Untitled - Justitia et Pax
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des UN-Generalsekr<strong>et</strong>ärs in der ‘Agenda for Peace“, für das Krisenmanagement einen festen<br />
Stamm von schnell eins<strong>et</strong>zbaren UN-Soldaten bei den Nationalstaaten aufzubauen.<br />
Dies ist auch für einen möglichen Einsatz von NATO-Truppen zur Sicherung eines Waffenstillstandes<br />
in Bosnien-Herzegowina von Bedeutung. Auch wenn der Owen-Stoltenberg-Plan<br />
am bosnischen Parlament gescheitert ist, bleibt davon auszugehen, daß ein erneuter Waffenstillstand<br />
an einer Dreiteilung, wenn nicht gar Zweiteilung Bosnien-Herzegowinas zu orientieren<br />
ist. Dann werden die NATO-Blauhelmtruppen im Auftrag des UN-Sicherheitsrats in<br />
erster Linie die Eroberungen der bosnischen Serben und vielleicht der bosnischen Kroaten zu<br />
sichern haben, während die bosnischen Muslime die Vereinbarung nur notgedrungen akzeptieren<br />
dürften und alles daran s<strong>et</strong>zen werden, sie zu ihren Gunsten zu verändern. Denn aus<br />
ihrer Sicht wird die NATO einen Unrechtsfrieden verteidigen. Je länger zudem der gewaltsame<br />
Konflikt noch dauert, desto verhärt<strong>et</strong>er werden die Fronten und umso schwieriger die<br />
Aufgabe für die NATO. Ohnehin ist noch offen, ob die NATO für diesen Einsatz genügend<br />
Soldaten erhält und ob sich Frankreich, der UN-Generalsekr<strong>et</strong>är und die USA über die Frage<br />
einigen, unter welchem Kommando die Truppen einges<strong>et</strong>zt werden sollen.<br />
Eine politische Lösung des Konfliktes erscheint zudem nur dann möglich, wenn sich sowohl<br />
in Serbien als auch in Kroatien innenpolitisch <strong>et</strong>was verändert, der Prozeß einer Demokratisierung<br />
eine wirkliche Chance erhält und die bosnischen Muslime sich wegen der unbefriedigenden<br />
Situation längerfristig nicht radikalisieren. Das sind keine günstigen Vorzeichen für<br />
den ersten Blauhelmeinsatz von NATO-Truppen, zumal sie allenfalls die Vorauss<strong>et</strong>zung (den<br />
Waffenstillstand) für den Friedensprozeß, aber nicht den Friedensprozeß selbst garantieren<br />
können. Die Gefahr ist jedenfalls nicht von der Hand zu weisen, daß die NATO-Blauhelme<br />
auch längerfristig als politische Ersatzlösung für eine an sich unbefriedigende sicherheitspolitische<br />
Situation im Balkan dienen könnten.<br />
Schlußbemerkung<br />
Ohne Zweifel haben die westlichen Staaten aufgrund ihrer Prioritätens<strong>et</strong>zung und unterschiedlichen<br />
Auffassung in der Sezessionsfrage mögliche Chancen zur Beeinflussung des<br />
Verhaltens der Konfliktparteien nicht genutzt und nicht nutzen können. Dies lag vor allem<br />
daran, daß in der Frühphase des Konflikts, in der eine positive Beeinflussung der Konfliktparteien<br />
noch eher möglich erschien, die westlichen Staaten in der Frage politischer und wirtschaftlicher<br />
Sanktionen gespalten waren. In dieser Situation wären aber schnelle und einschneidende<br />
politische und wirtschaftliche Sanktionen nach den ersten Waffenstillstandsbrüchen<br />
wahrscheinlich erfolgreicher gewesen, gemessen an den bis zum Winter 1992 zu bekla-<br />
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