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Untitled - Justitia et Pax

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kann zu Bündnissen und zu sicherheitspolitischer Kooperation führen, muß es aber nicht.<br />

Dieses System ist für die starken und großen Staaten von Vorteil, da im Konfliktfall das<br />

Recht des Stärkeren sich eher durchs<strong>et</strong>zen kann als die Stärke des Rechts. Mächtige Staaten<br />

könnten dabei schnell in die Versuchung geraten, den Frieden zu ihren Bedingungen<br />

zu diktieren. Kleine und mittlere Staaten sind, sofern sie sich nicht zur sicherheitspolitischen<br />

Zusammenarbeit oder zu Bündnissen entschließen, in diesem System relativ schutzlos<br />

den starken Staaten ausgeliefert, was ihre Bereitschaft zu Rüstungssteigerungen und<br />

zum Erwerb von Massenvernichtungsmitteln deutlich erhöhen könnte. Aufgrund der anarchischen<br />

Struktur dieses Systems und der möglichen politischen Instabilität einer wachsenden<br />

Zahl von über Massenvernichtungsmittel verfügenden Staaten wären mit dieser<br />

Alternative aber erhebliche sicherheitspolitische Risiken verbunden.<br />

Die andere Alternative läuft auf den Aufbau eines kooperativen oder sogar kollektiven<br />

Sicherheitssystems hinaus 9 . Soweit sie nicht schon existieren, werden globale und regionale<br />

Sicherheitssysteme aufgebaut oder weiterentwickelt und ihnen in zunehmenden Maße<br />

Sicherheitsaufgaben übertragen, die in der Vergangenheit ausschließlich den Nationalstaaten<br />

vorbehalten waren. Ein Ziel dieses Systems wäre es, gerade den kleinen und mittleren<br />

Staaten einen ausreichenden Schutz zu garantieren und damit der Gefahr von Rüstungsw<strong>et</strong>tläufen<br />

und dem Erwerb von Massenvernichtungsmitteln entgegenzuwirken. In<br />

diesem System hätten große und kleine Staaten die Chance, ihre Sicherheit durch Kooperation<br />

zu wesentlich kostengünstigeren Bedingungen zu organisieren.<br />

Aus <strong>et</strong>hischer und politischer Sicht erscheint das Konzept kooperativer und kollektiver<br />

Sicherheit als das vorzugswürdige Modell. Gegenwärtig läßt sich im internationalen System<br />

ein Nebeneinander beider sicherheitspolitischer Alternativen beobachten, ohne daß<br />

schon j<strong>et</strong>zt absehbar ist, welches Sicherheitskonzept sich l<strong>et</strong>ztlich durchs<strong>et</strong>zen wird. Die<br />

Art des anzustrebenden Sicherheitskonzepts hat aber auch Auswirkungen auf die Frage<br />

der Notwendigkeit und Häufigkeit von Interventionen. In einem System der Selbsthilfe ist<br />

es wahrscheinlich, daß Staaten in Konflikten außerhalb ihrer Territoriums nur dann inter-<br />

9 Der Unterschied zwischen einem kooperativen und einem kollektiven Sicherheitssystem besteht im wesentlichen<br />

darin, daß in einem kooperativen System die teilnehmenden Staaten auf freiwilliger Basis mehr oder weniger<br />

verbindliche Normen und Regeln (Regime) für die Wahrung ihrer Sicherheit verabreden. Im Unterschied<br />

dazu übernehmen die Teilnehmer eines kollektiven Sicherheitssystems verbindliche sicherheitspolitische<br />

Pflichten, an die die Mitgliedsstaaten sich unbedingt halten müssen. Kommt es zum Beispiel zu einer Regelverl<strong>et</strong>zung<br />

eines Staates und beschließen die multinationalen Gremien des kollektiven Sicherheitssystems aus<br />

diesem Grund ein Wirtschaftsembargo gegen den die Regel verl<strong>et</strong>zenden Staat, so müssen sich alle übrigen<br />

Staaten daran halten. Die bisherigen Erfahrungen mit kollektiven Sicherheitssystemen (Völkerbund) sind nicht<br />

sehr ermutigend, da im Konfliktfall viele Mitgliedsstaaten dem Verbindlichkeitscharakter der eingegangenen<br />

Verpflichtungen nicht oder nur unzureichend entsprechen. In einem kooperativen Sicherheitssystem wäre dieser<br />

Verbindlichkeitscharakter nicht gegeben, es würde stärker auf die freiwillige Einsicht seiner Mitglieder<br />

s<strong>et</strong>zen. Kooperative Sicherheitssysteme können somit als Vorformen eines kollektiven Sicherheitssystems angesehen<br />

werden, die derzeit vielleicht größere Realisierungschancen besitzen.<br />

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