Untitled - Justitia et Pax
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2. Nichtmilitärische Maßnahmen<br />
Eine ausführliche Analyse und Bewertung der nichtmilitärischen Interventionsmaßnahmen<br />
kann hier nur beschränkt erfolgen. Generell läßt sich fragen, ob anfangs die Unterstützung der<br />
staatlichen Einheit Jugoslawiens durch die internationale Staatenwelt und später das Eintr<strong>et</strong>en<br />
für die Abspaltung eines Teils der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken wirklich notwendig<br />
waren oder ob es noch andere Möglichkeiten für das Konfliktmanagement und die<br />
Konfliktlösung gegeben hätte. Grundsätzlich waren zwar nur zwei Lösungsansätze möglich:<br />
Entweder mußte der Nationalitätenkonflikt innerhalb des Staatsverbandes von Jugoslawien<br />
oder durch die Unabhängigkeit der Teilrepubliken gelöst werden. Doch stellt sich die Frage,<br />
warum die internationale Staatengemeinschaft (besonders die USA) sich ohne Not und vor<br />
allem ohne ausreichende Kenntnis der innerjugoslawischen Konfliktdynamik sehr früh zunächst<br />
für den Staatserhalt eins<strong>et</strong>zte 10 , und als die serbische Seite dies notfalls unter Einsatz<br />
militärischer Zwangsmittel durchs<strong>et</strong>zen wollte, für die Unabhängigkeit eines Teil der jugoslawischen<br />
Teilrepubliken unter deutscher Führung plädierte. Dabei geri<strong>et</strong>en zudem Kompromißlösungen<br />
wie die von Slowenien und Kroatien vorgeschlagene und später von den Serben<br />
abgelehnte Konföderation völlig aus dem Blick. Gerade wegen der unzureichenden Informationslage<br />
über den komplexen Konflikt im ehemaligen Jugoslawien hätte die internationale<br />
Staatengemeinschaft und dort vor allem die EG-Staaten zunächst dem Gewaltverzicht und der<br />
Kriegsverhinderung zusammen mit dem Minderheitenschutz und den Menschenrechten Priorität<br />
einräumen müssen und die Frage der staatlichen Einheit versus Selbstbestimmung offen<br />
lassen sollen 11 . Die falsche Prioritätens<strong>et</strong>zung hat neben der nicht beabsichtigten Eskalationswirkung<br />
zugleich die Spaltung in der EG gefördert. Auf der anderen Seite steht das bisher<br />
weitgehend kompromißlose Machtstreben der serbischen und kroatischen Nationalisten sowie<br />
die Idee eines großserbischen und großkroatischen Staates, die, egal, für welche Alternative<br />
man sich entschieden hätte, einen gewaltsamen Konflikt nur schwer vermeidbar erscheinen<br />
läßt.<br />
Haben in diesem Zusammenhang die internationale Staatenwelt und besonders die EG und die<br />
Bundesrepublik nicht erhebliche Fehler begangen, wenn sie einerseits besonders Kroatien und<br />
Bosnien-Herzegowina zur Unabhängigkeit ermuntert und damit Mitverantwortung übernommen,<br />
gleichzeitig aber viel zu wenig g<strong>et</strong>an haben, um die Sicherheit dieser neuen Staaten zu<br />
10 Für einige EG-Staaten (z.B. Spanien u. England) spielten bei dieser Entscheidung die Auswirkungen auf die<br />
eigenen separatistischen Bewegungen eine große Rolle. Zum anderen befürcht<strong>et</strong>en viele westliche Staaten, daß<br />
mit der Befürwortung der Aufteilung Jugoslawiens andere Völker und <strong>et</strong>hnische Gruppierungen in Osteuropa<br />
und der UdSSR sich zur Sezession ermuntert fühlen könnten. Während die außenpolitischen Folgen und die<br />
Konsequenzen für die eigene Innenpolitik sicherlich ausreichend bedacht wurden, fanden die möglichen Folgen<br />
für die Konfliktdynamik in Jugoslawien und deren Rückwirkung auf das Krisenmanagement der EG kaum<br />
Berücksichtigung.<br />
11 Vgl. Heinz V<strong>et</strong>schera, Faktoren in der Fehleinschätzung entstehender Krisen: Das Beispiel Jugoslawien, in:<br />
Wolfgang Heydrich <strong>et</strong> al. (Hg.), Stabilität (Anm. 8), S. 310-315.<br />
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