<br />

allerdings auch die unteren Bodenschichten bald an<br />

Nährstoffen verarmt. Somit wird auch dem Ampfer<br />

die Nährstoffgrundlage entzogen; der Ampferbesatz<br />

sollte sich verringern. Bestandesbildner werden Kulturarten<br />

mit geringen Nährstoffansprüchen.<br />

Weiterhin wurde diskutiert, dass bei Betrieben mit<br />

großer Flächenausstattung und geringem Arbeitskräftebesatz<br />

die Regulierung <strong>von</strong> Ampfer durch direkte<br />

mechanische Maßnahmen, z. B. manuelles Ausstechen,<br />

nur noch begrenzt bzw. überhaupt nicht möglich<br />

ist. Hier sind indirekte und vorbeugende Maßnahmen<br />

<strong>von</strong> entscheidender Bedeutung.<br />

Beim zweiten Beispielbetrieb handelt es sich um<br />

einen Demeter-Viehbetrieb, der seit 1986 nach den<br />

Richtlinien des ökologischen Landbaus wirtschaftet<br />

(Tab. 2). Die landwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt<br />

57 ha, 56 ha da<strong>von</strong> werden als Grünland bewirtschaftet.<br />

Der Betrieb liegt 460 – 580 m über NN, der<br />

durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt 900 mm.<br />

Vorherrschende Bodenarten sind sandiger und schluffiger<br />

Lehm mit einem Humusgehalt <strong>von</strong> 2 – 4 % und<br />

einer Grünlandzahl <strong>von</strong> 21.<br />

Der Betriebsschwerpunkt liegt im Viehbereich; auf<br />

dem Betrieb werden 40 Milchkühe plus Nachzucht<br />

gehalten. Alle Flächen werden regelmäßig mit Rindergülle<br />

und Rinderkompost gedüngt. Dieses führte<br />

nach Angaben des Betriebsleiters zu einer starken<br />

Verbreitung des Ampfers .<br />

Um ein natürliches Aussamen der Gräser zu fördern,<br />

wird eine Streifenmahd praktiziert. Bei der Bergung<br />

des Futters wird ein 20-30 cm breiter Streifen des<br />

Aufwuchses stehen gelassen. Die Nachmahd der beweideten<br />

Flächen wird teilweise aufgenommen und<br />

als Einstreu verwendet.<br />

Tabelle 1:<br />

Natürliche Rahmenbedingungen und Grünlandnutzung des Beispielbetriebs 1 unterteilt nach Standorten<br />

Standort mineralisch anmoorig staunass<br />

Auflagen keine ja (extensiv) ja (extensiv)<br />

Bodenart Sand, lehmiger Sand Sand, Moor Moor<br />

Grünlandzahl 21 - 30 34 21<br />

Nutzung Mähweide Mähweide Weide<br />

GV/ha 1,1 – 1,2 1,1 – 1,2 1,1 – 1,2<br />

Management Umtriebsweide Umtriebsweide Umtriebsweide<br />

Nutzungshäufigkeit 1 Schnitt + 1 Schnitt + --<br />

(Nutzungen/Jahr) 3 Beweidungen 3 Beweidungen --<br />

Ampferbesatz hoch mittel gering<br />

Abschleppen ja, vor Weideauftrieb ja, bis 01. März ja, bis 01. März<br />

Nachmulchen ja ja nein<br />

Nachsäen ja nein nein<br />

Düngung nein nein nein

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