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Reichwald, Ralf / Piller, Frank

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Kosteneffizienz von Individualproduktion<br />

ber neuen Wettbewerbern aufgebaut, die diese Informationen nicht besitzen.<br />

Beispielsweise kann ein Hersteller von Maßkonfektion einem Kunden, der bereits<br />

einen Anzug bestellt hat, dazu passende Hemden anbieten. Der größte Kostenblock in<br />

der Kundenbeziehung, der Interaktionsprozess, reduziert sich bei diesem<br />

Wiederholungskauf stark, da die Maße des Kunden bereits weitgehend aus dem<br />

Erstkauf bekannt sind. So können bei Vorliegen der Maßdaten Wiederholungskäufe<br />

einfach z. B. über das Internet abgewickelt werden. Kombiniert mit dem Wissen, was<br />

der Kunde bereits gekauft hat und wo seine Vorlieben liegen, können dabei auch<br />

Vorschläge für weitere Einkäufe unterbreitet werden.<br />

Eine Folge interaktiver Wertschöpfung und Kundenintegration ist der Aufbau von<br />

Wechselhürden, die dazu beitragen können, die Kundenbindung zu erhöhen. Diese<br />

resultieren primär aus Wechselkosten, Opportunitätskosten und “Sunk-Costs”, die<br />

dem Kunden beim Wechsel einer Lieferantenbeziehung entstehen würden (Jackson<br />

1985; Riemer / Totz 2003, Riemer und Totz 2003) sehen eine generelle Erhöhung dieser<br />

Wechselhürden aus Kundensicht durch das Angebot individualisierter Produkte.<br />

Beispielsweise erhöhen sich die “Direct Costs of Switching”, da ein anderer Anbieter<br />

individueller Produkte schwieriger zu finden ist als ein Anbieter von Normteilen. Die<br />

Opportunitätskosten sind bei der Nachfrage nach individualisierten Produkten daher<br />

hoch, da der Kunde Vorteile aus dem Bezug individualisierter Produkte ziehen kann.<br />

“Sunk Costs” aus Sicht des Abnehmers lassen sich nach Jackson (1985) als “investments<br />

in procedures” beschreiben. Derartige “procedures” sind beispielsweise die<br />

Investitionen des Kunden zur Integration in die Wertschöpfungskette des Anbieters<br />

wie Investitionen in Kommunikationswege (z. B. EDI-Verbindungen), der Aufbau von<br />

Qualifikation beim eigenen Personals zum Umgang mit Produktkonfigurationswerkzeugen<br />

eines bestimmten Anbieters oder die Ausrichtung der eigenen Prozessabläufe<br />

(z. B. im Bereich der Fabrikplanung) auf einen speziellen Anbieter.<br />

Kundenintegration kann somit in Verbindung mit dem Angebot individualisierter<br />

Produkte einen wirkungsvollen Hebel bieten, Wechselkosten für den Kunden aufzubauen.<br />

Einerseits trägt die individualisierte Problemlösungskompetenz dazu bei, dass<br />

der Kunde “freiwillig” dem Anbieter treu bleibt, da ihm die individuelle Lösung höheren<br />

Nutzen stiftet. Andererseits erhöht eine individualisierte Leistung die<br />

Abhängigkeit des Abnehmers, da dieser bereits als Folge seiner Integration in die<br />

Leistungserstellung des Anbieters spezifische Investitionen getätigt hat. Mit der persönliche<br />

Interaktion zwischen Hersteller und jedem einzelnen Kunden, die zur<br />

Leistungskonfiguration zwingend notwendig ist und bei einer massenhaften Fertigung<br />

nicht stattfindet, kann der Grundstein einer langfristigen Kundenbeziehung gelegt<br />

werden. Aufgabe des Herstellers ist es, die während der Interaktion gewonnenen<br />

Informationen folgegeschäfts- und gewinnbringend einzusetzen (Kotha 1995; <strong>Piller</strong><br />

1998, 2001; Pine / Peppers / Rogers 1995; Schnäbele 1997). Ein Käufer vermittelt<br />

(“lehrt”) dem Mass Customizer viele Informationen über sich, sei es explizit durch<br />

Angabe seiner Wünsche oder implizit durch die Möglichkeit für den Anbieter, den<br />

Kundenkontakt auszuwerten. Der Anbieter lernt nicht nur die Vorlieben seiner<br />

Kunden kennen, sondern kann dieses Wissen verwenden, um weiteren Kundennutzen<br />

zu stiften. Peppers und Rogers (1997) sprechen deshalb bei dieser Verbindung aus<br />

Mass Customization und individuellem Beziehungsmarketing von “Learning<br />

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