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Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Sein erstes Jahr als Student verbrachte Wundt in Tübingen, wo sein Onkel, Friedrich<br />

Arnold (1803-1890), Professor für Anatomie und Physiologie war. Allerdings<br />

blieb er in Tübingen nur ein Jahr und kehrte dann nach Heidelberg zurück,<br />

wo er sein Studium beendete. Nachdem er sich für eine akademische Karriere<br />

entschlossen hatte, wurde er 1857 Privatdozent für Physiologie und 1864 außerordentlicher<br />

Professor für Anthropologie und medizinische Psychologie an der<br />

<strong>Universität</strong> Heidelberg. Zwischen 1858 und 1865 war er Assistent von Hermann<br />

von Helmholtz (1821-1894) am Institut für Physiologie. Innerhalb dieser Zeit<br />

veröffentlichte er seine ersten zwei Bücher: „Beiträge zur Theorie der Sinneswahrnehmungen“<br />

(1862) und „Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele“<br />

(1863). Sein berühmtestes Werk ist jedoch die „Grundzüge der physiologischen<br />

Psychologie“, die er 1874 herausbrachte, kurz bevor er Heidelberg verließ, um<br />

den Lehrstuhl für Induktive Philosophie an der <strong>Universität</strong> Zürich zu übernehmen.<br />

Ein Jahr später wurde Wundt nach <strong>Leipzig</strong> als Professor für Philosophie berufen.<br />

Diese Stelle behielt er bis zu seinem Ausscheiden 1917. Im Jahr 1879 gründete<br />

er das Labor für experimentelle Psychologie, das das erste Weltzentrum für die<br />

Ausbildung neuer Psychologen wurde, indem es Studenten aus vielen Ländern<br />

Europas und der ganzen Welt anzog. Auch gründete er 1883 eine der ersten psychologischen<br />

Zeitschriften der Welt – die „Philosophischen Studien“, später in<br />

„Psychologische Studien“ umbenannt. Zwischen 1900 und seinem Tod 1920,<br />

widmete er sich vor allem der Verwirklichung seines Projektes einer Völkerpsychologie,<br />

die er als eine notwendige Ergänzung der experimentellen oder individuellen<br />

Psychologie ansah. Deren Hauptziel war es, die „höheren psychischen<br />

Vorgänge“ zu analysieren. Dadurch trug er enorm zu der Entwicklung der psychologischen<br />

Forschung bei und wurde einer der Hauptbegründer der modernen<br />

wissenschaftlichen Psychologie.<br />

Soweit mit der Vergangenheit. Warum aber sollen wir 175 Jahre später den Geburtstag<br />

Wundts feiern?<br />

Bevor wir die Frage der Aktualität seines Denkens beantworten können, ist es<br />

erforderlich, die in den Darlegungen und Interpretationen von Wundts Leben und<br />

Werk begangenen Fehler zu korrigieren, die bis heute eine neutrale Beurteilung<br />

seines Vermächtnisses verhindern. Der Kürze halber werden wir uns hier darauf<br />

beschränken, auf drei Hauptpunkte hinzuweisen: Seine Biographie, sein Projekt<br />

einer Völkerpsychologie und sein philosophisches System.<br />

Was den ersten Punkt betrifft, so gibt es bislang trotz aller Bemühungen keine<br />

befriedigende biographische Arbeit zu Wundt. Die beiden einzigen verfügbaren<br />

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