Hugo Bettauer: Die Stadt ohne Juden - The new Sturmer
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vergehen, vielleicht seid ihr dann voneinander losgekommen oder aber es treten Entwicklungen ein, die<br />
euch doch noch vereinigen.«<br />
Während Lotte fassungslos weinte und mit ihr ihre Mutter, hob nun auch Leo sein Glas.<br />
»Vater, so darf ich dich ja doch wohl noch nennen, ich muß die Gründe deiner Weigerung, Lotte mit mir<br />
ziehen zu lassen, würdigen, wahrscheinlich würde ich an deiner Stelle nicht anders handeln. Aber eines<br />
sage ich dir, sage ich Lotte, die ich nie aufhören werde zu lieben: Mein Leben wird von nun an ein<br />
einziger Kampf werden! Man sagt meinem Volke Zähigkeit nach – nun so will ich die ganze Fähigkeit<br />
meines Volkes in mir vereinigen. Mit Kopf und Herz, mit meinem ganzen Können und Wollen werde ich<br />
darauf hinarbeiten, Lotte zu gewinnen, so oder so! Man kann mich vertreiben wie einen räudigen Hund,<br />
man kann aber den Willen in mir nicht töten! Und ich leere mein Glas auf euer Wohl und auf unsere<br />
Vereinigung, die früher kommen wird, als wir alle heute zu hoffen wagen!«<br />
Am nächsten Tage fuhr Leo Strakosch mit einem Zuge fort, der sich zum großen Teil aus geistigen<br />
Arbeitern und Künstlern zusammensetzte. Hofrat Spineder, Frau Spineder und Lotte gaben ihm das<br />
Geleite. Außer ihnen ließ Leo nichts zurück, was ihm wert war, da seine Eltern längst nicht mehr lebten.