25.07.2013 Aufrufe

Reichwald, Ralf / Piller, Frank

Reichwald, Ralf / Piller, Frank

Reichwald, Ralf / Piller, Frank

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kosten der Interaktion im Wertschöpfungsprozess<br />

Kosteneffizienz von Individualproduktion<br />

10-Cent-Stückes besteht. Jeder Ring ist mit den jeweiligen Nachbarringen verhakt, so dass auf<br />

diese Weise ein Netz entsteht. “Industriell lässt sich so eine Handtasche gar nicht herstellen und<br />

von Hand müsste man alle Ringe einzeln miteinander verlöten, was wiederum nur mit Metall funktionieren<br />

würde. Der Kunde wollte aber einen weißen Kunststoff haben”, berichtet Christof Stotko,<br />

Marketingleiter der Münchner Firma. Um die Handtasche herzustellen, verteilt die Rapid-Maschine<br />

zunächst eine 0,1 Millimeter dünne Schicht Kunststoffpulver auf einer Arbeitsunterlage. Ein<br />

Laserstrahl bringt das Pulverbett genau dort zum Schmelzen, wo später Kettenglieder entstehen<br />

sollen. Beim Abkühlen erhärten die geschmolzenen Stellen und werden zu festem Kunststoff. Ein<br />

Relief aus verschlungenen Ringen ragt nun empor, während ringsum das Pulver liegen bleibt. Ist<br />

die erste Schicht auf diese Weise fertig gestellt, geht die Prozedur von vorne los. Es wird eine neue<br />

Pulverschicht über das Relief der sich herausbildenden Ringe gestreut. Lage um Lage wächst die<br />

Handtasche mit diesem so genannten Laser-Sinter-Verfahren in die Höhe. Nach sieben Stunden<br />

Produktionszeit ist das Accessoire fertig. “Es ist eher ein exklusives Modeobjekt”, sagt Stotko. (...)<br />

“Mit den Rapid-Verfahren lassen sich die Produkte individualisieren und dem Kunden quasi auf<br />

den Leib schneidern. Das ist faszinierend. Aber noch stehen wir hier am Anfang der Entwicklung”,<br />

meint Meyer. Denn der schier unbegrenzten gestalterischen Freiheit steht bislang eine begrenzte<br />

Zahl an Werkstoffen gegenüber. Während der Ingenieur im Maschinenbau oder in der<br />

Textilindustrie zwischen tausenden Materialien wählt, verarbeiten die Rapid-Maschinen bis dato<br />

nur einige Dutzend Spezialwerkstoffe. Neben Kunststoffen können Metall, Papier und Keramik verwendet<br />

werden. (...) Die Technik hat in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte gemacht<br />

und der Preis für die Geräte ist gefallen. “Vielleicht werden in 5 bis 8 Jahren die ersten Haushalte<br />

über ihren eigenen 3D-Drucker verfügen, wenn die preiswertesten Geräte dann nur einige<br />

Tausend Euro statt der heute üblichen 25.000 Euro und mehr kosten”, wagt Meyer einen Blick in<br />

die Zukunft.<br />

Kundenbezogene Wertschöpfung findet im engeren Sinne auf der Informationsebene<br />

statt. Grundlage der Erstellung individueller Produkte und Leistungen ist stets eine<br />

Interaktion zwischen Abnehmer und Anbieter im Leistungserstellungsprozess<br />

(Hibbard 1999; Ramirez 1999). Dies gilt sowohl hinsichtlich der Kontaktanbahnung,<br />

Verkauf und Bindung der Endkunden als auch in Bezug auf die physische<br />

Warenverteilung. Ein Massen- bzw. Variantenfertiger überträgt diese Aufgaben in der<br />

Regel dem Handel. Eine solche Aufgabenteilung ist aber vor allem hinsichtlich einer<br />

individuellen Leistungserstellung unökonomisch. Je komplexer ein Leistungsobjekt<br />

und der dazu gehörige Spezifikationsprozess ist, desto wichtiger und effizienter wird<br />

aus Transaktionskostensicht die interne Abwicklung der Distributionsfunktion, d. h.<br />

bei einer spezifischen, individuellen Leistung ist eine direkte Kommunikation zwischen<br />

Abnehmer und Hersteller im Sinne eines Direktvertriebs ohne Einschaltung des<br />

Handels vorteilhaft (Picot 1986; Schnäbele 1997).<br />

Wir können auch hier wieder die zusätzlichen Kosten von Mass Customization aus den<br />

Verlusten der Effizienzvorteile einer Massenproduktion begründen, nun aus Sicht des<br />

Vertriebs: Aus Transaktionskostensicht beruhen die Potenziale der Standardisierung<br />

auf der asymmetrischen Informationsverteilung der Abnehmer über die Eigenschaften<br />

von Gütern und Leistungen. Gerade bei neuen Produkten machen fehlende<br />

Erfahrungswerte eine Beurteilung der Eignung unmöglich, womit das Risiko von<br />

219<br />

4.2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!