Untitled - Justitia et Pax
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Hilfe abhängig sind und einen ständigen Unruheherd ähnlich den Palästinenserlagern bilden<br />
könnten.<br />
Damit bleibt für militärische Maßnahmen neben der Beobachtung eigentlich nur die Aufgabe,<br />
die Zivilbevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern so weit wie möglich zu versorgen, solange<br />
ein Waffenstillstand nicht erreichbar ist. Sollte irgendwann ein Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina<br />
erreicht werden, müßte dieser allerdings schnellstmöglich durch ein großes<br />
Blauhelmkontingent gesichert werden, da dieser aufgrund der umstrittenen politischen Problematik<br />
sehr labil sein dürfte. Nach Auffassung der NATO wären dafür zumindest in der Anfangsphase<br />
ca. 50-75.000 Soldaten notwendig. Die vorbereitenden Planungen und die Zuweisung<br />
einzelner nationaler Kontingente zu ihren möglichen Einsatzorten und Aufgaben sollten<br />
schon j<strong>et</strong>zt in Angriff genommen werden. Doch noch ist leider offen, ob die NATO selbst<br />
unter der Mitwirkung einiger osteuropäischer Länder und Rußlands genügend Soldaten für<br />
diesen Zweck aufbi<strong>et</strong>en kann, und wie das Verhältnis zwischen UN und NATO endgültig<br />
geregelt wird. Dem Auftrag der Truppen könnte zudem eine entscheidende Bedeutung für die<br />
Stabilität des Waffenstillstands zukommen. Sie sollten nicht nur den Waffenstillstand überwachen<br />
und sichern, sondern auch die notwendige Demilitarisierung kontrollieren. Zudem<br />
müßten die lokalen Polizei- und Verwaltungsbehörden überwacht werden, um weiteren <strong>et</strong>hnischen<br />
Vertreibungen vorzubeugen. Darüber hinaus sollten die UN und die NATO ihre Leistung<br />
zur Sicherung des Waffenstillstandes mit der politischen Forderung verknüpfen, daß alle<br />
Konfliktparteien, besonders aber die serbische Regierung, sich zu weiterführenden<br />
Rüstungskontroll- und Abrüstungsverhandlungen bereiterklären müßten.<br />
Denn der Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina wäre nur die Grundvorauss<strong>et</strong>zung für den<br />
Friedensprozeß, aber noch nicht der Friedensprozeß selbst. Zumal die Unterdrückung der<br />
Minderheiten in Serbien an anderer Stelle den Konflikt wieder eskalieren könnte und ähnliches<br />
für das ungeregelte Verhältnis zwischen Serbien und Kroatien droht. Die politische Unterstützung<br />
des Deeskalationsprozesses von außen müßte deshalb weiter fortges<strong>et</strong>zt werden,<br />
um diese Risiken zu minimieren und die Blauhelmtruppen vermindern zu können. Der wirtschaftlichen<br />
Hilfe, der Flüchtlingsfrage und der Entschädigung der Opfer und Hinterbliebenen<br />
käme dabei sicherlich genau so große Bedeutung zu wie dem Aufbau einer neuen stabilen<br />
Ordnung. Aufgrund der komplexen politischen Strukturen und der umstrittenen politischen<br />
Rahmenkonstruktion für Bosnien-Herzegowina erschiene dies allerdings zumindest in nächster<br />
Zukunft sehr fraglich.<br />
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