Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Henry Ernest Sigerist Zum 50. Todestag am 17. März 2007 Henry Ernest Sigerist trat 1925 die Nachfolge von Karl Sudhoff (1853- 1938) an und leitete bis 1932 das Leipziger Institut für Geschichte der Medizin, das unter seinem Direktorat eine Blütezeit erlebte. 31
Henry Ernest Sigerist wurde am 7. April 1891 in Paris geboren und wuchs in Zürich auf, wo er auch das Gymnasium besuchte. Er interessierte sich vor allem für alte Sprachen und Geschichte, beschäftigte sich mit Hebräisch und Arabisch und begann schließlich an der Universität Zürich ein Studium der Orientalistik. Er lernte Sanskrit und Persisch, studierte in London ein Semester Chinesisch, begann dann in Zürich mit dem Studium der Naturwissenschaften, entschied sich aber schließlich für die Medizin. Als junger Arzt diente er während des Ersten Weltkrieges zwei Jahre im Sanitätsdienst Schweizer Armee, doch hatte er da bereits beschlossen, seine weitgespannten kulturhistorischen Interessen mit der Medizin zu verbinden, indem er sich der Geschichte der Medizin widmete. Noch während des Krieges, im Jahr 1917, nahm er deshalb Kontakt zu Karl Sudhoff in Leipzig auf, der ihn in diesem Entschluss bestärkte und sein Interesse auf die Medizin des frühen Mittelalters lenkte. 1921 habilitierte sich Sigerist in Zürich mit der Schrift „Studien und Texte zur frühmittelalterlichen Rezeptliteratur“. Als 1924 die Leipziger Fakultät Vorschläge für Sudhoffs Nachfolge zusammenstellte, empfahl Sudhoff wärmstens den jungen Züricher Privatdozenten als einen „Mann von großer Zukunft“. Das Dresdener Ministerium erteilte Sigerist den Ruf, obwohl dieser mit 34 Jahren der weitaus jüngste unter den Bewerbern und kein „Reichsdeutscher“ war. Nach dem Ersten Weltkrieg war es der Leipziger Medizinischen Fakultät trotz aller Schwierigkeiten gelungen, in Forschung und Lehre wieder Beachtung zu erlangen und für moderne Wissenschaftsgebiete Ordinariate einzurichten (1919 Geschichte der Medizin; Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde; Haut und Geschlechtskrankheiten; Pädiatrie; Physiologische Chemie; 1920 Operative sowie Technische Zahnheilkunde; 1922 Gerichtsmedizin; Orthopädie). Sudhoff konnte seinem Nachfolger 1925 ein vorbildliches Institut übergeben, das einen eigenen kleinen Hörsaal, eine Bibliothek mit etwa 20.000 Bänden, ein Handschriftenarchiv und eine Sammlung medizinhistorisch interessanter Objekte besaß. Am 13. Januar 1926 hielt Sigerist seine Leipziger Antrittsvorlesung zum Thema „Die historische Betrachtung der Medizin“, in der er die Medizin in einen kulturgeschichtlichen Kontext stellte und die Dynamik medizintheoretischen Denkens im Zusammenhang mit der gesamten wissenschaftlichen und kulturellen Entwicklung erklärte. Die Medizingeschichte sollte ihre „Brückenfunktion“ zwischen allgemeinen medizinischen, philosophischen und ethischen Problemen sowie den Spezialdisziplinen der Medizin ebenso wie zwischen Geistes- und Naturwissenschaften stärken, ihre Fragestellungen sollten zudem „aus der lebendigen Medizin“ kommen. Aus einem Spezialinstitut wollte Sigerist ein allgemein medizinisches Institut schaffen, das Geschichte der Medizin nicht als 32
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