Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
tionen über ein ungarisches Bauernlied op. 4 sowie Nordungarische Bauernlieder<br />
und Tänze op. 5 verarbeitete Rózsa Melodien, die er in seiner Kindheit gesammelt<br />
hatte. 1930 reiste Rózsa zum ersten Mal nach Bayreuth und machte bei den<br />
Festspielen die Bekanntschaft des Organisten und Komponisten Marcel Dupré,<br />
der ihn nach Frankreich einlud. Im Frühjahr 1931 reiste Rózsa nach Paris und<br />
traf mit Musikern wie Artur Honegger, Charles Marie Widor, Pierre Monteux<br />
etc. zusammen. Hier erlebte er auch seine erste große Enttäuschung. Die Sinfonie<br />
op. 6 legte er verschiedenen Musikern vor, die sie als zu lang und zu schwer<br />
befanden. Er kehrte nach <strong>Leipzig</strong> zurück, um die Serenade für Kammerorchester<br />
op. 10 zu beenden, die in Budapest uraufgeführt wurde. Richard Strauss war<br />
für einige Aufführungen seiner Oper „Die ägyptische Helena“ nach Budapest<br />
gekommen und besuchte das Premieren-Konzert. Wie sich Rózsa erinnerte, war<br />
nach der Aufführung des Stückes ein bescheidener Applaus zu hören. Alle Augen<br />
blickten auf Strauss, der zu spüren schien, dass die Zukunft eines jungen Mannes<br />
in seinen Händen lag und begann plötzlich, wild zu applaudieren. Das Publikum<br />
stimmte nach und nach ein und der Beifall mündete in eine stürmische Ovation.<br />
Rózsa wurde zur Bühne geführt, wo ihm zu seiner gelungenen Arbeit gratuliert<br />
wurde. Später überarbeitete Rózsa das Werk, das 1946 unter dem Namen „Ungarische<br />
Serenade“ op. 25 erschien.<br />
Im Frühjahr 1932 debütierte Rózsa mit seinem Klavierquintett op. 2, den zwei<br />
Duos op. 7 und 8 sowie den Variationen für Klavier solo op. 9 in Paris. Rózsas<br />
Musik wurde begeistert vom Publikum aufgenommen und Rózsa entschloss<br />
sich, im September 1932 in die französische Hauptstadt umzuziehen.<br />
Hier kam Rózsa auch erstmals mit der Filmbranche in Berührung, er komponierte<br />
Pausenmusiken für die großen Pariser Filmtheater. Weniger aus Interesse<br />
am Film selbst, sondern vielmehr um seine Existenz zu sichern. Da Rózsa seinen<br />
Ruf als ernster Komponist nicht gefährden wollte, legte er sich das Pseudonym<br />
„Nic Tomay“ zu. Mit diesem Schritt begann für den ungarischen Komponisten<br />
sein ‚Double Life’, wie er auch die 1989 erschienene Autobiographie nannte.<br />
In Paris lernte Rózsa den ungarischen Autoren Ákos Tolnay kennen, der ihm<br />
vorschlug, mit nach London zu kommen, wo es bessere Möglichkeiten gab, in<br />
der Filmbranche Fuß zu fassen. Rózsas erster Aufenthalt in London begann mit<br />
einem glücklichen Zufall. Fast ohne Kenntnis der Sprache und des Landes traf er<br />
zunächst den Kulturattaché in der ungarischen Botschaft. Dieser berichtete von<br />
einer ungarischen Ballettproduktion, für die noch eine passende Musik gesucht<br />
würde. Wenig später unterzeichnete Rózsa seinen Vertrag bei der Produktionsfirma<br />
Markova-Dolin und komponierte die Musik für das Ballett „Hungaria“,<br />
welches zwei Jahre lang in London aufgeführt wurde. Nachdem der Regisseur<br />
49