Untitled - Justitia et Pax
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hunderte währenden Bes<strong>et</strong>zungen von Teilgebi<strong>et</strong>en durch Ungarn, Bulgaren und Osmanen<br />
hatten immer wieder Aufstände, Fluchtbewegungen und Vertreibungen zur Folge. Dabei versuchten<br />
die verschiedenen Völker und ihre Herrscherdynastien, die Unterstützung fremder<br />
Mächte zu gewinnen. Verständlicherweise lehnten sich die Serben - geprägt durch Orthodoxie<br />
und kyrillische Schreibweise - an Rußland an, zwischenzeitlich freilich auch immer wieder an<br />
andere Großmächte. Sie hatten sich als erste dem Eroberungskrieg der Türken - wenn auch<br />
ohne Erfolg - entgegengeworfen, und zwar in ihrem Kerngebi<strong>et</strong>, dem Amselfeld (1389), das<br />
seither von muslimischen Albanern bewohnt wird und heute das autonome Gebi<strong>et</strong> “Kosovo“<br />
der serbischen Republik bild<strong>et</strong>. Rußland wiederum versuchte, die serbische “Großmachtpolitik“<br />
durch panslawistische Tendenzen für eigene politische Zwecke zu instrumentalisieren,<br />
um den Zugang zum Mittelmeer zu gewinnen. Die katholischen Kroaten s<strong>et</strong>zten auf die katholischen<br />
Habsburger, die ihrerseits Kroatien mehrfach als politische “Morgengabe“ den<br />
Ungarn überließen und - ebenso wie Slowenien - als “Grenzschutzland“ gegen die Türkei<br />
ausbauten sowie durch Grenzfests<strong>et</strong>zungen dafür sorgten, daß fast die gesamte Adriaküste des<br />
späteren Jugoslawien zu Kroatien - und damit zum österreichischen Machtbereich - gehörte. 1<br />
Die Habsburger waren überdies bestrebt, ihre Position auf dem Balkan und im Mittelmeer (in<br />
Konkurrenz zu Italien) ständig auszuweiten, zul<strong>et</strong>zt durch die Annexion von Bosnien-<br />
Herzegowina (1908), das die Zugehörigkeit zu Österreich einer Beherrschung durch die orthodoxen<br />
Serben und ihre nationalistischen Milizen, die Tsch<strong>et</strong>niks (Tsch<strong>et</strong>a = Schar, Bande),<br />
vorzog. Der Balkan - und insbesondere die südslawischen Regionen, gerade wegen ihrer H<strong>et</strong>erogenität<br />
- wurde auf diese Weise seit Beginn des 19. Jahrhunderts zum Spielball der<br />
Großmächte, was auch das Deutsche Reich auf den Plan rief, das seinen Einfluß durch Bismarcks<br />
“Maklerole“geltend zu machen versuchte (Berliner Konferenz 1878). Es war diese<br />
Großmachtrivalität auf dem Balkan, verstärkt durch das Streben der dort seßhaften Völker,<br />
das Joch der politischen Unterdrückung abzuschütteln, die schließlich den Ersten Weltkrieg<br />
auslöste, als serbische Extremisten am 28. Juni 1914 in der bosnischen Hauptstadt Saraj ewo<br />
das österreichische Thronfolgerehepaar ermord<strong>et</strong>en.<br />
Die Gründung von “Jugoslawien“ (= Südslawien) nach Ende des Krieges brachte keinen Frieden.<br />
Zwar war die Initiative 1915 von kroatischen Nationalisten ausgegangen, die in London<br />
ein “Jugoslawien-Komitee“ ins Leben gerufen und als versöhnende Geste der Besteigung des<br />
jugoslawischen Thrones durch eine serbische Dynastie zugestimmt hatten, doch die zentralistische<br />
serbische Politik, die 1921 in der Zerschlagung der traditionellen Provinzen ihren Höhepunkt<br />
fand, löste immer wieder Aufstände in Kroatien, Bosnien und anderen Regionen aus,<br />
die von der “Königsdiktatur“ gewaltsam unterdrückt wurden. Die 1938 eingeleit<strong>et</strong>en Aus-<br />
1 Nach dem Zweiten Weltkrieg führte diese Grenzziehung dazu, daß die Devisen einbringenden Feriengebi<strong>et</strong>e<br />
Jugoslawiens bis heute überwiegend auf kroatischem Gebi<strong>et</strong> liegen und einen Teil des Wohlstands dieser Teilrepublik<br />
begründ<strong>et</strong>en, ohne daß bisher über einen wirtschaftlichen und finanziellen Ausgleich mit der strukturell<br />
sehr viel ärmeren Teilrepublik Serbien verhandelt wurde.<br />
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