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Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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literaturgeschichtliche Bedeutung, zu der es auch gehört, dass die Sprache als satirisches<br />

Mittel genutzt wurde, ist wiederholt hoch gewürdigt worden, sie gelten<br />

als bedeutendste Satire des deutschen Renaissance-Humanismus.<br />

Die römische Kirche leitete ihren Suprematsanspruch gegenüber der weltlichen<br />

Macht von einer Urkunde her, der zufolge Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert<br />

die Herrschaft über das Weströmische Reich dem Papst übertragen hatte. Um<br />

1440 wies der italienische Gelehrte Laurentius Valla mit philologischer Akribie<br />

das Dokument als eine frühmittelalterliche Fälschung aus. Seine Abhandlung, die<br />

in Italien als Manuskript kursierte, ließ Hutten kopieren und in Deutschland drucken.<br />

1520 erschien sie in Mainz, versehen mit einer Widmung an Papst Leo X.<br />

Sie trug dazu bei, die weltlichen Herrschaftsansprüche der Kirche zu widerlegen<br />

und zurückzuweisen. Beide Veröffentlichungen beförderten die humanistischen<br />

Bemühungen und reformatorischen Bestrebungen in Deutschland.<br />

1517 krönte Kaiser Maximilian Hutten in Augsburg zum Poeta laureatus. Geburts-<br />

und Geistesadel waren nun erstmals in Deutschland in seiner Person vereint, und<br />

so zeigen ihn zeitgenössische Holzschnitte ritterlich gerüstet und geschmückt<br />

mit dem Dichterlorbeer. Während der folgenden beiden Jahre stand Hutten im<br />

Dienste des Erzbischofs von Mainz, der ihm hinlänglich Muße für literarische<br />

Arbeiten gewährte. In einem Brief vom 25. Oktober 1518 an den Nürnberger<br />

Patrizier Willibald Pirckheimer legte der Dreißigjährige Rechenschaft über sein<br />

Leben. Er verglich die feudalherrliche und städtebürgerliche Lebensform und<br />

bekannte sich zu dem Ziel, unter seinen Standesgenossen den Wissenschaften zu<br />

der gebührenden höheren Wertschätzung zu verhelfen. Seine Ausführungen gipfelten<br />

in dem Satz: „O Jahrhundert! O Wissenschaften! Es ist eine Lust zu leben,<br />

wenn man sich auch noch nicht ausruhen darf, mein Willibald!“<br />

Fortan nutzte Hutten die genreimmanenten Möglichkeiten des literarischen Dialogs<br />

zur Parteinahme in den öffentlichen Kontroversen. Die Forderungen nach<br />

einer Reichsreform und Stärkung der politischen Zentralgewalt dominierten dabei<br />

gleichermaßen wie die Polemik gegen die römische Kirche. Der Dialog „Arminius“<br />

(1529 postum erschienen) pries Hermann den Cherusker als Befreier des<br />

Vaterlandes und begründete später dessen poetische Verehrung. Zu Luthers reformatorischen<br />

Positionen bekannte er sich zunehmend klarer, und mit dem „Vadiscus“<br />

(1520) gab er der Romkritik eine eindringliche literarische Gestaltung.<br />

Früh schon, möglicherweise während seines <strong>Leipzig</strong>er Aufenthaltes, hatte Hutten<br />

sich mit der seinerzeit grassierenden Syphilis infiziert und unterzog sich<br />

hinfort, zwischen Hoffen und Verzweiflung schwankend und letztlich erfolg-<br />

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