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Reichwald, Ralf / Piller, Frank

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Die aktive Rolle von Kunden in der Wertschöpfung<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und des Internets gewinnt<br />

die interaktive Wertschöpfung auch in vielen Konsumgütermärkten an Bedeutung.<br />

Unternehmen reagieren damit verstärkt auf aktuelle Trends und tragen so bewährte<br />

Konzepte und Modelle für die Organisation der arbeitsteiligen Wertschöpfung als<br />

(vorläufiges) Ergebnis eines Entwicklungsprozesses auf eine neue Stufe. Das<br />

Spannende an diesen Modellen ist dabei eine neue Vorstellung und Organisation der<br />

Arbeitsteilung zwischen Anbietern und Abnehmern. Eine hierarchische Aufgabenverteilung<br />

und Kontrolle wird durch Selbstmotivation und Selbstselektion der Akteure<br />

ersetzt. Der internen Koordination durch Regeln und Organisationsformen stehen<br />

neue Koordinationsformen in Netzwerken gegenüber. Standardisierte Massenartikel<br />

oder vorproduzierte Varianten werden durch individuelle Leistungen ersetzt, ohne<br />

dass dadurch die Preise aber wesentlich steigen.<br />

Die Entwicklungsgeschichte der interaktiven Wertschöpfung<br />

Das hier dargestellte Modell der interaktiven Wertschöpfung stellt eine Synthese und<br />

Weiterentwicklung von generalisierbaren Prinzipien dar, die in der Vergangenheit<br />

sowohl in Ansätzen der Organisationsforschung sowie in Ansätzen des Innovations-,<br />

Technologie- und Produktionsmanagements erarbeitet worden sind. Unser Konzept<br />

der interaktiven Wertschöpfung erhebt deshalb nicht den Anspruch, etwas grundsätzlich<br />

Neues zu sein, es handelt sich vielmehr um eine Ergänzung und Weiterentwicklung<br />

bewährter theoriegeleiteter Ansätze und Konzepte zur instrumentellen und organisatorischen<br />

Gestaltung des Innovations- und Produktionsmanagements. Wir beziehen<br />

uns auf eine traditionsreiche Reihe großer Autoren und knüpfen an deren gedanklichen<br />

Konstrukten an.<br />

Chester Barnard ist einer der Urväter der modernen Organisationstheorie. In seinem<br />

Buch “Organization and Management” (1948) diskutiert er detailliert und lange vor<br />

modernen Strömungen eines “Beziehungsmarketings” die symbiotische Beziehung<br />

zwischen Käufern und Verkäufern. Kunden gelten für Barnard nicht als externe<br />

Akteure, sondern sie sind Teil der Organisation. Er bemerkt, dass sowohl Kunden als<br />

auch die Angestellten eines Herstellerunternehmens gleichermaßen Inputfaktoren<br />

zum Leistungserstellungsprozess beitragen.<br />

Diesen Gedanken greift viele Jahre später Alvin Toffler (1970, 1980) auf. Er prägte den<br />

berühmten Ausdruck des “Prosumers”, der in einer Rolle Konsument und Produzent<br />

ist. Allerdings ist der Tofflersche Prosument ein autonomer Akteur, der ohne<br />

Kooperation mit einem Unternehmen produktive und konsumptive Aufgaben vollzieht.<br />

Eine wesentliche Quelle unserer Ideen in diesem Buch ist die Konzeption einer “interactive<br />

strategy” von Richard Normann und Rafael Ramirez (1993, 1998[1994]) sowie<br />

Solveig Wikström (1996a, 1996b). Diese Autoren können als Urheber einer modernen<br />

Debatte interaktiver Wertschöpfung zwischen Unternehmen und Kunden gesehen<br />

werden (siehe auch Mannervik 1997; Parolini 1999; Ramirez 1999; Schön 1994;<br />

Wikström / Normann 1994 für verwandte Schriften). Sie erklären, dass sich als Folge<br />

des Einsatzes neuer Informations- und Fertigungstechnologien sowie geänderter<br />

Lebensstile zwei wesentliche Änderungen ergeben werden:<br />

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