Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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1982) vermutet, dass die Temperaturschwelle für den<br />
Flug bei 20 – 25 °C liegt, die Flugdistanz beträgt nur<br />
einige Meter.<br />
Zwischen Ende März und Ende April verlassen die<br />
Käfer Ihre Winterquartiere und beginnen bald mit der<br />
Kopulation (Abb. 1). Die Weibchen legen dann die<br />
hellgelb gefärbten Eier in Gruppen <strong>von</strong> 30 – 40 Stück<br />
auf die Unterseite der Ampferblätter ab (Engel 1956),<br />
wobei ein Weibchen laut Renner (1970, nach Scheiwiller<br />
und Benz 1987) bis zu 1.200 Eier produzieren<br />
kann. Ein bis zwei Wochen später schlüpfen die Junglarven<br />
(Engel 1956), die noch drei an ihrer Größe<br />
unterscheidbare Larvalstadien durchlaufen. Sie sind<br />
schwarz gefärbt, beborstet und besitzen laterale Tuberkel,<br />
aus denen sie ein intraspezifisch wirksames,<br />
abschreckendes Sekret ausscheiden können (Schindek<br />
und Hilker 1996). Die Junglarven fressen leicht schabend<br />
an der Blattunterseite. Die späteren Entwicklungsstadien<br />
zeigen zuerst einen Fensterfraß, der dann<br />
in den charakteristischen Lochfraß übergeht. Nach ca.<br />
drei bis vier Wochen vergraben sich die Larven im<br />
letzten Stadium neben der Fraßpflanze 2 – 5 cm tief in<br />
den Boden und verpuppen sich. In unseren Breiten<br />
werden meist 3 Generationen ausgebildet. Die Jungkäfer<br />
der 3. Generation bereiten sich im Spätherbst<br />
durch intensiven Fraß auf die Überwinterung vor,<br />
vergraben sich dann 3 – 8, teilweise bis zu 30 cm tief<br />
neben der Fraßpflanze in den Boden und gehen in die<br />
Diapause (Engel 1956). Diese wird laut Benz (1982)<br />
durch Kurztag und Frost induziert. Der selbe Autor<br />
gibt eine Lebensdauer der adulten Käfer <strong>von</strong> 30 – 40<br />
Tagen, und eine Zeitspanne für die Entwicklung einer<br />
Generation (Ei zu Ei) <strong>von</strong> 40 – 60 Tagen an.<br />
G. viridula ist ausgesprochen oligophag. Sein Fraßspektrum<br />
umfasst vor allem Polygonaceae. Die primären<br />
Wirtspflanzen sind Rumex-Arten, vorwiegend<br />
R. obtusifolius und R. alpinus. Sie sind für die Entwicklung<br />
des Käfers am besten geeignet (Chevin<br />
1968, nach Herndl-Silmbrod 1989).<br />
Da die Larven des Käfers bei hoher Dichte ganze<br />
Ampferpflanzen skelettieren können, bietet sich die<br />
Einbindung des Ampferblattkäfers in ein Konzept zur<br />
biologischen Regulierung des Stumpfblättrigen Wiesenampfers<br />
an.<br />
In einer am Ludwig Boltzmann-<strong>Institut</strong> in der Saison<br />
2000 durchgeführten Diplomarbeit (Hann 2001) und<br />
in den daran anschließenden Untersuchungen wurde<br />
folgenden Fragestellungen nachgegangen: Kann der<br />
Käfer gefördert werden durch 1.) einen schonenden<br />
Mahdrhythmus, d. h. die Flächen werden dann gemäht,<br />
wenn die Larven zur Verpuppung in der Erde<br />
vergraben sind und/oder 2.) ungemähte und ungedüngte<br />
Teilflächen als Nahrungsressourcen, Brutherde<br />
und Überwinterungsorte. Weiters wurde untersucht,<br />
ob der Käferfraß Auswirkungen auf die Ampferpflanzen<br />
und die Ampferdeckung zeigte.<br />
Material und Methoden<br />
Der Versuch wurde im Frühjahr 2000 in einem homogen<br />
verampferten Bereich einer Mähweide der<br />
Abbildung 2:<br />
Parzellenanlage am Garnberg (Landwirtschaftliche<br />
Fachschule Hohenlehen, Ybbstal, Niederösterreich),<br />
ca. 600 m Seehöhe, graue Parzellen: zur Untersuchung<br />
<strong>von</strong> G. viridula, weiße Parzellen: pflanzenbauliche<br />
Methoden<br />
Abbildung 3:<br />
oben: Richtungsfallen, schwarz = Herbst 2000, grau =<br />
Frühjahr 2001; unten: Schlupfkästen, Frühjahr 2001