DISSERTATIONSCHRIFT - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
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– E INLEITUNG –<br />
und vergleichbar angelegte Studien noch immer ausstehen. (Leong, Karkos et al.<br />
2007)<br />
1.10.1 GEFÄHRDUNGSMECHANISMEN DURCH DIE TONSILLEKTOMIE<br />
In den vorliegenden Studien ist von der Schmeckstörung hauptsächlich der hintere<br />
Anteil der Zunge, also das Versorgungsgebiet des Nervus IX betroffen. (Beck 1979;<br />
Rieder 1981; Dressler und Conrad 1989; Uzun, Adali et al. 2003; Goins und Pitovski<br />
2004; Oluwasanmi 2004; Collet, Eloy et al. 2005) Eine Rarität scheinen Schädigungen<br />
der Nervi lingualis, hypoglossus und phrenicus im Zusammenhang mit der TE zu sein.<br />
So berichten Chilla und Limberg über einen Fall einer isolierten Läsion des N. lingualis<br />
nach Tonsillektomie, die sie mittels trigemino-fazialer Reflexe objektivierten. Aufgrund<br />
des Verlaufs des N. lingualis ist eine Verletzung durch die Operation nur durch seine<br />
relativ oberflächliche Lage neben dem Weisheitszahn in der Region des<br />
Unterkieferastes durch irregulär ausgeübten Druck des Mundsperrers denkbar. Eine<br />
Tangierung des Nerven im tiefen Tonsillenbett zwischen den beiden Mm pterygoidei<br />
erscheint eher unrealistisch. (Chilla und Limberg 1980; Richstein 1981) Somit ergeben<br />
sich Gefährdungspotentiale durch die TE für den Geschmack der vorderen zwei Drittel<br />
der Zunge im Sinne einer Schädigung der Chorda tympani durch eine geringe<br />
Wahrscheinlichkeit der Verletzung der Chorda tympani im tiefen Tonsillenbett bei<br />
möglicher schlechter muskulärer Protektion desselben, durch indirekte Wirkung des<br />
Koagulationsstromes und durch die Druckwirkung des Mundsperrers auf die Zunge<br />
und Zungengrund. Dabei ist in der Literatur eine scharfe Läsion durch das chirurgische<br />
Instrumentarium nicht beschrieben. Die indirekte Tiefenwirkung der Elektrokoagulation<br />
hängt von der gewählten Leistung ab, wobei bei niedriger Leistung eine generell<br />
höhere Wärme in der Tiefe erreicht wird, wohingegen bei einer hohen Leistung eine<br />
mehr oberflächliche Karbonisierung des Gewebes stattfindet. Die monopolare Technik<br />
bedingt dabei eine unpräzisere Applikation der Stromdichte als die bipolare. (Bran,<br />
Moch et al. 2007)<br />
Die Mehrzahl der Fälle beschriebener Schmeckstörungen nach TE werden dem<br />
Innervationsgebiet des N. IX zugeordnet. Dies lässt sich durch eine direkte Schädigung<br />
desselben wegen seiner anatomischen Nähe zur Tonsillenkapsel erklären. So konnten<br />
Ohtsuka et al in ca. 75% der durch sie untersuchten Kadaver eine Entfernung des N.<br />
IX zur Tonsillenkapsel zwischen eins und drei Millimeter feststellen. Dies entspricht den<br />
Infektionen Vitaminmangel Genetische Erkrankungen<br />
Glossitis, Stomatitis Elektrolytmangel Alterung<br />
Sjörgen Syndrom Alkohol, Rauchen<br />
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Psychiatrische Leiden<br />
Mukoviszidose Stoffwechselleiden Tumorerkrankungen<br />
Bestrahlung Medikamente Psychische Alterationen