07.06.2013 Aufrufe

Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut

Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut

Sonderheft 255 Special Issue - Johann Heinrich von Thünen-Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Diskussion der Fachbeiträge – Acker-Kratzdistel / <strong>Sonderheft</strong> Landbauforschung Völkenrode (2003) SH <strong>255</strong>:47-48 47<br />

2.1.3 Diskussion der Fachbeiträge<br />

1. generative und vegetative Vermehrung der<br />

Acker-Kratzdistel<br />

In der Diskussion der Vortragsinhalte zur Unkrautbiologie<br />

wurde auf die Bedeutung der generativen<br />

Vermehrung für Verschleppung/Ausbreitung eingegangen.<br />

Es wurde festgehalten, dass der Samenflug<br />

für die Neubesiedlung <strong>von</strong> Flächen eine größere Bedeutung<br />

besitzt als bisher angenommen. Allerdings<br />

wurde ebenfalls herausgestellt, dass die Etablierung<br />

aus Samen eine sehr empfindliche Phase innerhalb<br />

des Entwicklungszyklusses der Acker-Kratzdistel<br />

darstellt und die Konkurrenzverhältnisse innerhalb<br />

des Pflanzenbestandes über die erfolgreiche Etablierung<br />

entscheiden. Thema war weiterhin die Relevanz<br />

der Verschleppung <strong>von</strong> Wurzelstücken für die Ausbreitung<br />

innerhalb eines Feldes und <strong>von</strong> Feld zu Feld.<br />

Auch hier war kein einheitliches Meinungsbild auszumachen,<br />

jedoch überwog die Annahme, dass die<br />

Ausbreitung über vegetative Vermehrungsorgane eine<br />

insgesamt größere Rolle spielt als das generative<br />

Reproduktionsvermögen.<br />

2. intraspezifische Konkurrenz<br />

Im Anschluss wurde über das häufig beobachtete<br />

Phänomen diskutiert, dass insbesondere die Kernbereiche<br />

<strong>von</strong> Acker-Kratzdistel-Beständen nach mehreren<br />

Vegetationsperioden zusammenbrechen. Dieses<br />

Absterben <strong>von</strong> Pflanzen im Nestzentrum wurde u. a.<br />

auf intraspezifische Konkurrenz und Selbsterschöpfung<br />

zurückgeführt. Diese Vermutungen sind allerdings<br />

mittels Langzeitbeobachtungen zu belegen.<br />

3. direkte Regulierungsmaßnahmen<br />

Die Auswirkungen <strong>von</strong> Regulierungsmaßnahmen auf<br />

das Acker-Kratzdistel-Wachstum wurden im nachfolgenden<br />

Teil thematisiert. In erster Linie wurde über<br />

die Bedeutung <strong>von</strong> Zeitpunkt und Tiefe einer gezielten<br />

Bodenbearbeitungsmaßnahme für den Bekämpfungserfolg<br />

diskutiert. Es wurde über positive Erfahrungen<br />

berichtet, mit Hilfe einer mehrjährigen, flachen<br />

und wendenden Bodenbearbeitung die Distel in<br />

den Bearbeitungshorizont zu „locken“ und für zwei<br />

nachfolgende Jahre ein tiefes Pflügen vorzusehen, das<br />

sämtliche (im oberen Bereich des Bearbeitungshorizontes<br />

befindlichen) Distelpflanzen erfasst und zu<br />

einer Erschöpfung der Distelpflanzen führte. Der<br />

Einsatz des Schälpfluges war weiterhin Gegenstand<br />

einer ausführlichen Diskussion. So wurde darauf hingewiesen,<br />

dass durch die mehrfache Schälfurche der<br />

Neuaustrieb nach der Ernte massiv gefördert wird und<br />

so im Idealfall zu einer Aufzehrung der im Wurzelsystem<br />

eingelagerten Reservestoffe beiträgt. Hierfür<br />

ist mindestens ein zwei- bis dreimaliger Einsatz erforderlich.<br />

Eine intensive Stoppelbearbeitung wurde im allgemeinen<br />

positiv bewertet, wobei schälende bzw. horizontal<br />

schneidende Geräte (z. B. Schälpflug bzw.<br />

Flügelschargrubber) vorzuziehen sind. Die Kombination<br />

<strong>von</strong> Sommer- und Herbstfurche wurde ebenfalls<br />

als erfolgreiche Maßnahme empfohlen. Jedoch ist<br />

bisher, so wurde <strong>von</strong> vielen Diskussionsteilnehmern<br />

herausgestellt, zu wenig über die langfristigen Auswirkungen<br />

einer wiederholten starken Störung des<br />

Bodens, z. B. auf Bodenstruktur, N-Mobilisierung/-<br />

Freisetzung sowie C- und N-Haushalt, bei ökologischer<br />

Bewirtschaftung bekannt. Es wurde weiterhin<br />

festgestellt, dass eine Übertragbarkeit <strong>von</strong> erfolgreichen<br />

Maßnahmen bzw. Maßnahmenkombinationen<br />

auf andere Standorte aufgrund fehlender Vergleichsdaten<br />

erschwert wird. Hier könnten standardisierte<br />

praxisnahe Versuchsanlagen auf verschiedenen<br />

Standorten Abhilfe schaffen. Als sehr interessant<br />

wurde <strong>von</strong> den Diskussionsteilnehmern die Häufelkultur<br />

(Einsatz des Arado-Häufelpfluges) und die<br />

Möglichkeit des Unterschneidens <strong>von</strong> Dämmen gegen<br />

Acker-Kratzdistel eingestuft. Auch hier zeichnet sich<br />

Forschungsbedarf ab.<br />

4. indirekte Regulierungsmaßnahmen<br />

Im weiteren Verlauf der Diskussion trat die Frage<br />

nach geeigneten konkurrenzstarken Kulturen in den<br />

Mittelpunkt. Nach einhelliger Meinung kann zwei-<br />

oder mehrjähriges Klee- oder Luzernegras durch<br />

Beschattung und Wurzelkonkurrenz in Verbindung<br />

mit mehrmaligem Schnitt die Acker-Kratzdistel wirkungsvoll<br />

unterdrücken. Weiterhin wurde auf Sortenunterschiede<br />

bei anderen Kulturen hingewiesen, die<br />

möglicherweise für eine Distelunterdrückung genutzt<br />

werden könnten und in Versuchen herauszuarbeiten<br />

wären. Der Einfluss <strong>von</strong> Bodenverdichtungen auf die<br />

Etablierung der Acker-Kratzdistel wurde kontrovers<br />

diskutiert und könnte Inhalt nachfolgender Untersuchungen<br />

sein. Die Frage nach der möglicherweise<br />

geringeren Verbreitung der Acker-Kratzdistel auf<br />

landwirtschaftlichen Nutzflächen in früheren Jahren<br />

wurde nicht eindeutig beantwortet. Vielmehr können<br />

nach Meinung der Diskussionsteilnehmer grundsätzlich<br />

Standorte mit Neigung zu starkem Distelbesatz<br />

und distelfreie Standorte unterschieden werden.<br />

Anschließend wurde auf die Bedeutung der Jahresniederschlagsmenge<br />

und -verteilung für den Erfolg <strong>von</strong><br />

Regulierungsmaßnahmen hingewiesen. So ist bei<br />

ausgeprägter Sommertrockenheit der Anbau einer<br />

Zwischenfrucht zur Unterdrückung der Acker-Kratzdistel<br />

nicht möglich. Auf solchen Standorten sind<br />

Bodenbearbeitungsmaßnahmen <strong>von</strong> weitaus größerer<br />

Bedeutung.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!