26 hier hatte die Bearbeitungsrichtung keinen Einfluss auf die Struktur des Nestes. Die ursprüngliche Vermutung, dass Nester sich vor allem durch Verschleppung in Längsrichtung ausdehnen, ließ sich in beiden Fällen nicht bestätigen. Tatsächlich scheint das Nest auf M4 durch radiale Ausdehnung <strong>von</strong> Einzelansiedlungen entstanden zu sein. Die Ausdehnung der Klone <strong>von</strong> jeweils ca. 5 m spricht für ein Alter <strong>von</strong> maximal 2 Jahren, zieht man Untersuchungen <strong>von</strong> Bakker (1960) heran, der eine Ausdehnung <strong>von</strong> 4 m in zwei Jahren beobachtete. Die häufig längliche Form <strong>von</strong> Nestern lässt sich vielleicht eher auf eine besonders erfolgreiche Ansiedlung entlang der Fahrspuren erklären, da dort mehr Licht zur Verfügung steht. Das gelegentlich beschriebene Phänomen, dass Nester „wandern“, lässt sich nach diesen Beobachtungen ebenfalls nicht bestätigen. Tatsächlich bleiben Klone über Jahre an einem Ort, wobei die Sprossdichte so stark schwanken kann, dass oberirdisch der Eindruck <strong>von</strong> Fluktuation entsteht. Die vorgestellten Versuche zeigen, dass die Lichtkonkurrenz der angebauten Feldfrüchte der Schlüsselfaktor für die Begrenzung der Acker-Kratzdistel war. Bei bestehenden Distelproblemen auf Flächen des ökologischen Landbaus sollte deshalb versucht werden, mit pflanzenbaulichen Maßnahmen und durch eine Düngung mit den verfügbaren Düngemitteln vor allem Getreidebestände so konkurrenzkräftig wie möglich zu entwickeln. Sagen die Bodenverhältnisse der Acker-Kratzdistel grundsätzlich zu (alle Böden, außer Sandböden), sollten diese Maßnahmen auch vorbeugend in Betracht gezogen werden. Ob und wie die Grundbodenbearbeitung zur Begrenzung der Acker-Kratzdistel beiträgt, kann anhand der vorgestellten Untersuchungen nicht quantitativ beantwortet werden. Eine Verschleppung und Verbreitung vegetativer Vermehrungseinheiten der Acker- Kratzdistel findet aber kaum statt. Dass Klone sich eher nur kleinräumig ausbreiten, wirft weitergehende Fragen zur räumlich-zeitlichen Entstehung <strong>von</strong> Nestern, die aus mehreren Klonen bestehen, auf. Zusammenfassung Anhand <strong>von</strong> Ergebnissen eines Langzeitversuchs wird die Bedeutung konkurrenzkräftiger Getreidebestände für die langfristige Entwicklung <strong>von</strong> Acker- Kratzdisteln dargestellt. In einer Fruchtfolge Rüben- Winterweizen-Wintergerste stiegen in einer Variante, in der keine Stickstoffdüngung zu Getreide erfolgte, in 10 Jahren die Sprossdichten der Acker-Kratzdistel kontinuierlich an, während sich in der entsprechenden gedüngten Variante (ca. 150 kg N/ha) keine Distelnester dauerhaft etablieren konnten. Seit 3 Jahren ist die Fruchtfolge auf Kleegras- Winterweizen-Winterweizen umgestellt. Die vorher in Getreide ungedüngte Variante wird jetzt mit 80 kg/ha N im Weizen versorgt und die Sprossdichten der Acker-Kratzdistel sind schon signifikant zurückgegangen. Die vorher gedüngte Variante bleibt jetzt ungedüngt und die Sprossdichten der Acker- Kratzdistel sind bereits angestiegen. Ein zusätzlich durchgeführter Modellversuch belegt, dass die Lichtkonkurrenz entscheidend für das Wachstum und die Sprossbildung der Distel ist. Um die Ausbreitung <strong>von</strong> Disteln bei verschiedener Bodenbearbeitung (wendend, nicht-wendend) zu untersuchen, wurden zufällig entnommene Sprosse aus 8 Schlägen hinsichtlich ihrer genetischen Diversität untersucht. Die Populationen erwiesen sich in zwei Anbausystemen an verschiedenen Standorten als heterogen – ein Einfluss der Bodenbearbeitung auf die Verteilung <strong>von</strong> Genotypen war nicht zu beobachten. Systematische Untersuchungen der Genotypenverteilung in Nestern zeigen, dass sich Nester häufig aus kleinräumlich ausgebreiteten Klonen zusammensetzen. Die Klone verändern ihr örtliches Vorkommen über die Zeit wenig, ein Einfluss der Bearbeitungsrichtung ist nicht zu erkennen. Literatur Anonym (1991) Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) – das Problem im ökologischen Landbau. Ökoring 4/91:10-11 Bakker D (1960) A comparative life-history study of Cirsium arvense (L.) Scop. and Tussilago farfara L., the most troublesome weeds in the newly reclaimed polders of the former Zuidersee. In: The Biology of Weeds (ed JL Harper), Oxford: Blackwell, 205-222 Bortz J, Lienert G A, Boehnke K (1990) Verteilungsfreie Methoden in der Biostatistik. Berlin, Heidelberg, New York: Springer Dau A, Gerowitt B (2002) Langjährige Entwicklung <strong>von</strong> Cirsium arvense (L.) Scop. bei unterschiedlicher Stickstoffdüngung im Getreide. Z. PflKrankh. Pfl.schutz Sh 18:319-327 Donald W W (1990) Management and Control of Canada Thistle (Cirsium arvense). Rev. Weed Sci. 5:193-250 Fan Z W (2002) Effects of Propagator, Nitrogen and Light on Canada Thistle (Cirsium arvense (L.) Scop.). Master Thesis, Universität Göttingen Hume L (1982) The long term effects of fertilizer application and three rotations on weed communities in wheat (after 21-22 years at Indian Head, Saskatchewan). Canadian Journal of Plant Science 62:741-50 Nadeau L B, Vanden Born W H (1990) The Effects of Supplemental Nitrogen on Shoot Production and Root Bud Dormancy of Canada Thistle (Cirsium arvense) under Field Conditions. Weed Science 38:379-84
B. Gerowitt et al. / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:21-27 27 Özer Z (1969) Untersuchung zur Biologie und Bekämpfung der Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense (L.) Scop.). <strong>Institut</strong> für Pflanzenschutz der Universität Hohenheim SAS <strong>Institut</strong>e Inc.: The SAS System for Windows Ed 8.01. Cary, NC, 1999-2000 Zimdahl R L, Lin J Z, Dall’armellina A A (1991) Effect of light, watering frequency, and Chlorsulfuron on Canada thistle (Cirsium arvense). Weed Science 39:590-594