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Reichwald, Ralf / Piller, Frank

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Interaktive Wertschöpfung in der Innovation: Open Innovation<br />

den. Dabei wird der Begriff Kosten unter verhaltensrelevanten Aspekten verwendet.<br />

Aus Kundensicht werden der Zeiteinsatz und der Aufwand für die Beteiligung am<br />

Innovationsprozess als (nicht monetäre) Kosten wahrgenommen.<br />

Interaktionskosten<br />

Das Anliegen von Kunden, Zeit und Aufwand zu minimieren, ist seit langem bekannt<br />

(Anderson 1972). Sie honorieren einen Zeitgewinn durch erhöhte Zahlungsbereitschaft<br />

oder entscheiden sich in bestimmten Situationen gegen eine Kaufhandlung, wenn der<br />

zu investierende kognitive Aufwand zu groß erscheint (Simon 1976). Besonders wenn<br />

Kunden mehr auf das Resultat einer Aktivität abzielen als auf die Aktivität selber,<br />

legen sie Wert auf eine effiziente Durchführbarkeit ohne zusätzliche Barrieren (Babin /<br />

Darden / Griffin 1994). Beiträge über Bequemlichkeit und das Management zeitlicher<br />

Ressourcen implizieren, dass Kunden den Zeiteinsatz und Aufwand generell als<br />

(nicht-monetäre) Kosten wahrnehmen. Beiträge zum Innovationsprozess sind umso<br />

attraktiver, je geringer der Zeiteinsatz und der -aufwand für den Kunden als wahrgenommene<br />

Kosten ausfallen. Dementsprechend müssen Unternehmen nicht nur<br />

Kaufprozesse, sondern auch einen interaktiven Innovationsprozess bequem und einfach<br />

gestalten (Berry / Seiders / Grewal 2002) oder den Komplexitätsgrad der Aufgabe<br />

an den jeweiligen Kunden anpassen. Sind die Interaktionskosten aus Kundensicht zu<br />

hoch, entscheiden sich Kunden gegen eine Beteiligung am Innovationsvorhaben (Hui /<br />

Bateson 1991).<br />

Psychologische Kosten<br />

Neben Interaktionskosten können Kunden psychologische Kosten entstehen. Während<br />

Interaktionskosten (Zeit und Aufwand) Gegenstand rationaler Überlegungen sind, entstehen<br />

psychologische Kosten vor dem Hintergrund emotionaler Abwägung von<br />

Unsicherheiten (Baker et al. 2002). Die Unsicherheit, ob das eigene Engagement im<br />

Innovationsprozess auch zum Ergebnis führt und damit zum erwarteten Nutzen des<br />

Kunden bildet ein Beispiel für die Verursachung psychologischer Kosten.<br />

Psychologische Kosten haben ihren Ursprung im wahrgenommenen Risiko, das als<br />

Verlusterwartung des Kunden definiert werden kann (Stone / Grønhaug 1993). Kaplan,<br />

Szybillo und Jacoby (1974) nennen unterschiedliche Komponenten von Unsicherheiten<br />

bzw. Risiken, die auf die Innovationsentscheidung übertragen werden können: die<br />

Befürchtung nicht gezahlter Aufwandsentschädigungen durch das Unternehmen<br />

(finanzielles Risiko), keinen Innovationsbeitrag leisten zu können (Leistungsrisiko), bei<br />

Produkttests verletzt zu werden (physisches Risiko), sich zu blamieren (soziales<br />

Risiko), Zeit zu verschwenden (Zeitrisiko) sowie schließlich das Risiko psychologischer<br />

Unannehmlichkeiten wie Stress. Die kognitiven Kosten, die aus dem wahrgenommenen<br />

Risiko des Scheiterns resultieren, beeinflussen ebenso wie die Interaktionskosten<br />

die Entscheidung des Kunden über die Teilnahme am Innovationsprozess.<br />

Zusammenfassung<br />

Nicht alle Kunden eines Unternehmens eignen sich gleichermaßen für eine aktive<br />

Beteiligung an Open Innovation. Vielmehr konzentriert sich diese Eignung auf ein ausgewähltes<br />

Kundensegment. Diese Kunden werden als Lead User bezeichnet. Lead<br />

User sind mit dem bestehenden Marktangebot – trotz Early-Adopter-Verhaltens –<br />

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