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Untitled - Justitia et Pax

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haben, ist äußerst problematisch. Zwar hat Papst Johannes Paul II. eindeutig die Vorgänge in<br />

Jugoslawien, vor allem die Grausamkeiten der Kämpfe, die Vergewaltigungen und die “<strong>et</strong>hnischen<br />

Säuberungen“, verurteilt, auch die orthodoxen und katholischen Kirchenleitungen sowie<br />

die Spitzen der muslimischen Gemeinschaft rufen zu Frieden und Versöhnung auf, doch<br />

die Geistlichen an der Basis gehören, wie übereinstimmend bericht<strong>et</strong> wird, in der Regel zu<br />

den Unterstützern, wenn nicht Wortführern extremistischer Positionen 5 .<br />

Die internationale Gemeinschaft, vor allem die in EG und KSZE zusammen- geschlossenen<br />

Regierungen, tat sich äußerst schwer, in dieser Lage Entschlossenheit zu zeigen. Einige Staaten<br />

- wie Großbritannien, Rußland, Frankreich, Griechenland - machten aus ihrer traditionellen<br />

Sympathie für Serbien kein Hehl. Das gilt für Bulgarien und Rumänien mit ihrer orthodoxen<br />

Bevölkerung gleichermaßen. Das vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Embargo hat deshalb<br />

hinsichtlich der militärisch-strategischen Leistungsfähigkeit der serbischen Truppen bisher<br />

kaum Wirkungen gezeigt. Die serbischen Einheiten sind in erster Linie dank großer Vorräte<br />

und ausreichenden Nachschubs an Treibstoffen kampffähig. Nach anfänglicher Verknappung<br />

wurde in Serbien Benzin auch für den privaten Verbrauch bis zur Verschärfung des Embargos<br />

im April 1993 ausreichend angeboten. Dagegen hat das Embargo die zivile Wirtschaft<br />

und damit vor allem die Menschen hart g<strong>et</strong>roffen. Überdies leiden unter ihm sehr viel mehr<br />

die Opfer der serbischen Säuberungspolitik als die Täter, vor allem durch die Blockierung von<br />

Nahrungsmittel- und Medikamentenlieferungen. Es wird geschätzt, daß seit März 1991 über<br />

drei Millionen Menschen vertrieben wurden oder sich auf der Flucht befinden. Für ihre Unterbringung<br />

wird nur notdürftig gesorgt, zum Teil fehlt jede Form von Hilfe.<br />

Erschwert wird der Konflikt weiter dadurch, daß im direkten serbischen Einzugsbereich mehrere<br />

Gebi<strong>et</strong>e liegen, die nicht serbisch besiedelt sind (darunter das bereits erwähnte albanische<br />

Kosovo, wo sich Ende November 1991 in einer geheimen Abstimmung über 90 Prozent der<br />

teilnehmenden Albaner für die Unabhängigkeit erklärten, der Sandjak und Teile der Vojvodina).<br />

Vor allem ist die makedonische Frage ungelöst. Auf Teile Makedoniens, das am 19. November<br />

1991 seine Unabhängigkeit erklärt hatte, erheben sowohl Griechen, Bulgaren und<br />

Albaner als auch Serben (obwohl deren Minderheit -- 2,3 Prozent der Bevölkerung - in dieser<br />

Republik so gut wie keine Rolle spielt) teils historisch, teils <strong>et</strong>hnisch begründ<strong>et</strong>e Ansprüche.<br />

Vor allem Griechenland fürcht<strong>et</strong> von einer Unabhängigkeit Makedoniens (und allein schon<br />

von einer Anerkennung des Namens “Makedonien“ für den neuen Staat) Auswirkungen auf<br />

seine eigenen makedonischen Provinzen (weitgehend der gesamte Norden). Es sieht deshalb<br />

in Serbien einen natürlichen Verbünd<strong>et</strong>en und läßt sich schon aus diesem Grunde trotz formeller<br />

B<strong>et</strong>eiligung nicht in eine konsequente Embargopolitik einbinden. Es blockierte bis<br />

April 1993 die Anerkennung der makedonischen Unabhängigkeit und hat möglicherweise<br />

5 Dabei ist zu berücksichtigen, daß es andererseits die Geistlichen aller drei Volksgruppen waren, die unter der<br />

kommunistischen Herrschaft die Erinnerung an die historischen Begebenheiten wachhielten und zum Identitätsbewußtsein<br />

der Bevölkerungen beitrugen.<br />

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