Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Julius Wagner Zum 150. Geburtstag des Chemikers am 3. Juli 2007 Julius Wagner (1857-1924) hat auf der erstmals an einer deutschen Universität eingerichteten Professur für Chemiedidaktik (Leipzig, 1901) die naturwissenschaftliche Volksbildung wesentlich gefördert. 59
Rudolf Arendt (1828-1902) Chemielehrer und an der öffentlichen Handelslehranstalt Leipzig und Autor von didaktisch ausgezeichneten Chemielehrbüchern für Schulen, analysierte 1868 sehr detailliert die Bildungsmisere in Chemie und Physik an Leipzigs elf öffentlichen Schulen (fünf Bürgerschulen, zwei Bezirksschulen, eine Rathsfreischule, eine Realschule, Nikolai- und Thomas- Gymnasium): „Es werden auf Leipzigs öffentlichen Schulen von je 1.000 einheimischen schulpflichtigen Kindern, welche eine allgemeine oder realistische Ausbildung suchen, immer nur drei genügend in Physik und Chemie und außerdem noch neun leidlich in Physik und ungenügend in Chemie vorgebildet. Von den übrigen 988 haben noch 132 während einer kurzen Zeit etwas von physikalischen resp. chemischen Dingen gehört, der Rest aber, also 856 erfahren auf der Schule absolut nichts davon. Bedenken wir endlich, dass alles dies für eine Stadt gilt, welche von jeher und mit Recht in dem Rufe der Intelligenz steht, und deren Volksschulwesen seit lange mit besonderer Liebe gepflegt worden ist, eine Stadt, die ausserdem für die Erziehung der ärmeren Bevölkerung ganz Ausserordentliches leistet (es werden auf den Bezirksschulen [Armenschulen] durchschnittlich ebensoviel Kinder unterrichtet wie auf den Bürgerschulen); so wird man ohne Weiteres behaupten dürfen, dass eine wahrhaft naturwissenschaftliche Bildung, welche alle Schichten der Bevölkerung durchdringt, in unserem Vaterlande nicht existirt...“ (Arendt, 1869). Bis zur Jahrhundertwende hatte sich an diesem Gesamtzustand kaum etwas geändert. Es war höchste Zeit, das Problem aktiv anzugehen. Zur Einrichtung der ersten Professur für Chemiedidaktik. Wilhelm Ostwald (1853-1932) als einflussreichem Ordinarius an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig kommt das Verdienst zu, die Errichtung einer außerordentlichen Professur für Chemiedidaktik zielstrebig betrieben zu haben. Im Antrag der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig vom 22. Februar 1901 an das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Dresden, auf Erteilung eines Lehrauftrages für Didaktik der Chemie mit der gleichzeitigen Ernennung des Privatdozenten Dr. Julius Wagner zum außerordentlichen Professor heißt es auszugsweise (Wagner, 1903): „Die unterzeichnete Fakultät beantragt hiermit, dem Privatdozenten Dr. Julius Wagner einen Lehrauftrag für Didaktik der Chemie zu ertheilen und ihn gleichzeitig zum außerordentlichen Professor zu ernennen. Seit einigen Jahren hat der Direktor des physikalisch-chemischen Instituts, Prof. Ostwald, unter thätiger Mitwirkung des Dr. Wagner Uebungskurse eingerichtet, in welchen die Candidaten des höheren Lehramts, die sich für das Lehrfach der Chemie ausbilden, einen besonderen praktischen Unterricht in der Ausführung von Schulversuchen erhalten: gleichzeitig sind von beiden genannten Vorträge über die beim Che- 60
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