Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

Schmutzler trat 1981 in den Ruhestand und zog nach Westberlin. Er hat bald
nach der Wende ein Rehabilitationsverfahren angestrengt, das am 9. Juli 1991
zu seinen Gunsten entschieden wurde. Er starb im Alter von 88 Jahren am
11. Oktober 2003 in Berlin.
Pfarrer Dr. Schmutzler war ein kluger Pädagoge mit breiten Kenntnissen in Pädagogik,
Philosophie und Psychologie und viel praktischer Erfahrung aus Schule
und Kirche. Er war ein persönlich-spirituell in Bibel und Gebet verankerter
Theologe, der wesentliche Prägungen von lutherischem Denken und aus der dialektischen
Theologie Karl Barths empfangen hatte. Neben Litts Pädagogik hat
ihn diese Theologie in die Lage versetzt, seine Wirklichkeit kritisch wahrzunehmen
und faulen Kompromissen zu widerstehen und sie hat ihn nicht daran gehindert,
einen echten partnerschaftlichen Dialog mit den Sozialwissenschaften zu
suchen. Und er war ein mutiger Studentenpfarrer, der an der Seite seiner Studentinnen
und Studenten stand, als Wissenschaft und Demokratie durch marxistische
Ideologisierung und staatliche Unterdrückung gefährdet waren. Ich bin der Stadt
Leipzig dafür dankbar, dass sie ihm 1997 die „Ehrenmedaille der Stadt Leipzig“
verliehen und, dass sie 2004 beschlossen hat, eine neue Straße in Leipzig-Gohlis
nach ihm zu benennen. Leider haben es die Erziehungswissenschaftliche und die
Theologische Fakultät versäumt, nach der Wende und nach der demokratischen
Erneuerung der Universität diese herausragende Persönlichkeit in ihrer Weise
angemessen zu ehren.
Wolfgang Ratzmann
Literatur:
Georg-Siegfried Schmutzler: Gegen den Strom. Erlebtes aus Leipzig unter Hitler
und der Stasi. Göttingen 1992.
Georg-Siegfried Schmutzler: Gemeindepädagogik in Aktion. Von der Mauer bis
zur Wende (Unio und Confessio Bd. 18). Bielefeld 1994.
Georg-Siegfried Schmutzler: Vom Religionsunterricht zur kirchlichen Arbeit mit
Kindern und Konfirmanden. In: Der Evangelische Erzieher 27. 1975, S. 398-
414.
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