Untitled - Justitia et Pax
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genden Toten, Verl<strong>et</strong>zten und Verstümmelten sowie den Schäden und Kosten, die eintraten,<br />
bis vor allem die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen wirklich zu greifen begannen. J<strong>et</strong>zt, nach<br />
der Verfestigung der Konfliktstruktur, kommen diese Maßnahmen erheblich teurer, weil sie<br />
länger aufrecht erhalten werden müssen und die Aussichten für eine Verhaltensänderung viel<br />
schlechter sind. Gerade den unmittelbaren Nachbarn, die sich in einem schwierigen politischen<br />
und wirtschaftlichen Transformationsprozeß befinden, schad<strong>et</strong> das sehr, zumal die internationale<br />
Staatengemeinschaft für die schuldlos b<strong>et</strong>roffenen Staaten noch nicht einmal eine<br />
finanzielle Entschädigung anbi<strong>et</strong><strong>et</strong>. Assoziierungsverträge mit der EG können das kaum kompensieren.<br />
Da die westlichen Länder inzwischen eine Mitverantwortung für diesen Konflikt tragen, müßten<br />
sie sich auch stärker für die unmittelbare lebensnotwendige Versorgung der Flüchtlinge in<br />
der Nähe ihrer Heimat eins<strong>et</strong>zen oder mehr Flüchtlinge aufnehmen. Doch beides geschieht<br />
leider nur unzureichend mit der Folge, daß damit eine weitere Radikalisierung der Flüchtlinge<br />
ungewollt in Kauf genommen werden dürfte.<br />
Von besonderer Bedeutung wäre eine ausgewogene Information aller Bevölkerungsgruppen,<br />
um einer weiteren Polarisierung entgegen zu wirken und Demokratisierungsprozesse zu fördern.<br />
Staatliche und nichtstaatliche Institutionen sollten sich verstärkt um eine Förderung der<br />
demokratischen Kräfte bemühen. Längerfristig könnte sich dies positiv auf die Chancen einer<br />
gerechten Friedensregelung auswirken. Denn ohne eine innenpolitische Verhaltensänderung<br />
in Serbien und Kroatien erscheint eine solche Regelung wenig aussichtsreich.<br />
Die unzureichenden und zu spät erfolgenden politischen und wirtschaftlichen Sanktionsmaßnahmen<br />
haben die Frage eines möglichen militärischen Eingreifens aktueller werden lassen,<br />
gerade auch, weil zweifelhaft erscheint, ob eine weitere Verschärfung dieser Maßnahmen<br />
unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten noch viel bewirken dürfte. Doch aus militärischer Sicht<br />
gibt es keine einfache Antwort für eine militärische Intervention im Konflikt um Bosnien-<br />
Herzegowina. Das erklärt zu einem guten Teil die bisherige Zurückhaltung vieler Politiker.<br />
Auf der anderen Seite ist auffällig, daß die serbische Seite immer dann, wenn westliche militärische<br />
Gegenmaßnahmen reale Gestalt anzunehmen drohten, plötzlich für kurze Zeit flexibler<br />
und konzessionsbereiter reagierte. Aus dieser Sicht haben viele führenden westlichen Politiker<br />
ihre politischen Handlungsmöglichkeiten für eine glaubwürdigere und druckvollere<br />
Drohkulisse allein schon dadurch verspielt, daß sie bereits sehr früh der serbischen Führung<br />
ihre Ablehnung einer militärischen Intervention öffentlich signalisierten. Gerade in der Frühphase<br />
des Konfliktes hätte die Entscheidung für politische und wirtschaftliche Sanktionen in<br />
Verbindung mit dem beginnenden Aufbau einer militärischen Drohkulisse das in dieser Phase<br />
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