Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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S. Kluth et al. / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:41-45 41<br />
2.1.2.4 Direkte und indirekte Regulierungsmaßnahmen der Acker-Kratzdistel im ökologischen<br />
Landbau: Biologische Kontrolle durch pathogene Pilze?<br />
<strong>von</strong> Stephanie Kluth, Andreas Kruess, Teja Tscharntke<br />
Einleitung<br />
Das Interesse an einer Reduktion <strong>von</strong> Unkräutern mit<br />
Hilfe ihrer natürlichen Gegenspieler, der biologischen<br />
Unkrautkontrolle, hat in den vergangenen Jahren stark<br />
zugenommen (Charudattan und Dinoor 2000, Müller-<br />
Schärer et al. 2000). Gerade im ökologischen Landbau,<br />
in dem die Problematik einzelner persistenter<br />
Unkräuter durch den Ausschluss <strong>von</strong> Herbiziden<br />
besonders extrem zu bewerten ist, würde der Einsatz<br />
geeigneter Gegenspieler zur Unkrautreduktion <strong>von</strong><br />
besonderem Nutzen sein (Bacher et al. 1997). Erfolge<br />
im Bereich der klassischen biologischen Kontrolle<br />
(des Nachführens natürlicher Feinde <strong>von</strong> eingeschleppten<br />
invasiven Arten) haben auch eine biologische<br />
Kontrolle einheimischer Unkrautarten möglich<br />
erscheinen lassen. Der Einsatz spezialisierter, pflanzenpathogener<br />
Pilze in Form <strong>von</strong> Mykoherbiziden<br />
einerseits oder die Förderung und langfristige Etablierung<br />
solch einheimischer Pathogene durch geeignete<br />
Mangementmethoden andererseits könnten dabei<br />
praktikable Methoden der Unkrautregulierung darstellen.<br />
In einer Reihe <strong>von</strong> Studien wurden verschiedene Pathogene<br />
der Acker-Kratzdistel auf ihre Eignung als<br />
Gegenspieler im Rahmen einer biologischen Kontrolle<br />
untersucht (z. B. Puccinia punctiformis Str.<br />
(Röhl.): French und Lightfield 1990, Frantzen 1994;<br />
Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) DE BARY: Brosten und<br />
Sands 1986, Green und Bailey 2000; Alternaria cirsinoxia<br />
Simmonds and Mortensen: Simmonds and<br />
Mortensen 1997). Unsere Untersuchungen konzentrierten<br />
sich auf die Schadwirkungen und das Zusammenspiel<br />
des Rostpilzes P. punctiformis und des<br />
nekrotrophen Pilzes Phoma destructiva PLOWR., der<br />
bisher nur in wenigen Studien untersucht wurde<br />
(Guske et al. 1996, Kruess 2002). Neben der genaueren<br />
Abschätzung der Schadwirkung der einzeln applizierten<br />
Pilze spielen dabei auch mögliche Interaktionen<br />
im Zuge einer Kombinationsapplikation beider<br />
Pilze eine Rolle. Solche Untersuchungen erlauben es<br />
abzuschätzen, inwieweit Wechselwirkungen zwischen<br />
den Organismen den Erfolg einer biologischen Kontrolle<br />
beeinflussen.<br />
Im einzelnen bearbeiteten wir in unseren Untersuchungen<br />
folgende Fragestellungen:<br />
- Wie ist die Schadwirkung <strong>von</strong> P. punctiformis<br />
auf Disteln nach Mahd zu bewerten?<br />
- Welche Schadwirkung hat P. destructiva auf<br />
Disteln im Weizen und wie werden bei einer Infektion<br />
die Ertragskomponenten beeinflusst?<br />
Fachgebiet Agrarökologie, Georg-August-Universität Göttingen,<br />
D-37073 Göttingen<br />
- Welchen Einfluss hat eine einfache oder kombinierte<br />
Pilzbehandlung mit P. punctiformis und P.<br />
destructiva auf den Distelbestand einer Brachfläche?<br />
Gibt es langfristige, indirekte Effekte,<br />
die zu einer Erhöhung des Anteils <strong>von</strong> systemischen<br />
Rostinfektionen führen?<br />
Material und Methoden<br />
Schadwirkung <strong>von</strong> P. punctiformis auf Disteln nach<br />
Mahd<br />
Aus Fragmenten der Horizontalwurzeln <strong>von</strong> Disteln<br />
eines Klons wurden Versuchspflanzen im Gewächshaus<br />
angezogen und anschließend in 50 l-Töpfen auf<br />
der Versuchsfläche des Fachgebietes Agrarökologie<br />
aufgestellt. Jeweils im Juni 1998 und 1999 wurden im<br />
zweifaktoriellen Design folgende Behandlungen<br />
durchgeführt: 1) Schnitt der Disteln, 2) Inokulation<br />
mit einer Uredosporen-Suspension des Rostes P.<br />
punctiformis, 3) Kombination aus Schnitt und anschließender<br />
Inokulation, 4) Kontrolle. Jeder Ansatz<br />
wurde zehnmal wiederholt. Zur Kontrolle einer Infektion<br />
mit P. punctiformis wurden Blattproben entnommen<br />
und die Dichte der Sporenlager unter dem Binokular<br />
bestimmt. Die Größe und Zahl der Triebe jedes<br />
Topfes wurde monatlich während der Vegetationsperioden<br />
gemessen und die Zahl der Blütenköpfe erfasst.<br />
Die oberirdische Biomasse wurde am Ende<br />
jeder Vegetationsperiode, die Wurzelbiomasse nach<br />
Versuchsende 1999 ermittelt. Die Bestimmung der<br />
Konzentration an Reservestoffen im Wurzelmaterial<br />
wurde anhand <strong>von</strong> getrockneten und pulverisierten<br />
Proben durchgeführt. Der Saccharosegehalt wurde<br />
nach Cardini und Leloir (1955) und Roe (1934) bestimmt.<br />
Schadwirkung <strong>von</strong> P. destructiva auf Disteln in Weizen<br />
Das Experiment wurde 2000 in einem 25x25m²<br />
Sommerweizenfeld auf der Versuchsfläche des Fachgebietes<br />
Agrarökologie auf 36 1x1m² großen Teilflächen<br />
durchgeführt. Aus Fragmenten der Horizontalwurzeln<br />
<strong>von</strong> Disteln eines Klons wurden Versuchspflanzen<br />
angezogen. In einem zweifaktoriellen<br />
Blockdesign wurden Disteln in unterschiedlichen<br />
Dichten (Kontrolle mit natürlicher Disteldichte, 20<br />
zusätzliche Disteln, 30 zusätzliche Disteln) mit Konidiosporen<br />
des Pilzes P. destructiva behandelt bzw.<br />
nicht behandelt. Jeder Ansatz wurde sechsfach wiederholt.