Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut
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B. Gerowitt et al. / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:21-27 21<br />
2.1.2 Regulierung<br />
2.1.2.1 Zur Wirkung produktionstechnischer Maßnahmen im Ackerbau auf Cirsium<br />
arvense (L.) Scop.<br />
<strong>von</strong> Bärbel Gerowitt, Annelie Dau, Ursula Hettwer<br />
Einleitung<br />
Die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense (L.) Scop.)<br />
hat sich zu dem wichtigsten Unkrautproblem im Ackerbau<br />
des Ökologischen Landbaus entwickelt. Die<br />
Konkurrenzkraft der Kulturpflanzenbestände ist im<br />
Ökologischen Landbau meist geringer als in konventionell<br />
geführten Beständen (Anonym 1991). In Getreidebeständen<br />
wird die Konkurrenzkraft ganz wesentlich<br />
durch die Stickstoffdüngung bestimmt. In<br />
einem langjährigen Feldversuch wurde die Ausbreitung<br />
<strong>von</strong> Acker-Kratzdisteln in zwei Düngungsvarianten<br />
untersucht und durch einen Modellversuch ergänzt.<br />
Weil die Ausbreitung der Acker-Kratzdistel in der<br />
Fläche sehr stark vegetativ erfolgt, wird auch der<br />
Bodenbearbeitung eine große Rolle bei der indirekten<br />
Regulierung der Acker-Kratzdistel zugesprochen<br />
(Donald 1990). Wendende Bodenbearbeitung begrenzt<br />
zwar die vegetative Ausbreitung (Özer 1969),<br />
trotzdem wird häufig eine Ausdehnung bestehender<br />
Nester in die Bearbeitungsrichtung beobachtet. Um<br />
die Frage zu beantworten, ob hierzu tatsächlich die<br />
Verschleppung <strong>von</strong> Wurzelstücken durch Bearbeitungsgeräte<br />
beiträgt, werden Informationen zur Diversität<br />
<strong>von</strong> Distelsprossen benötigt.<br />
Material und Methoden<br />
Die Untersuchungen zum Einfluss der Stickstoffdüngung<br />
wurden im Rahmen eines Langzeitversuchs<br />
durchgeführt. Der Versuch ist als Blockversuch auf<br />
drei Feldstreifen angelegt, die jeweils eine der Früchte<br />
tragen. Die Versuchsvarianten sind auf jedem Streifen<br />
dreimal wiederholt. Die Grundbodenbearbeitung<br />
erfolgt im Herbst mit dem Pflug (25 cm), nach der<br />
Getreideernte wird in der Regel eine Stoppelbearbeitung<br />
mit der Spatenrollegge durchgeführt.<br />
Im ersten Versuchsabschnitt <strong>von</strong> 1988 bis 1999 mit<br />
der Fruchtfolge Rüben – Winterweizen – Wintergerste<br />
unterschieden sich zwei Versuchsglieder nur in der<br />
Stickstoffdüngung:<br />
N+: mineralische N-Düngung aller Früchte (Rüben<br />
ca. 150 kg/ha, 1988-1996: Winterweizen<br />
ca. 150 kg/ha, Wintergerste 120 kg/ha, 1997-<br />
1999: Winterweizen und Wintergerste ca.<br />
160 kg/ha )<br />
N-: mineralische N-Düngung in Rüben (ca. 150<br />
kg/ha), keine mineralische N-Düngung im<br />
Getreide.<br />
Bis 1996 wurden in den Rüben Unkräuter möglichst<br />
Forschungs- und Studienzentrum Landwirtschaft und Umwelt,<br />
Georg-August-Universität Göttingen, D-37075 Göttingen<br />
vollständig mit der Handhacke entfernt (8-Blatt-<br />
Stadium der Rübe bis Reihenschluss), während im<br />
Getreide keine Unkrautbekämpfung erfolgte. Von<br />
1997 bis 1999 wurden in allen Früchten chemische<br />
Pflanzenschutzmittel eingesetzt; in den Rüben regelmäßig<br />
gezielt gegen C. arvense (Clopyralid 1,2 l/ha).<br />
Im Getreide wurden die Distelsprosse kurz vor der<br />
Ernte in 4 Erhebungsflächen (0,5 m²) pro Parzelle<br />
bestimmt.<br />
Seit 2000 ist die Fruchtfolge auf Kleegras (einjährig)<br />
– Winterweizen – Winterweizen umgestellt. Die vorher<br />
ungedüngten Parzellen erhalten im Getreide nun<br />
80 kg N/ha mineralischen Dünger, während die in den<br />
Vorjahren gedüngte Variante nicht mehr mit mineralischem<br />
Stickstoff versorgt wird. Es werden keine Herbizide<br />
mit Wirkung auf die Distel eingesetzt. Im Frühjahr<br />
und Sommer und auf der Getreidestoppel wird<br />
die Anzahl der Sprosse in der ganzen Parzelle erfasst,<br />
zusätzlich wird kurz vor der Ernte der Anteil blühender<br />
Sprosse und die Anzahl der Blüten und Samen<br />
bestimmt.<br />
In der Vegetationsperiode 2000 wurde ein Modellversuch<br />
in Betonrahmen, die jeweils 1 m² Fläche 1 m tief<br />
umfassen, durchgeführt (Fan 2002). Die untersuchten<br />
Faktoren waren Licht (Beschattung oder volles Tageslicht),<br />
Stickstoff (0 oder 100 kg N/ha) und Verbreitungseinheit<br />
(Keimling oder Wurzelspross). Jede der<br />
insgesamt 8 Varianten wurde dreimal wiederholt.<br />
Anfang Mai wurden junge Keimlinge mit 3-4 Blättern<br />
bzw. Wurzelstücke mit 1-5 cm langen Sprossen ausgepflanzt.<br />
Die Stickstoff-Parzellen wurden Mitte Mai<br />
(60 kg N/ha) und Anfang Juni (40 kg N/ha) gedüngt.<br />
Die Beschattung erfolgte durch Plastiknetze, die im<br />
Mai zu 15%, im Juni und Juli dagegen nur zu 5%<br />
durchlässig waren, um die Lichtverhältnisse in einem<br />
Weizenbestand zu simulieren. Alle 15 Tage wurde die<br />
Sprossdichte erfasst.<br />
Die Auswertung der Daten erfolgte mit dem Statistikprogramm<br />
SAS (SAS <strong>Institut</strong>e Inc. 1999). Aufgrund<br />
des nesterweisen Vorkommens der Acker-Kratzdistel<br />
waren die im Feld erhobenen Daten nicht normalverteilt.<br />
Daher wurden die Stichproben mit dem nichtparametrischen<br />
Rangsummentest nach KRUSKAL-<br />
WALLIS verglichen (Bortz et al. 1990) und als Boxand-Whisker-Plots<br />
dargestellt.<br />
Zum Vergleich der Verteilung <strong>von</strong> Distelklonen auf<br />
Ackerflächen unter wendender und nicht-wendender<br />
Bodenbearbeitung wurden langjährig natürlich etablierte<br />
Populationen der Acker-Kratzdistel auf den<br />
Schlägen des Ackerbausystemversuches INTEX auf<br />
den Versuchsbetrieben Reinshof (R) und Marienstein