Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Räumlichkeiten in der Schillerstraße. Hier befand sich das Geographische Institut<br />
bis zur 1969 erfolgten Schließung in Folge der III. Hochschul- und Akademiereform<br />
der DDR.<br />
In seiner <strong>Leipzig</strong>er Zeit entstand auf Grundlage seiner Vorlesungsmanuskripte<br />
eines seiner Hauptwerke, das 1938 vorgelegte kulturgeographische Standardwerk<br />
„Lebensräume im Kampf der Kulturen“, das 1951 in zweiter Auflage und<br />
1953 in französischer Übersetzung neu aufgelegt wurde. Von <strong>Leipzig</strong> aus redigierte<br />
Schmitthenner auch als Nachfolger seines Lehrers Alfred Hettner von<br />
1935 bis 1944 die Herausgabe der „Geographischen Zeitschrift“, neben „Petermanns<br />
Mitteilungen“, dem „Geographischen Anzeiger“ und der „Zeitschrift der<br />
Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin“ die vierte einflussreiche Fachzeitschrift der<br />
deutschsprachigen Geographie. Diese Herausgebertätigkeit erforderte in Anbetracht<br />
der komplizierten finanziellen und politischen Umstände ein Höchstmaß<br />
an Ausdauer und Diplomatie. Das Wiedererscheinen der bis heute publizierten<br />
Geographischen Zeitschrift nach dem II. Weltkrieg (1963) hat Schmitthenner<br />
nicht mehr erlebt. Auch in der traditionsreichen, seit 1861 bestehenden Geographischen<br />
Gesellschaft zu <strong>Leipzig</strong> war er nach seiner Übersiedlung nach Sachsen<br />
aktiv, u.a. als langjähriger Vorsitzender. Schmitthenner war zudem Mitglied<br />
der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu <strong>Leipzig</strong> und der Deutschen<br />
Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie Ehrenmitglied mehrerer Geographischer<br />
Gesellschaften.<br />
Heinrich Schmitthenner gehörte nicht zu den exponierten Vertretern einer völkisch-nationalen<br />
Geographie, die während des Nationalsozialismus einen starken<br />
Aufschwung erlebte. Gemeinsam mit Oskar Schmieder und Karl-Heinz Dietzel<br />
engagierte er sich jedoch ab 1940 im Vorstand der nur kurze Zeit aktiven Deutschen<br />
Geographischen Gesellschaft, der auf Druck der NS-Wissenschaftsverwaltung<br />
geschaffenen Dachorganisation der deutschen Geographie. In diesem<br />
Umfeld entstand auch das von Schmitthenner mitherausgegebene umfangreiche<br />
und in einigen Beiträgen nationalsozialistisch-propagandistische Sammelwerk<br />
„Lebensraumfragen Europäischer Völker“ (1941).<br />
Bei den großen alliierten Bombenangriffen auf <strong>Leipzig</strong> verlor Schmitthenner<br />
1943 einen Großteil seiner Bibliothek und seiner wissenschaftlichen Sammlungen;<br />
auch seine Wohnung in der Inselstraße wurde total zerstört. Die beiden<br />
Geographischen Institute in der Schillerstraße waren hingegen nur teilweise<br />
beschädigt. Erst in den letzten Kriegsmonaten war der universitäre Lehrbetrieb<br />
stark eingeschränkt, bevor die <strong>Universität</strong> schließlich geschlossen wurde; zudem<br />
war Schmitthenner durch seine langwierige Krankheit behindert, die zu mehr-<br />
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