Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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F. Mayer und H. Albrecht / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:9-17 15<br />
cenversorgung hohe Keimraten erreicht werden<br />
(Zwerger 1996), sind die Keimungserfolge im Freiland<br />
eher bescheiden.<br />
Häni und Zürcher (2000) beobachtete hier 21 % und<br />
Amor und Harris (1975) sogar nur 6 - 12 % Keimung.<br />
Holzner (1981) schreibt, dass Keimlinge <strong>von</strong> C. arvense<br />
äußerst empfindlich auf Beschattung, Austrocknung,<br />
Bodenverdichtung, Pilzbefall und mechanische<br />
Beschädigung reagieren. Oesau (1992) fand<br />
bei einer Auszählung auf einer Fläche <strong>von</strong> 750 m² nur<br />
vier Keimlinge. Diese Beobachtungen führen zu der<br />
Vermutung, dass es weniger Probleme bei der Diasporenbildung<br />
und –freisetzung als viel mehr bei der<br />
Keimlingsetablierung sind, welche die generative<br />
Ausbreitung <strong>von</strong> Distel-Populationen limitieren.<br />
Darüber, ob die Keimung bereits kurz nach der Bildung<br />
der Achänen im Spätsommer oder erst im Folgejahr<br />
erfolgt, bieten die Literaturangaben keine eindeutigen<br />
Informationen. Bakker (1960) und Roberts<br />
und Chancellor (1979) geben an, dass die Keimung<br />
im Herbst nur geringe Bedeutung hat und dass Keimlinge<br />
nicht in der Lage sind, den Winter zu überstehen.<br />
Hauptkeimzeit ist demnach im April und Mai.<br />
Häni und Zürcher beschreiben dagegen einen Freilandversuch,<br />
bei dem nach Aussaat <strong>von</strong> 100 Achänen<br />
Flughöhe (cm)<br />
300<br />
200<br />
100<br />
-100<br />
-200<br />
im Herbst 21 Keimlinge aufliefen; im nächsten Frühjahr<br />
wurden 37 Triebe gezählt. Allerdings konnten die<br />
Autoren nicht ausschließen, dass diese Triebe auch<br />
durch vegetative Vermehrung entstanden sein könnten.<br />
Für eine bevorzugte Keimung im Spätsommer<br />
würden auch die hohen Keimtemperaturansprüche<br />
sprechen. So stimmen Heimann und Coussans (1996),<br />
Zwerger (1996) und Mayer (2000) darin überein, dass<br />
C. arvense bei Temperaturen zwischen 25 und 30°C<br />
optimal keimt. Die Temperaturen im April und Mai<br />
liegen in der Regel weit unter diesen Werten.<br />
Die Angaben in der Literatur zur Persistenz der Diasporen<br />
sind widersprüchlich und lassen keine Schlussfolgerungen<br />
bzgl. der Hauptkeimzeit zu. Einundzwanzig<br />
der bei Thompson et al. (1997) gelisteten<br />
Quellenangaben bezeichnen die Diasporenbank der<br />
Acker-Kratzdistel als „transient“, was bedeuten würde,<br />
dass die Achänen schon im Jahr nach ihrer Bildung<br />
entweder keimen oder absterben. Dem stehen 17<br />
Quellenangaben gegenüber, nach denen die Diasporenbank<br />
„short term persistent“ ist. Dies heißt,<br />
dass die Achänen ein bis vier Jahre im Boden überdauern<br />
können. Im Gegensatz zu der <strong>von</strong> annuellen<br />
Ackerwildpflanzen ist die generative Diasporenbank<br />
<strong>von</strong> C. arvense damit kurzlebig.<br />
0<br />
0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000<br />
Flugdistanz (cm)<br />
u=225 cm/s<br />
c=20 cm/s<br />
A=27.5 g/cm s<br />
Abbildung 5:<br />
Flugkurve für Diasporen <strong>von</strong> C. arvense nach dem Modell <strong>von</strong> Rombakis (1947; in Geiger 1961). Die Flughöhe<br />
0 cm beschreibt die Abflughöhe am Distelkopf. Die Diasporen müssten durch Aufwinde fast 2,3 m vom Blütenköpfchen<br />
emporgehoben werden, um 139 m weit zu fliegen