Hugo Bettauer: Die Stadt ohne Juden - The new Sturmer
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daß eine <strong>Stadt</strong> wie Wien <strong>ohne</strong> Luxus nicht leben kann. Zuerst hatten die christlichen Geschäftsleute, die<br />
die Kaufläden der <strong>Juden</strong> übernahmen, sich auch deren Automobile bemächtigt, es schien der Wohlstand<br />
derselbe geblieben zu sein und nur eine Umgruppierung erfahren zu haben, und der Jubel, mit dem die<br />
Wiener es begrüßten, daß sie nicht bei jedem Schritt auf jüdische Schieber stoßen mußten, war ebenso<br />
ehrlich als begreiflich. Als dann aber bald die Krone wieder ins Uferlose fiel und die Teuerung neue<br />
Wellen zog, als alles das, was eben auf äußersten Luxus eingestellt war, wie die vornehmen Geschäfte,<br />
die Kabaretts, die <strong>The</strong>ater, die fürstlichen Restaurants und Bars, einging, als die Arbeitslosigkeit um sich<br />
griff und der Export nach dem Ausland immer geringer wurde, da begann auch das äußere Leben<br />
flügellahm zu werden. <strong>Die</strong> Zehntausende von Automobilen, die aus jüdischen Händen in christliche<br />
übergegangen waren, wurden für eine Handvoll Lire oder Francs ins Ausland verkauft, weil bei dem<br />
schlechten Geschäftsgang das Benzin unerschwinglich wurde, die Kunsthändler klagten über völlige<br />
Geschäftslosigkeit, das Defizit der Staatstheater wuchs riesenhaft, christliche Künstler und Gelehrte von<br />
Ruf, vor allem aber die großen Ärzte, zogen ins Ausland, weil das Inland ihnen nicht mehr die Honorare<br />
bezahlen konnte und wollte, die sie von den jüdischen Zeiten her gewohnt waren.<br />
Und unaufhaltsam griffen Mißmut, Unzufriedenheit und die Erkenntnis, auf einer abschüssigen Bahn zu<br />
gehen, um sich.