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Reichwald, Ralf / Piller, Frank

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Entwicklungen und Trends auf dem Weg zur interaktiven Wertschöpfung<br />

Kasten 2–8: Spreadshirt: Rasantes Wachstum durch Interaktive Wertschöpfung<br />

(Quellen: Verschiedene Postings von Jochen Krisch in seinem sehr lesenswerten Blog ‘Exciting E-<br />

Commerce’ [www.excitingcommerce.com] zwischen Oktober 2005 und Januar 2006;<br />

Pressemappe des Unternehmens)<br />

Spreadshirt verkauft individuelle T-Shirts und andere Bekleidungsprodukte. Diese können von<br />

jedem einzelnen Kunden selbst gestaltet werden, entweder mit einem eigenen Graphikprogramm<br />

auf dem heimischen PC oder aber durch ein einfaches Mal-Programm im Internet. Anders als bei<br />

Threadless (siehe Kasten 1–1) wird allerdings auf Wunsch jeder Kundenentwurf gefertigt. Das<br />

Unternehmen hat dazu ein hochflexibles Produktionssystem aufgebaut, das per Digitaldruck eine<br />

effiziente Einzelfertigung möglich macht. Eine weitere Besonderheit ist, dass jeder Kunde nicht nur<br />

ein eigenes T-Shirt gestalten und produzieren lassen kann, sondern dieses auch via Spreadshirts<br />

Online-Shoppingsystem an andere Kunden weiterverkaufen kann. Mit wenigen Mausklicks kann<br />

sich jeder Kunde einen eigenen Online-Shop eröffnen und selbst zum Anbieter werden.<br />

Spreadshirt produziert und vertreibt die Waren und kassiert eine Provision (“Micro-Merchandising”<br />

hat das Unternehmen dieses Vertriebssystem getauft). Durch die flexible Einzelfertigung ist dieses<br />

System sowohl für Kunden-Anbieter als auch für Spreadshirt ohne Absatzrisiko.<br />

Durch seine vielen kleinen Minishops in seiner Bedeutung weithin unterschätzt, expandiert Spreadshirt<br />

gerade weltweit. Spreadshirt ist heute der europäische Marktführer unter den T-Shirt-Händlern im<br />

Internet (T-Shirts sind eines der erfolgreichsten E-Commerce-Produkte überhaupt). Seit einem Jahr<br />

baut Spreadshirt sein internationales Geschäft stark aus und ist inzwischen auch in den USA vertreten.<br />

Erste Achtungserfolge konnten die Leipziger dort schon erzielen. So betreibt seit September die populäre<br />

US-Bloggingseite BoingBoing einen Merchandise-Shop bei Spreadshirt. Im Unterschied zu anderen<br />

Händlern und Herstellern bekommen Spreadshirt-Produkte ihren Feinschliff jeweils erst vor Ort.<br />

Jedes Shirt wird “on demand” im Zielland produziert und erst von dort aus verschickt. So können deutsche<br />

Nutzer nach ausgefallenen Motiven in britischen, spanischen oder polnischen Spreadshirt-Shops<br />

stöbern und sich die Shirts, Taschen und Sticker dann aus Leipzig zuschicken lassen.<br />

Da das Unternehmen seine Produkte quasi auf Zuruf vor Ort produziert, fallen bei Spreadshirt keine internationalen<br />

Versandkosten an. Bestellungen deutscher BoingBoing-Fans werden zum Beispiel von<br />

Deutschland aus verschickt. Auch darin sieht Spreadshirt einen Vorteil seiner globalen Expansionsstrategie<br />

mit lokaler Präsenz. Vom Direktvertriebsmodell von Spreadshirt profitieren die Kunden ebenso<br />

wie die lokalen Designer. Letztere partizipieren direkt an den Verkaufserlösen. Wie stark, das bestimmen<br />

sie über den frei wählbaren Verkaufspreis selbst. Über 100.000 Partnershops betreibt Spreadshirt inzwischen<br />

auf seiner Plattform und übernimmt von der Produktion über den Versand bis hin zur Zahlungsabwicklung<br />

alles für seine Handelspartner. Die Partner bekommen eine selbst festgelegte Provision auf<br />

alle Artikel, die sie verkaufen. Spreadshirt gewinnt eigenen Angaben zufolge jede Woche 1.000 neue<br />

Shoppartner hinzu. Jeden Monat kann die Plattform 10.000 neu designte Produkte anbieten. Auch wenn<br />

sich mittlerweile 220 Mitarbeiter um die Abwicklung kümmern, ist diese Produktvielfalt nur möglich, da die<br />

Kunden aktiv an der Wertschöpfung beteiligt sind. Gefragt ist vor allem die Kreativität beim Design der<br />

Motive und das Verkaufstalent der Kunden, um die selbst kreierten “Designerstücke” auch optimal zu vermarkten.<br />

Doch Spreadshirt zieht seine Kunden inzwischen auch weiter in die Wertschöpfung ein. So<br />

sucht das Unternehmen im Januar 2006 in einem offenen Design- und Auswahlprozess ein neues<br />

Firmenlogo. Die Logo-Aktion ist eine von mehreren Initiativen, mit denen Spreadshirt die Design-<br />

Community stärker aktivieren und an sich binden will. Erst kürzlich hat Spreadshirt zusammen mit dem<br />

London Design Festival die besten Shirt-Designer gesucht und ausgezeichnet.<br />

Auszug aus einem Interview mit Spreadshirt-Gründer Lukasz Gadowski<br />

Frage: In der New-Economy-Phase hatten die meisten Unternehmer [oft] zu viel Fantasie, mit den<br />

bekannten schädlichen Folgen für ihre Firmen.<br />

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