Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig
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lung Pflanzenschutz im Institut für Pflanzenzüchtung der Deutschen Akademie<br />
der Landwirtschaftswissenschaften (DAL) in Bernburg. Darüber hinaus erwarb<br />
er sich wesentliche Verdienste um die Bildung der Pflanzenschutzämter in der<br />
DDR. Im Rahmen der Virosenforschung konnte außerdem nachgewiesen werden,<br />
dass das Erzgebirge besonders gut für die Kartoffelvermehrung geeignet ist,<br />
woraus die praktischen Landwirte auch die entsprechenden Schlussfolgerungen<br />
zogen. 1953 und 1955 zum Dekan der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät<br />
gewählt, setzte er sich gemeinsam mit Prodekan Otto Rosenkranz intensiv<br />
für den Wiederaufbau des 1903 errichteten und beim schweren Luftangriff auf<br />
<strong>Leipzig</strong> am 4. Dezember 1943 zerstörten Hauptgebäudes des ehemaligen Landwirtschaftlichen<br />
Instituts (Johannisallee 21-23) ein. In die Zeit seines Dekanats<br />
fielen auch die Auseinandersetzungen des Lehrkörpers der Fakultät mit Walter<br />
Ulbricht, der bereits 1955 die vollständige Umstellung von Lehre und Forschung<br />
auf die sozialistische Landwirtschaft forderte, obwohl die Landwirtschaftlichen<br />
Produktionsgenossenschaften erst etwa 23 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche<br />
bewirtschafteten. Als am 17. Juni 1953 sowjetische Panzer, aus Richtung<br />
Grimma kommend, <strong>Leipzig</strong> besetzten, sägte Erich Mühle, wie Fröhlich (1995)<br />
berichtet, aus Protest eigenhändig die beiden vor dem Institutsgebäude angebrachten<br />
Fahnenmasten ab. Keiner seiner Mitarbeiter, auch nicht die SED-Mitglieder,<br />
haben ihn angezeigt.<br />
Nach Fröhlich (1984) rückte Erich Mühle in seinem Forschungsgebiet zum<br />
führenden Wissenschaftler in Europa auf. Er entdeckte drei neue Schad-<br />
erreger, ein weiterer ist nach ihm benannt worden. Er befasste sich außerdem aber<br />
auch mit anderen Forschungsthemen, zum Beispiel mit der Flugbrandbekämpfung<br />
bei Gerste und Weizen. Bereits 1956 bestanden die drei Laborabteilungen<br />
Virologie, Entomologie und Mykologie. Da es sich herausstellte, dass mehrere<br />
Gräserkrankheiten durch Viren bedingt sind, und auch der Kartoffelabbau darauf<br />
wesentlich beruht, wurde gleichzeitig die Virosenforschung zu einem der<br />
Forschungsschwerpunkte des Instituts. Drei der fünf am Institut entstandenen<br />
Habilitationsschriften sind deshalb auch ihr gewidmet. Insgesamt betreute Erich<br />
Mühle 30 Dissertationen. Generell ist für seine Denkweise kennzeichnend, dass<br />
er nicht die Schaderreger in den Mittelpunkt stellte, sondern die Pflanze, die er<br />
als „Patient“ sah und die zu heilen ist. Dieses Konzept stellte er auch 1967 auf<br />
dem Internationalen Pflanzenschutzkongress in Wien zur Diskussion. Er schlug<br />
deshalb im gleichen Jahr dem Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen<br />
vor, sein Haus in Institut für Phythomedizin umzubenennen, was jenes aber ablehnte.<br />
Inzwischen ist dieser Begriff aber allgemein üblich. Von seinen Schülern<br />
sind alle Habilitanden zu Professoren berufen worden und weitere nahmen führende<br />
Funktionen im Pflanzenschutz wahr. Dazu trug vor allem auch die von<br />
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