Untitled - Justitia et Pax
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Aufmerksamkeit aller Regierungen gerade zu dem Zeitpunkt in Anspruch, als Slowenien als<br />
erste der jugoslawischen Teilrepubliken am 2. Juli 1990 seine Unabhängigkeit erklärte, ein<br />
Schritt, dem sich Kroatien am 25. Juli anschloß.<br />
Allerdings waren diese Unabhängigkeitserklärungen, denen bald ähnliche Erklärungen in<br />
Bosnien-Herzegowina und Makedonien folgten, zu diesem Zeitpunkt nicht mit einer Auflösung<br />
Jugoslawiens gleichbedeutend. Die Regierungen und Parlamente in Ljubljana und Zagreb<br />
strebten die Umwandlung der jugoslawischen Föderation in die losere Form einer Konföderation<br />
an. Dieses Vorhaben wiederum scheiterte am Einspruch Serbiens, das mit Hilfe der<br />
jugoslawischen Bundesarmee die sezessionistischen Bundesländer zu disziplinieren versuchte.<br />
Erst nachdem Serbien keine Bereitschaft zeigte, auf die Konföderationsvorschläge einzugehen,<br />
und bei einer Volksabstimmung am 23. Dezember 1990 88,5 Prozent der Slowenen für<br />
ein endgültiges Ausscheiden votierten, zeichn<strong>et</strong>e sich die völkerrechtliche Trennung ab.<br />
Die Entwicklung in Kroatien stellte sich sehr viel dramatischer dar. Dort wurde ein Referendum<br />
erst am 19. Mai 1991 abgehalten, das von der serbischen Minderheit boykottiert wurde.<br />
Die kroatische Bevölkerung entschied sich mit 93 Prozent der Stimmen ebenfalls für die<br />
Trennung vom jugoslawischen Bund. Die Ereignisse überstürzten sich, als verfassungswidrig<br />
die serbischen Mitglieder des Staatspräsidiums am 15. Mai die routinemäßige Wahl des Kroaten<br />
Stjepan Mesic zum Staatsoberhaupt Jugoslawiens blockierten und die mehrheitlich von<br />
Serben bewohnten kroatischen Gebi<strong>et</strong>e (insbesondere die Krajina) sich ihrerseits für unabhängig<br />
erklärten und den Anschluß an Serbien b<strong>et</strong>rieben. Schon am 31. März war es zu ersten<br />
Kämpfen zwischen serbischen Extremisten und kroatischen Polizeikräften gekommen. Am 1.<br />
April noch versuchte die Bundesarmee, die kämpfenden Parteien zu trennen, am 19. Mai ergriff<br />
sie offen für die serbischen Extremisten Partei. Am 25. Juni 1991 erklärten schließlich<br />
beide Parlamente ihre volle Souveränität und Unabhängigkeit. Vermittlungsversuche der Europäischen<br />
Gemeinschaft (der sogenannten Troika, der Dreiergruppe der Europäischen Politischen<br />
Zusammenarbeit EPZ) scheiterten. Für einige Tage kam es zu schweren Kämpfen in<br />
Siowenien, doch stellte die Bundesarmee am 28. Juni ihre Operationen überraschend ein. Serbien,<br />
das keine Gebi<strong>et</strong>sansprüche gegenüber der zu 90 Prozent von Siowenen bewohnten Republik<br />
geltend macht, ließ erkennen, daß es kein Interesse habe, diese Region militärisch in<br />
den jugoslawischen Staatsverband zurückzuzwingen, vor allem wohl auch, weil es dort nicht<br />
mit der militärischen Aktivität einer serbischen Minderheit rechnen konnte. Seither hält sich<br />
Belgrad formal von jeder Einmischung fern und unterstützt stattdessen um so mehr die Versuche<br />
der serbischen Minderheit in Kroatien, sich von der neuen souveränen Republik zu lösen.<br />
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