Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Anno 1507 fügte es sich, dass an der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong> für das Wintersemester<br />
drei Männer immatrikuliert wurden, deren jeder auf eigene Weise und nachhaltig<br />
zumindest der Förderung wissenschaftlicher Studien sowie einer zukunftsträchtigen<br />
Entwicklung des geistigen Lebens in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
gedient hat. Der älteste unter ihnen war der klassische Philologe und Poeta laureatus<br />
Johannes Rhagius Aesticampianus (um 1457-1520). Er kam von der neugegründeten<br />
Viadrina, begleitet von seinem Schüler, dem Bakkalaureus Ulrich von<br />
Hutten. Der jüngste von ihnen, als Student der Artistenfakultät inskribiert, hieß<br />
Caspar Borner (1492-1547). Er wiederum sollte, als Rhagius 1511 von der hiesigen<br />
Universitas auf zehn Jahre relegiert wurde, gemeinsam mit ihm nach Italien<br />
ziehen. Rhagius erwarb sich um die Förderung der Philologie sowie um die<br />
Lehre namentlich an der <strong>Universität</strong> Wittenberg Verdienste. Caspar Borner ragte<br />
durch seine breite Gelehrsamkeit hervor und erlangte bleibende Hochachtung als<br />
Reformator der <strong>Leipzig</strong>er <strong>Universität</strong>. Er starb am 2. Mai vor 460 Jahren.<br />
Ulrich von Hutten ist von ihnen gewiss die bekannteste Persönlichkeit. Während<br />
seines kurzen, von Unstetigkeit und Unrast erfüllten Lebens trat er, selbst humanistisch<br />
gebildet, temperamentvoll für die Verbreitung dieser Studien und für<br />
Gedankenfreiheit ein. Darüber hinaus wandte er sich gegen Fürstenwillkür sowie<br />
Entartungserscheinungen in der römischen Kirche und bekannte sich zu Luthers<br />
Reformation; all dies gestützt auf das geschriebene Wort, auf vielfältige Mittel<br />
der literarischen Gestaltung, die er sicher beherrschte sowie im Vertrauen auf die<br />
Mitwirkung bedeutender Gelehrter, nicht selten ungestüm und oft eifernd gegen<br />
all jene, die sich seinen Zielen widersetzten oder auch nur versagten.<br />
Geboren wurde Ulrich von Hutten am 21. April 1488 als Sohn eines Reichsritters<br />
auf der Burg Steckelberg nahe Schlüchtern. Wegen seiner grazilen Konstitution<br />
bestimmten ihn seine Eltern für eine geistliche Laufbahn und vertrauten ihn 1499<br />
dem Benediktinerkloster Fulda an. Im Rahmen seiner Unterweisung absolvierte<br />
er wohl ab 1503 ein zweijähriges Studium an der Erfurter <strong>Universität</strong>. Angeregt<br />
durch den Poeten und Gelehrten Johannes Crotus Rubeanus machte er sich dabei<br />
eingehender mit den Grundlagen der studia humanitatis vertraut. Zu diesen<br />
gehörte die aktive Beherrschung der lateinischen, möglichst auch der altgriechischen<br />
Sprache gemäss den klassischen Regeln, das Vermögen, nach dem Vorbild<br />
antiker Autoren und den Gesetzen der Rhetorik die Gedanken in logischer<br />
Ordnung, sprachlicher Klarheit und auf ansprechende Weise darzulegen. Hinzu<br />
kam die Befähigung, sich in der Art der Alten auch poetisch zu artikulieren. Das<br />
wichtigste Fundament dafür bildeten möglichst umfassende Kenntnisse der antiken<br />
Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften, Dichtung und Prosa.<br />
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