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Reichwald, Ralf / Piller, Frank

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Interaktive Wertschöpfung in der Produktion: Mass Customization<br />

aber eine schnelle Reaktionsfähigkeit durch die Vorfertigung sichergestellt ist (Lee /<br />

Tang 1997; Rudberg / Wikner 2004; Salvador / Forza 2004; Su / Chang / Ferguson 2005).<br />

Ebenso können trotz individueller Endproduktee Skaleneffekte während der Vorproduktion<br />

der standardisierten Komponenten gesichert werden. Die Verzögerung der<br />

endgültigen Spezifikation kann sich dabei auf Auslegungs-, Zeit- und Ortsaspekte<br />

beziehen. Die Potenziale zur Kostensenkung, die sich aus einer Entkopplung der<br />

Wertschöpfungskette ergeben können, stehen in enger Korrelation zur Wahl der<br />

Wertschöpfungsstufe, auf der die Kunden integriert werden. Eine tiefe Integration der<br />

Kunden bis hinein in die Produktentwicklung (“development-to-order”) erlaubt eine<br />

stärkere Entkopplung der Wertschöpfung.<br />

Wesentliche Voraussetzung jedoch, um die potenziellen Vorteile einer Postponement-<br />

Strategie zu verwirklichen, ist die Fähigkeit des Anbieters, die vorzufertigenden<br />

Komponenten in der richtigen Menge und Spezifität bereitzuhalten. Kostensenkungen<br />

können sich nur dann ergeben, wenn Über- und Unterbestände auf Komponentenebene<br />

vermieden werden. Kundenwissen, das während des Konfigurationsvorgangs<br />

gesammelt wird, stellt ein wesentliches Optimierungspotenzial dar. Das<br />

Ergebnis der Kundeninteraktion im Vertrieb wird nicht nur als Input für den auftragsspezifischen<br />

Produktionsprozess genutzt, sondern stellt auch wesentliche Informationen<br />

bereit, die auftragsneutralen Prozesse marktbezogen auszurichten. Eine weitere<br />

Option der Kundenintegration ist, im Rahmen eines modularen Produktaufbaus<br />

auch Wertschöpfungsaktivitäten aus der Produktion auf den Kunden zu übertragen.<br />

Unter dem Begriff “embedded configuration” wird beispielsweise die Entwicklung<br />

von Komponenten beschrieben, die eine eingebaute Flexibilität besitzen. Die Kunden<br />

können damit gewisse Wertschöpfungsschritte selbst übernehmen, indem sie z. B.<br />

Module zur länderspezifischen Anpassung eines Produktes selbst montieren. Diese<br />

Verlagerung von Anpassungs- oder Konfigurationsschritten auf den Kunden sollte zu<br />

weiteren Kostensenkungspotenzialen beim Hersteller führen.<br />

Reduktion der Akquisekosten durch Steigerung der Kundenbindung: Wechselkosten<br />

Die Interaktion mit den Kunden bietet auch Möglichkeiten zur Steigerung der Kundenloyalität.<br />

Geht man davon aus, dass sich Kundenbindung in steigenden Umsätzen pro<br />

Kunde ausdrückt, benötigen Unternehmen mit hohem Bindungsgrad weniger<br />

Abnehmer als Unternehmen mit geringerer Kundennähe, um ein bestimmtes<br />

Umsatzziel zu erreichen (Stotko 2002). Wird die Zahl der Kunden als “Kostentreiber”<br />

im Sinne der Prozesskostenrechnung interpretiert, kann eine hohe Kundenbindung<br />

neben den Transaktionskosten auch die Marketingkosten senken und Streuverluste eliminieren<br />

(Schnäbele 1997; Vandermerwe 1999, 2000). Ein Kunde kann mehrfach für<br />

verschiedene Produkte “genutzt” werden, ohne dass dabei neue Akquisitionskosten<br />

anfallen. Die damit verbundenen Kostensenkungspotenziale tragen ebenfalls zur<br />

Verwirklichung von Economies of Integration bei.<br />

Ansatzpunkt hierzu ist insbesondere die Leistungskonfiguration eines ersten Auftrags.<br />

Die dabei erlangten Informationen über einen Kunden lassen bei einem Wiederholauftrag<br />

sowohl eine schnellere/einfachere als auch eine inhaltlich verbesserte<br />

Leistungsspezifikation zu. Damit wird eine bedeutende Markteintrittsbarriere gegenü-<br />

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