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Reichwald, Ralf / Piller, Frank

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Mehr an freier Zeit entwickelte sich der „Massentourismus“, welcher das Gesicht der<br />

Tourismusbranche im 20. und angehenden 21. Jahrhundert prägt.<br />

Seit dem Jahr 2001 befindet sich die europäische Tourismusindustrie jedoch in einer<br />

schweren Krise. Die ehemals treibende Kraft der Branche, die Pauschalreise, macht in<br />

Deutschland nur noch einen Anteil von ca. 44 Prozent des Gesamtreisevolumens aus<br />

(Deraëd 2003). Einen nachhaltigen Einbruch des Umsatzes von 25 Prozent erfuhr der<br />

Pauschalreisemarkt durch die Anschläge des 11. September, den Irak-Krieg sowie<br />

SARS. Neben den für viele Unternehmen schädigenden Preiswettkämpfen des<br />

Sommers 2002 dämpft überdies die momentane Wirtschaftskrise die Reiselust der<br />

Deutschen. Insbesondere die Reiseagenturen, welche als Vermittler zwischen<br />

Anbietern bzw. Veranstaltern und Kunden fungieren, sehen sich einem harten<br />

Verdrängungswettbewerb gegenüber.<br />

Seitdem viele Anbieter den direkten Kundenkontakt über das Internet suchen, brechen<br />

die Gewinne der Vermittler nachhaltig ein. Für diese Entwicklung werden insbesondere<br />

die so genannten „Billigflieger“ bzw. „No Frills“-Airlines verantwortlich gemacht.<br />

Sie lassen ihren Kunden vielfach aus Rationalisierungsgründen keine andere Wahl, als<br />

die Flugtickets direkt im Internet zu erwerben. Während dies generell dazu führt, dass<br />

klassische Reiseagenturen weniger genutzt werden, erkennen die Touristen auch zusehends,<br />

dass sie durch eine individuelle Zusammenstellung ihrer Reise – vor allem<br />

unter Einbezug von Angeboten dieser Fluggesellschaften – günstiger reisen als bei<br />

Buchung einer vergleichbaren Pauschalreise. Darüber hinaus wird die wirtschaftliche<br />

Situation der Reiseagenturen dadurch belastet, dass die meisten Fluggesellschaften in<br />

2003 ihre Kommissionszahlungen auf 1 Prozent kürzten, um mit den Billigfluggesellschaften<br />

weiter konkurrieren zu können. Neben den Reiseagenturen müssen sich auch<br />

klassische Reisekonzerne dem gewandelten Wettbewerbsumfeld stellen. Der TUI-<br />

Konzern beispielsweise strebt eine Neustrukturierung als voll integrierter Touristik-<br />

Konzern an, der seinen Kunden einen Traumurlaub aus einer Hand anbieten kann.<br />

Reiseveranstalter und Reiseagenturen sehen sich also vor die Herausforderung<br />

gestellt, in diesem vom Individualitätsbedürfnis der Kunden einerseits und<br />

Margendruck andererseits geprägten Wettbewerbsumfeld zukünftig zu bestehen. Als<br />

viel versprechender Ansatz wird das Angebot kundenindividueller Reisen im Internet<br />

gesehen, welches als Dynamic Packaging bezeichnet wird. Beim Dynamic Packaging<br />

kann der Kunde Reisekomponenten aus unterschiedlichen Quellen auswählen, bündeln<br />

und buchen (Rogl 2003). Dynamic Packaging ist die Mass-Customization-<br />

Strategie der Reiseindustrie.<br />

Wichtige Wettbewerber und deren Angebote<br />

Mass Customization in der Reisebranche<br />

Wie aus Abbildung 5–8 ersichtlich ist, belief sich der Gesamtumsatz der deutschen<br />

Reisebranche im Jahr 2002 auf 33 Mrd. Euro, wozu internetbasierte Angebote zu ca. 10<br />

Prozent beitrugen. Dieser Wert erscheint im EU-weiten Vergleich überdurchschnittlich<br />

hoch – im Mittel erwirtschaften virtuelle Touristikunternehmen ca. drei Prozent des Gesamtumsatzes<br />

der Branche, was erwarteten 10 Mrd. Euro in 2004 entspricht. Betrachtet<br />

man die deutschen Reiseveranstalter isoliert, setzten sie im Jahr 2001 164 Mio. Euro um,<br />

wobei von einem Anstieg auf 2,2 Mrd. Euro bis zum Jahre 2006 ausgegangen wird.<br />

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