Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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Aber private Kümmernisse und der politische Druck des NS-Regimes veranlassten<br />
Werner Heisenberg 1936 zu dem Ausspruch an die Mutter: „Ich muss viel<br />
Glück haben, wenn aus meinem Leben noch etwas werden soll.“<br />
Am 9. November 1933 erhielt Heisenberg an seine Arbeitsstelle, an das Institut<br />
für theoretische Physik der <strong>Universität</strong> <strong>Leipzig</strong>, ein Telegramm mit folgendem<br />
Wortlaut: „Beehre mich Ihnen mitzuteilen, dass die Königl. Schwedische Akademie<br />
der Wissenschaften beschlossen hat, Ihnen den Nobelpreis für Physik 1932<br />
zuzuerkennen.“ Seit 1930 hatte das Nobelkomitee für Physik keinen Preis mehr<br />
verliehen und zuvor waren es seit 1922 stets experimentelle Leistungen, die ausgezeichnet<br />
wurden. Jahre zuvor hatten Albert Einstein und Niels Bohr für ihre<br />
überragenden theoretischen Leistungen die Nobel-Preise für Physik erhalten.<br />
„Vor allem war Werner Heisenberg“, wie sein Biograph Helmut Rechenberg<br />
schreibt, „im Sommer 1925 der Durchbruch zur Quantenmechanik gelungen, die<br />
dann von Max Born (1882-1970), Pascual Jordan (1902-1980) und ihm selbst<br />
in Göttingen sowie Paul Dirac (1902-1984) in Cambridge mathematisch formuliert<br />
wurde.“ Bereits im Januar 1926 hat davon unabhängig Erwin Schrödinger<br />
(1887-1961) eine eigene Theorie formuliert, die Wellenmechanik, „die sich noch<br />
effektiver auf atomare Probleme anwenden ließ.“ (Rechenberg, S. 126) Es war<br />
kein Zufall, dass das Nobelpreiskomitee auf die Protagonisten der modernen<br />
Atomtheorie aufmerksam wurde. Heisenberg gelang der Durchbruch zur Formulierung<br />
der Quantenmechanik, an die der Engländer Paul Dirac vielfach anknüpfte.<br />
„Professor Heisenberg hat den Preis vor mir verdient“, bekennt Dirac in<br />
einem Interview mit der Neuen <strong>Leipzig</strong>er Zeitung vom 11. November 1933. „Ich<br />
bin ganz besonders froh darüber, dass er den Preis für 1932 bekommen hat. Ich<br />
folgte seinen Spuren, und ohne seine Vorarbeit wäre meine Arbeit nicht möglich<br />
gewesen, und ich hätte den Preis nicht bekommen.“ Heisenberg erhielt den Nobelpreis<br />
1932 für die Aufstellung der Quantenmechanik und ihrer Anwendung.<br />
Dirac und Schrödinger bekamen 1933 gemeinsam den Nobelpreis für „die Entdeckung<br />
neuer und nützlicher Formen der Atomtheorie“.<br />
Die Freude über die hohe Auszeichnung für Werner Heisenberg war in <strong>Leipzig</strong><br />
besonders groß. So brachten ihm die studentischen Bewohner des Erich-Bethe-<br />
Hauses am Bozener Weg (heute Lichtenbergweg) unmittelbar gegenüber seinem<br />
Wohnhaus, in mitternächtlicher Stunde spontan einen Fackelzug dar. Zahlreiche<br />
Freunde und Zeitgenossen gratulierten, so der <strong>Leipzig</strong>er Oberbürgermeister Carl<br />
Goerdeler: „Die Ehrung gilt auch dem leuchtenden Namen unserer <strong>Universität</strong>,<br />
und die Ehrung der <strong>Universität</strong> ist die Ehre der Stadt.“ Die Philosophische Fakultät<br />
der <strong>Universität</strong> gratulierten ebenso wie die mathematisch-physische Klasse<br />
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