Jubiläen 2007 - Universitätsarchiv Leipzig - Universität Leipzig

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Wilhelm Ostwald Zum 75. Todestag am 4. April 2007 Wilhelm Ostwald wurde am 2. September 1853 in Riga geboren und machte am dortigen Realgymnasium 1871 sein Abitur. Danach studierte er 1872 bis 1875 in Dorpat Chemie, um anschließend erst am Physikalischen, dann am Chemischen Institut als Assistent zu arbeiten. Der Promotion 1878 folgte bereits 1880 die Habilitation; im gleichen Jahr heiratete er Helene von Reyher, die ihm zwei Töchter und drei Söhne schenkte. 43
Schon 1882 erhielt Ostwald einen Ruf auf eine ordentliche Professur für Chemie am Polytechnikum in Riga, die er bis 1887 innehatte. Ostwald nutzte 1883 die angebotene Möglichkeit einer Studienreise, um Kontakte zu knüpfen und ausländische Kollegen kennen zu lernen, die sich wie er für das neue Gebiet der Physikalischen Chemie interessierten. Der erste Band („Stöchiometrie“) seiner nachmals zahlreichen Chemie-Lehrbücher, in denen er stets den aktuellen Wissenstand dem Nachwuchs zugänglich machen wollte, entstand 1885. Forum des Austauschs auf dem innovativen Überschneidungsfeld von Chemie und Physik wurde die von Ostwald gemeinsam mit Jacobus Henricus van’t Hoff 1887 gegründete „Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und Verwandtschaftslehre“. Als 1887 der seit 1871 in Leipzig bestehende, weltweit erste Lehrstuhl für Physikalische Chemie vakant wurde, zog die Universität zunächst Hans Landolt, Lothar Meyer und van’t Hoff in die engere Wahl. Erst als alle drei absagten, erhielt Ostwald – als Ausländer und nicht an einer Universität Tätiger gehandicappt – den Ruf. Ostwald nutzte diese Chance und durch seine unglaublich produktive Forschertätigkeit brachten die nächsten Jahre ein Aufblühen dieses Wissenschaftszweigs. Schon bald wurde deshalb das Zweite chemische Institut in der Brüderstraße, wo Ostwald arbeitete, nur noch als Physikalisch-chemisches Institut bezeichnet; einen Neubau speziell für die neue Richtung – den ersten in Deuschland – erhielt Ostwald erst 1898 in der Linnéstraße. In enger internationaler Zusammenarbeit mit bedeutenden Gelehrten, wie van’t Hoff, Svante Arrhenius und Walther Nernst, folgten innerhalb kürzester Zeit und fast „Schlag auf Schlag“ bahnbrechende Entdeckungen zu Elektrochemie, Ionentheorie, chemischer Verwandtschaft, chemischen Gleichgewichtsverhältnissen und der Theorie der Lösungen. 1888 beispielsweise veröffentlichte Ostwald das nach ihm benannte Verdünnungsgesetz und entwickelte ab 1891 die energetische Betrachtungsweise chemischer Vorgänge: Energie – sogar der Name seines Landsitzes in Großbothen – sollte sein ganzes Leben lang zum zentralen Begriff werden. Dabei nahm Ostwald auch viele spätere Entwicklungen, wie Appelle zum sparsamen Umgang mit Ressourcen und für eine Nutzung der Sonnenenergie, vorweg. Die Anerkennung der Fachwelt schlug sich 1905 in der ehrenvollen Berufung Ostwalds als Gastprofessor nach Harvard und ans MIT nieder. Die Erfolge der Physikalischen Chemie spiegeln sich ferner in den Nobelpreisen für die drei wichtigsten Fachvertreter: 1901 für van’t Hoff, 1903 für Arrhenius und 1909 für Wilhelm Ostwald, der 1894 das Wesen der Katalyse (Beschleunigung chemischer Reaktionen durch einen fremden Stoff) aufgedeckt hatte. Die universitäre Welt war indes schon länger nicht mehr Ostwalds Heimat: 1906 bat er endgültig um seine Entlassung, was verschiedene Gründe hatte: Kraft raubende Querelen mit 44
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