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Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut

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38<br />

Tabelle 1:<br />

Zur Intensität der Grundbodenbearbeitung im ökologischen Landbau<br />

LLG Bernburg 1995 – 2000, Durchschnittserträge im Versuchszeitraum<br />

b1<br />

b2<br />

b3<br />

b4<br />

Pflügen Pflügen/Lockern Pflügen<br />

Lockern<br />

- 26 cm 16 cm/ 10 cm 16 cm 16 cm<br />

dt/ha rel. dt/ha rel. dt/ha rel. dt/ha rel.<br />

1. Kartoffeln 258 100 253 98,1 243 94,2 217 84,1<br />

2. Wi-Weizen 57,0 100 56,7 99,5 54,2 95,1 51,0 89,5<br />

gen der anstehenden Herbstaussaat vielfach nicht<br />

mehr durchgeführt werden. Das Abschneiden der<br />

Triebe übernimmt jetzt der Pflug, während bei der<br />

Mulchsaat in der Grubbervariante b4 die dritte<br />

nachtreibende Distelgeneration unbehelligt bleibt und<br />

zur zusätzlichen Belastung im Folgejahr führt.<br />

Während der Vegetation 2002 konnten visuell keine<br />

Unterschiede im Distelbesatz zwischen ortsüblicher<br />

(c1) und spezieller (c2) Stoppelbearbeitung im Herbst<br />

2001 bonitiert werden. Die in Abb. 3 dargestellten<br />

Erträge zeigen den bereits mit Tab. 1 erläuterten<br />

Trend in den Grundbodenbearbeitungsvarianten. Der<br />

Differenzierung zwischen den Stoppelarbeiten c1 und<br />

c2 kann jedoch nach einem Anwendungsjahr noch<br />

keine versuchsbedingte Abhängigkeit beigemessen<br />

werden. Sollte in der Folgezeit die spezielle Bekämpfungsmaßnahme<br />

nachweislich Einfluss auf die Distelpopulation<br />

nehmen, ist der Rückgang mit ähnlicher<br />

Dynamik zu vermuten, wie die Zunahme mit der<br />

Erstversuchsanstellung erfolgte.<br />

Bild 4<br />

Zusammenfassung<br />

Die Acker-Kratzdistel scheint <strong>von</strong> jeher ein Kulturfolger<br />

gewesen zu sein. Die Auseinandersetzung mit<br />

ihr war immer ein hartes Brot und sie wurde erst<br />

durch den Herbizideinsatz ein Unkraut wie jedes<br />

andere auch. Doch Umstellungsbetriebe werden erneut<br />

mit diesem hartnäckigen Wurzelunkraut konfrontiert.<br />

Wer sich nicht sofort mit acker- und pflanzenbaulichen<br />

Vorbeugemaßnahmen wehrt, kann nach<br />

wenigen Jahren ohne Übertreibung ein wahres Schreckenszenario<br />

erleben. Wurzelmorphologie und Vermehrung<br />

machen aus der Distel einen Überlebenskünstler.<br />

Es ist weniger die Samenvermehrung als<br />

vielmehr die Tatsache, dass etablierte Exemplare ihre<br />

ersten Seitenwurzelstränge außerhalb der Gefahrenzone,<br />

nämlich unterhalb der Pflugsohle, austreiben.<br />

Ihre Wurzelknospen beginnen, sofort zu sprießen und<br />

je nach Alter Blüten- oder Blattschösslinge zu treiben.<br />

Die Kenntnis der Anatomie, der Saft(-Stärkezucker)-<br />

Ströme und ihr Einfluss auf die Vermehrungsorgane<br />

Blüte und Trieb gibt Ansätze für eine Bekämpfung.<br />

Blühtriebe in der Hauptvegetation stören oder beseitigen<br />

zu wollen, ist gleichbedeutend mit einem Signal<br />

für vegetative Vermehrung durch verstärkte Bildung<br />

<strong>von</strong> Wurzelausläufern und Wurzelknospen. Diese<br />

Vorgänge erschöpfen sich nur durch Mehrschnittigkeit<br />

eines mindestens 2-jährigen Feldfutters und entlasten<br />

Acker und Anbau für ca. 3 Jahre. Dann beginnt<br />

sich die alte Vitalität wieder einzustellen.<br />

Für rindviehlose Betriebe beginnen Bekämpfungsmaßnahmen<br />

unmittelbar nach der Körnerernte. Die<br />

erste flache Bearbeitung gilt einmal dem Samenauflauf<br />

und dem Strohmulch. Doch bereits hier sollte das<br />

Stoppelgerät mit flächendeckenden Schneidwerkzeugen<br />

ausgerüstet sein, um die ersten Blattschösslinge<br />

sauber vom Trieb zu trennen. Das „Köpfen“ der Distel-Blattrosette<br />

verhindert die Bildung und das Ableiten<br />

<strong>von</strong> Stärkezucker als Speicherenergie für das<br />

Austreiben neuer Schösslinge. Diesen Vorgang gilt<br />

es, im Spätsommer und Herbst mehrfach zu wiederholen.<br />

Jeder erneute Geräteeinsatz sollte um 6-8 cm<br />

tiefer sein, um auch die frisch ausgetriebenen und sich<br />

erst in der Unterkrume befindlichen Blattschösslinge<br />

zu erfassen und wie Spargel zu stechen.<br />

Die <strong>von</strong> der Kiewer Methode ausgesprochene Empfehlung,<br />

mit dem letzten Geräteeinsatz vor der<br />

Herbstsaat bzw. Winter die alles entscheidenden,<br />

gewöhnlich horizontal verlaufenden Wurzelausläufer<br />

zu unterfahren, wird nur in seltenen Fällen nachzukommen<br />

sein. Wurzelprofile zeigen, dass die Position<br />

der Ausläufer selbst eine tiefe Pflugfurche übersteigt.

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