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Hugo Bettauer: Die Stadt ohne Juden - The new Sturmer

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Prags und Budapests unterliege. »In Ungarn ist man ebenso schlau wie in Prag gewesen. Man hat<br />

gewisse Kategorien von anständigen <strong>Juden</strong> mit offenen Armen aus Wien aufgenommen und dadurch den<br />

Handel an sich gerissen. <strong>Die</strong> Einkäufer der ganzen Welt können, weil sie zum großen Teil <strong>Juden</strong> sind,<br />

<strong>ohne</strong>dies Wien nicht mehr besuchen, sie gehen nach Prag, Brünn und Budapest, in erster Linie natürlich<br />

nach Berlin, das reißt die christlichen Einkäufer mit, die österreichischen Erzeuger von Fertigfabrikaten,<br />

wie Ledergalanterie, Schuhe, Keramik und so weiter, müssen, statt die Einkäufer bei sich zu empfangen,<br />

mit dem Musterkoffer nach dem Ausland reisen, kurzum, es werden trotz des beispiellos niedrigen<br />

Standes der Krone in Wien keine nennenswerten Geschäfte gemacht. Damit hat naturgemäß in Wien<br />

auch das Schiebertum in Valuten sein Ende erreicht, aber wie es scheint, auf Kosten des österreichischen<br />

Organismus. Der geniale Bundeskanzler Doktor Schwertfeger hat mit seinem Gesetz keine große,<br />

sondern eine allzu große Tat getan!«<br />

Und wie zur Bekräftigung der Wahrheit dieses Artikels begann sich in Wien eine völlige Deroutierung<br />

des Bankenwesens einzustellen. <strong>Die</strong> ausländischen Konsortien, die die Wiener Großbanken übernommen<br />

hatten, sahen sich in ihren Hoffnungen bitter enttäuscht. Ihr Umsatz wurde immer geringer, mit dem<br />

Fortgang der <strong>Juden</strong> hatte auch das Börsenspiel einen beträchtlichen Rückgang aufzuweisen, und die<br />

Banken waren genötigt, wenn sie nicht mit Verlust arbeiten wollten, eine der Tausenden von<br />

Bankfilialen, mit denen Wien überfüllt war, nach der anderen aufzulassen. Vergebens legte die<br />

Organisation der Bankbeamten dagegen Protest ein, daß ein Teil ihrer Mitglieder brotlos gemacht wurde.<br />

<strong>Die</strong> Banken steckten sich hinter ihre Gesandtschaften, es kam zu peinlichen diplomatischen<br />

Interventionen, die damit endeten, daß die österreichische Regierung, statt ihre eigenen Beamten<br />

abzubauen, noch die stellenlosen Bankangestellten in ihren <strong>Die</strong>nst nehmen mußte. Und die Krone fiel auf<br />

ein Tausendstel Centime.

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